Verletzlichste Menschen weltweit schützen: Humanitärer Dachverband appelliert, Humanitäres Völkerrecht einzuhalten

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

Im Nahen Osten wurde am Montag eine besorgniserregende rote Linie überschritten, die einen noch nie dagewesenen Präzedenzfall schafft. Die Abgeordneten im israelischen Parlament stimmten dafür, jegliche Kooperation mit dem UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) zu beenden. Dieses koordiniert, im Einklang mit dem Mandat der Vereinten Nationen, die gesamte Humanitäre Hilfe im Gazastreifen und Westjordanland.

Diese Entscheidung könnte die bereits dramatische humanitäre Situation weiter verschärfen, denn das De-facto-Arbeitsverbot für das UN-Hilfswerk schafft eine Versorgungslücke, deren Schließung durch andere Organisationen Jahre dauern würde. Doch die Menschen im Gazastreifen haben – so wie notleidende Menschen in anderen Krisen und Konflikten – genau das nicht: Zeit. Weltweit sterben jeden Tag unzählige Menschen an den Folgen der Gewalt, des Hungers und an Krankheiten.

Wir appellieren daher an die gegenwärtige sowie an die künftige österreichische Bundesregierung, sich deutlich für das Humanitäre Völkerrecht, den Humanitären Imperativ und die Humanitären Prinzipien zum Schutz der verletzlichsten Menschen einzusetzen. Die aktuelle Situation in Nahost verdeutlicht, wie wichtig die Wahrung dieser Normen ist. Gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft ist Österreich gefragt, Kriegsparteien an den vielen Schauplätzen weltweit eindringlich daran zu erinnern, Humanitäre Hilfe zu ermöglichen und zu gewährleisten sowie den Schutz von Zivilbevölkerung, des medizinischen Personals und der humanitären Helfer*innen zu priorisieren.

Dies ist nicht nur eine ethische Pflicht demokratischer Länder wie Österreich, sondern auch eine Frage der globalen Stabilität. Diese hängt in großem Maße von funktionierenden internationalen Abkommen und internationaler Zusammenarbeit ab. Nur durch eine starke und mutige Außenpolitik, in der die akute Humanitäre Hilfe und die langfristige Entwicklungszusammenarbeit eine zentrale Rolle spielen, kann die nächste Regierung diese Normen absichern und wirksam zum Schutz der verletzlichsten Menschen beitragen.

Lukas Wank,
Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

20 Jahre ADA: In Zeiten der Krisen niemanden zurücklassen

„Die Vision einer gerechten Welt ist eine, in der Entwicklungszusammenarbeit nicht mehr benötigt wird. Es ist eine Welt, in der alle Menschen Zugang zu ausreichend Nahrung, Bildung und Gesundheitsversorgung haben und in der ihre Lebensgrundlagen sowie ihre Menschen- und Bürgerrechte geachtet werden. Um diese Vision zu verwirklichen, ratifizierten die UN-Mitgliedstaaten vor neun Jahren einstimmig die Agenda 2030. Diese zeigt den Weg vor, um die weltweiten Auswirkungen der globalen Krisenspirale sowie bestehende Ungleichheiten zwischen Ländern, Regionen und ihren Bewohner*innen anzupacken. Der Kampf gegen weltweite Armut verlangt nach wie vor ein konsequentes politisches Engagement und die Zusammenarbeit mit allen Akteur*innen einer nachhaltigen Entwicklung. Dabei übernehmen zivilgesellschaftliche Organisationen und ihre Partner*innen eine Vorreiterrolle“, erläutert Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung.

Wank sei erfreut, dass österreichische NGOs der internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe seit 20 Jahren auf eine verlässliche Partnerin wie die Austrian Development Agency (ADA) zählen können, die ihre Visionen teilt: „Während der Druck auf die Zivilgesellschaft weltweit zunimmt, fördert die ADA Projekte und Programme, die das Verständnis für politische, soziale, ökologische sowie ökonomische Herausforderungen auf der Welt stärken sowie zu deren Lösung beitragen.“

Gemeinsam die Agenda 2030 weltweit umsetzen

Die ADA vergibt die bereitstehenden öffentlichen Mittel für bilaterale Projekthilfe und schafft notwendige Strukturen in österreichischen Schwerpunktländern. In diesen, in weiteren Ländern des Globalen Südens sowie in Österreich fördere die ADA auch die Umsetzung der Agenda 2030 und deren 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), fährt Caroline Hungerländer, Geschäftsführerin des Instituts für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE), fort. „Dank der wertvollen Unterstützung der ADA können wir der österreichischen Bevölkerung zum Beispiel in Berichten, in einem Podcast und bei Veranstaltungen das umfassende Potenzial der SDGs näherbringen, wichtige Akteur*innen vernetzen und so eine weltweite nachhaltige Entwicklung vorantreiben.“

Dem Klimabündnis Österreich und seinen lokalen Partner*innen am Rio Negro sei es im Laufe der letzten 20 Jahre in Kooperation mit der ADA gelungen, ein Regenwaldgebiet als indigenes Territorium unter Schutz zu stellen, das 1,6-mal so groß wie Österreich ist,  berichten die Klimabündnis-Geschäftsführer*innen Elke Kastner und Norbert Rainer. „Heute unterstützt die ADA auch Delegationsbesuche, bei denen indigene Vertreter*innen aus dem Rio-Negro-Becken in den direkten Dialog mit österreichischen Gemeinden, Städten und Ländern treten. Alle Beteiligten profitieren von diesem Austausch über Regenwald- und Klimaschutz, der einen wichtigen Beitrag zu SDG 13, Maßnahmen zum Klimaschutz, SDG 15, Leben am Land, und SDG 17, Partnerschaften zur Erreichung der Ziele, leistet. Für diese gelebte Klimagerechtigkeit wollen wir uns sehr herzlich bei der ADA bedanken.“

Eine verlässliche Partnerschaft, um niemanden zurückzulassen

Wie die Zivilgesellschaft orientiert sich auch die ADA an dem Leitgedanken der Agenda 2030, niemanden zurückzulassen. „Wir begrüßen, dass ein substanzieller Anteil der von der ADA geförderten Projekte und Programme in den letzten Jahren zur Erreichung von SDG 5, Geschlechtergleichstellung, beigetragen hat. Die Tendenzen in vielen Ländern zeigen uns, dass die Erfolge der letzten Jahre nicht selbstverständlich sind. Daher gilt es weiterhin, gemeinsam Frauenorganisationen vor Ort zu stärken. Eine wesentliche Richtschnur bleibt dabei der aktuelle Gender-Action Plan III der EU, der sich für gesellschaftspolitisch hoch relevante Anliegen wie den Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt einsetzt“, sagt Julia Günther, Obfrau von WIDE –Entwicklungspolitisches Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven.

Alex Buchinger, Geschäftsführer von Licht für die Welt Österreich, berichtet von einem gemeinsamen Meilenstein im Sinne von SDG 10, weniger Ungleichheiten: „Licht für die Welt rettet Augenlicht und ermöglicht Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben. 2023 konnten wir die bahnbrechende Disability Inclusion Academy in Äthiopien eröffnen, die Jugendliche mit Behinderungen zu Inklusionsberater*innen ausbildet. Diese begleiten öffentliche und private Einrichtungen auf deren Weg zum inklusiven Arbeitsumfeld. Wir danken der ADA für die verlässliche und konstruktive Partnerschaft in unserem Einsatz für die Rechte von Menschen mit Behinderungen und freuen uns auf weitere Meilensteine.“

Lukas Wank und seine Kolleg*innen aus den Mitgliedsorganisationen der AG Globale Verantwortung gratulieren der ADA und ihren Mitarbeiter*innen herzlich zum 20. Jubiläum. Sie danken für die engagierte Zusammenarbeit, durch die sie gemeinsam zu einem menschenwürdigen Leben für alle auf einem gesunden Planeten beitragen, und auf die sie auch in Zukunft bauen wollen.


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Austrian Development Agency

(hh)

Ivan Atuyambe on Youth Participation and Localization in the Global South

Screenshot aus Video mit Ivan Atuyambe, u.a. über Localization.

Ivan Atuyambe is a pan African thought leader on youth governance from Uganda, currently living and working in Rwanda. In early October 2024, he hosted the one-day workshop Anti-Colonial Approaches to Humanitarian Assistance – What ‚Locally Led‘ Should Actually Mean for the staff of our member organizations in Vienna.

Klicken, um das Video auf YouTube zu schauen.

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Veranstaltung (03.10.2024): Anti-Colonial Approaches to Humanitarian Assistance – What ‚Locally Led‘ Should Actually Mean

Nothilfemittel für Nahost kommen zur richtigen Zeit

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

Die AG Globale Verantwortung begrüßt, dass Österreich 6 Mio. Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds (AKF) für die akute Nothilfe der UNO und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Syrien, Jordanien und im Libanon bereitstellen wird. Diese Mittel hat die Bundesregierung per Umlaufbeschluss am heutigen Welternährungstag freigegeben.

Der regionale Fokus dieser AKF-Mittel ist gut gewählt, denn allein im Gazastreifen und im Libanon kamen im letzten Jahr zwischen 40.000 und 45.000 Menschen ums Leben. Es ist zu befürchten, dass nach Syrien der gesamte Nahe Osten zu einer langanhaltenden Krisenregion wird. Weltweit sind infolge von Konflikten und Kriegen, der Klimakrise und Gesundheitskrisen heute knapp 300 Mio. Menschen auf Humanitäre Hilfe angewiesen. Jedoch kann nur rund drei von zehn Menschen in Not geholfen werden, weil international eine enorme humanitäre Finanzierungslücke von 67% besteht.

Bundesregierung gefragt, die verbliebenen AKF-Mittel für 2024 rasch zu beschließen

Um wie im Nahen Osten die Auswirkungen von Krisen und Konflikten auf die Bevölkerung eindämmen und bewältigen zu können, bevor es zu einer Eskalation kommt, verankerte die Bundesregierung mehr Planbarkeit und Vorausschau in der Strategie der Humanitären Hilfe Österreichs. Die Bundesregierung ist daher gefragt, die noch verbliebenen Mittel aus dem AKF für 2024 rasch zu beschließen. Damit kann nicht nur die enorme Finanzierungslücke ein Stück weit geschlossen werden, sondern insbesondere vorausschauende Humanitäre Hilfe gefördert werden. Österreichische Hilfsorganisationen stehen mit reichlich Expertise und Erfahrung bereit.

Als Dachverband erachten wir es zudem als zentral, dass sich Österreich deutlich für die Einhaltung des Humanitären Völkerrechts einsetzt. Dieses verurteilt den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe und sichert den Schutz der Zivilbevölkerung sowie der humanitären Helfer*innen.

Lukas Wank,
Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

Seeding the Future: Embracing Agroecology and Food Sovereignty as Pillars of Africa’s Agricultural Renaissance

Million Belay, General Coordinator of the Alliance for Food Sovereignty in Africa. © private

Africa must adopt a new approach centred on agroecology

Agroecology is the intersection of traditional wisdom and ecological concepts and is critical to Africa’s agricultural evolution. This method may appear puzzling to some, yet it is a foundation for strong and durable food systems. Agroecologygr connects community well-being with soil health. It goes beyond simple farming, combining ecological knowledge, social equality, and ancient wisdom. It is a broad framework in which ecosystems and agricultural techniques collaborate to provide food that is environmentally friendly and sustainable.

For example, an agroecological farm in Kenya may combine crop rotation, agroforestry, and natural pest control, relying on years of local expertise. In Uganda, community seed banks may help to preserve biodiversity by providing access to a variety of traditional crops that are robust to local climate problems.

Transforming food systems to achieve food sovereignty

Food sovereignty is more than just access to food; it is a transformative notion that advocates for people’s rights to create their own food systems, putting those who produce, distribute, and consume food at the centre of food policies rather than market and corporate demands. It advocates for the right to nutritious and culturally appropriate food produced using sustainable means, as well as the right of people to choose their own food and agricultural systems. This is fully consistent with agroecology’s emphasis on local control over resources like seeds, water, and land.

In practice, food sovereignty may take the form of a Mali community managing its own seed bank, preserving indigenous agricultural varieties that are well-suited to the local environment and culture. It could be observed in an Ethiopian cooperative that processes and markets its members‘ coffee, ensuring that trade advantages are distributed evenly throughout the community.

Advocating for local and just food systems

The Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA) supports such efforts and advocates for laws and policies that prioritize local food systems and expertise above transnational agribusiness. It also entails protecting smallholder farmers‘ rights to access and control land and other resources, as well as ensuring that women and marginalized groups have an equal say in the food system.

AFSA’s food sovereignty stance seeks to address global food production and distribution imbalances, resisting food commodification and advocating for farmers‘ rights to save and exchange seeds, which are under threat from global seed companies‘ push for proprietary seeds. Because since the advent of the Green Revolution, productivity has only marginally improved, primarily benefiting select crops like maize. Small-scale farming households, the intended beneficiaries of Green Revolution programmes, seem scarcely better off. Poverty persists, and severe food insecurity has risen in the region.

By embracing food sovereignty, AFSA not only promotes a method of food production, but also advocates for a political and social movement that empowers communities, respects cultural and biological diversity, and challenges power structures that undermine people’s rights and needs.


About the author

Million Belay is the co-founder and General Coordinator of the Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA), a network that advocates for seed and food sovereignty, as well as promoting agroecology and supporting the rights of local communities and indigenous peoples to their land. He is also a member of the International Panel of Experts on Sustainable Food Systems (IPES-Food), and the founder of MELCA, an indigenous NGO working on agroecology, intergenerational learning, conservation of forests and improving the livelihood of local communities and indigenous peoples in Ethiopia. He also played a significant part in the establishment and activities of the Africa Biodiversity Network (ABN).

In 2023, Million Belay hosted a workshop, Let’s Go Agroecology! Transforming Food Systems in Africa, and participated in a panel discussion at the SDG Dialogue Forum 3.0 in Vienna.


In the section Outside view, Global Responsibility gives experts the opportunity to comment and share their views on current and relevant development issues. The aim is to facilitate development policy debates, promote democratic discourse and highlight the importance of implementing the 2030 Agenda. The authors are solely responsible for the content of their articles. Global Responsibility does not necessarily share the views expressed.

NGOs fordern Einsatz für Stabilität, gegen Armut und Hunger

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

„Im Nationalratswahlkampf haben globale Krisen wie Hunger, Armut und Klimakrise kaum eine Rolle gespielt. Die Parteien fokussierten auf Themen wie Migration und Teuerung als nationale Herausforderungen, ohne deren globale Zusammenhänge zu benennen. Doch lassen sich globale Krisen nur durch Dialogführung und internationale Zusammenarbeit lösen“, erklärt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, am Welternährungstag, auf den morgen der Weltarmutstag folgt. So tragen Industriestaaten wie Österreich massiv zur Klimakrise bei, die insbesondere in ärmeren Ländern verheerende Dürreperioden und Überschwemmungen nach sich zieht und Ernte nach Ernte vernichtet. Werden Lebensmittel knapp und teuer, kann das insbesondere in fragilen Staaten ganze Gesellschaften destabilisieren und dazu führen, dass Menschen anderswo nach Sicherheit suchen.

EZA, Humanitäre Hilfe und Klimaschutz im Kampf gegen Hunger und Armut

Weltweit haben bis zu 757 Mio. Menschen nicht genug zu essen, über eine Milliarde gelten als multidimensional arm und laut einem aktuellen Weltbank-Bericht sind die 26 ärmsten Länder so hoch verschuldet wie seit 2006 nicht mehr. Die internationale Gemeinschaft ist weiter denn je von den Zielen kein Hunger und keine Armut der Agenda 2030 entfernt. „Die Klimakrise erschwert die Landwirtschaft in Ländern des Globalen Südens dramatisch. Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen und alte Menschen leiden besonders daran. Zum einen müssen wir endlich konsequenten Klimaschutz betreiben, zum anderen den jetzt schon betroffenen Menschen im Globalen Süden zur Seite stehen“, fordert Sigrid Kickingereder, Geschäftsführerin der Katholischen Jungschar und ihrer Dreikönigsaktion.

Zudem hängt in immer mehr Weltregionen das Überleben der Menschen von Humanitärer Hilfe ab, deren Finanzierungsbedarf laut Vereinten Nationen aktuell nur zu 33% gedeckt ist. „Anhaltende Konflikte, Wirtschaftskrisen und der Klimawandel haben dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren auch wieder deutlich mehr Kinder hungern und unter Mangelernährung leiden. So werden drei Millionen Mädchen im Säuglingsalter ihren fünften Geburtstag nicht erleben. Besonders gravierend ist die Situation in Krisengebieten, wie in Nahost oder dem Sudan. Humanitäre Hilfe muss vor allem dort die Kinder erreichen, um langfristige Folgen von Unterernährung zu verhindern. Dafür braucht es ausreichend Mittel“, erklärt Sebastian Corti, Geschäftsführer von World Vision Österreich.

Der Schlüssel einer wirksamen Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und Humanitären Hilfe liegt allerdings in der Stärkung der lokalen Zivilgesellschaft, ergänzt Maria Katharina Moser, Direktorin von Diakonie und Brot für die Welt. „Um die Armut in den ärmsten Ländern des Globalen Südens zu bekämpfen, brauchen wir langfristige und lokal angepasste Lösungen, die die Klimaerhitzung mitbedenken. Eine neue Bundesregierung muss eine Koalition gegen Armut und Hunger und für eine starke Zivilgesellschaft bilden. Denn lokale Organisationen haben Hunger, Armut und Klimawandel gleichermaßen im Blick.“

Österreich profitiert von stabiler, friedlicher und gerechter Weltordnung

Im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen und des Bundesbudgets 2025 appelliert Lukas Wank daher an die Parteien, die Welt im Blick zu behalten und die Krisen entschlossen anzupacken: „Die nächste Bundesregierung ist gefordert, die Mittel für EZA, Humanitäre Hilfe und internationalen Klimaschutz deutlich zu erhöhen. Wir brauchen eine Politik, die das humanitäre Völkerrecht stärkt und die Zivilgesellschaft unterstützt. Entscheiden Sie sich gegen nationale Alleingänge, die eine weltweite nachhaltige Entwicklung behindern, und setzen Sie sich für eine gerechte, friedliche und stabile Weltordnung ein. Davon profitieren Menschen in armen Ländern genauso wie wir in Österreich und Europa.“

(hh)


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Entwicklungspolitische Forderungen zur NR-Wahl 2024 (27.05.2024): Österreichs globale Verantwortung in einer vernetzten Welt

Konflikt im Nahen Osten wird zum Flächenbrand: Humanitäre Hilfe unverzichtbar

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

Seit dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem laut Agence France-Presse 1.195 Menschen ermordet und 251 entführt wurden, herrscht im Gazastreifen Krieg. Die humanitäre Situation ist längst eskaliert: Mehr als 41.000 Tote, fast 100.000 Verletzte und 1,9 Millionen Vertriebene sind laut Vereinten Nationen die bisherige Bilanz. Am 23. September 2024 griff der Konflikt auf den Libanon über, wo bereits rund 2.000 Menschen ihr Leben verloren und 10.000 verletzt wurden. Hunderttausende fliehen auch dort, viele von ihnen in das ebenfalls krisengeplagte Syrien.

Der Nahe Osten steht vor einem erneuten Flächenbrand. Gewalt, Vertreibung und Elend breiten sich aus, und es sind vor allem humanitäre NGOs, die inmitten dieses Chaos einen Unterschied machen. Sie leisten unermüdlich Hilfe, versorgen Millionen Menschen mit lebenswichtiger Nahrung, Wasser und medizinischer Unterstützung – oft unter Lebensgefahr. Doch diese Hilfe ist nur so stark wie die Unterstützung, die sie erhält. Die internationale Gemeinschaft muss sicherstellen, dass diese lebensrettende Arbeit finanziert wird und gleichzeitig auf die Einhaltung des Humanitären Völkerrechts bestehen, das den Schutz der Zivilbevölkerung und der humanitären Helfer*innen garantiert.

Beispielsweise müssen die Kriegsparteien davon abgehalten werden, Hunger als Kriegswaffe einzusetzen, insbesondere angesichts der bereits überstrapazierten Situation in Gaza und des drohenden Hungers im Libanon vor Wintereinbruch.

Eine weitere Eskalation abzuwenden ist das Gebot der Stunde. Auch österreichische NGOs leisten akute Nothilfe, um Leben zu retten und Leid zu lindern. Darüber hinaus tragen sie langfristig zur Stabilisierung der Region und zur menschlichen Sicherheit der betroffenen Bevölkerungen bei. Doch ohne ausreichende Mittel und politischen Rückhalt bleibt ihr Handlungsspielraum begrenzt.

Wir appellieren daher an die österreichische Bundesregierung, sich in Europa und international stärker für Frieden, Humanitäre Hilfe und die Durchsetzung des Völkerrechts einzusetzen.

Lukas Wank
Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

Entwicklungszusammenarbeit im Kontext des Aufstiegs der radikalen Rechten in Europa

Die Teilnehmenden des Webinars CSO Development Cooperation in the Context of the Rise of the European Far Right beschäftigten sich unter anderem mit den Auswirkungen, die der Aufstieg der radikalen Rechten in der europäischen Politik auf den zivilgesellschaftlichen Handlungsspielraum (Civic Space) und die Solidarität in der Entwicklungszusammenarbeit hat.

Im Protokoll erfahrt Ihr mehr über aktuelle Tendenzen in europäischen Ländern.


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Nationalratswahl 2024: Wollen die Spitzenkandidat*innen die globalen Krisen weltweit anpacken?

Wir baten Spitzenkandidat*innen, die Fragen ausschließlich mit ja oder nein zu beantworten. © Globale Verantwortung

In fünf Tagen ist Nationalratswahl 2024 geschlagen.

Zusätzlich zu unserem Wahlprogramm-Check baten wir die Spitzenkandidat*innen um Antworten auf konkrete entwicklungspolitische Fragen. Diese geben Aufschluss darüber, ob Karl Nehmammer (ÖVP), Andreas Babler (SPÖ), Werner Kogler (Die Grünen), Beate Meinl-Reisinger (NEOS), Fayad Mulla (KEINE VON DENEN/Wandel) und Tobias Schweiger (KPÖ) im Rahmen einer verstärkten internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe Österreichs zu weltweiter Stabilität und Sicherheit beitragen wollen. Und die Antworten verdeutlichen, ob die Spitzenkandidat*innen alle Politikbereiche in der Pflicht sehen, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.

Von der Bierpartei und der Liste Madeleine Petrovic erhielten wir keine Antworten.

Unsere 6 entwicklungspolitischen Fragen

Genauer Wortlaut

  • Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Österreich seine Hilfe vor Ort verstärkt, um dadurch einen glaubwürdigen Beitrag zu mehr Stabilität und Sicherheit in der Welt zu leisten?
  • Treten Sie dafür ein, dass Österreich seine Mittel für Entwicklungszusammenarbeit1 über den europäischen Durchschnitt erhöht?
  • Politische Entscheidungen widersprechen oft den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030.2 Werden Sie sich dafür einsetzen, dass in Zukunft alle Politikbereiche zu nachhaltiger Entwicklung beitragen und sie nicht behindern?
  • Treten Sie angesichts der zahlreichen globalen Krisen dafür ein, die österreichische Humanitäre Hilfe durch eine weitere Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds (AKF) auszubauen?
  • Dürren, Stürme und Überschwemmungen zerstören die Lebensgrundlagen von Menschen in ärmeren Ländern, obwohl sie kaum zur Klimakrise beigetragen haben. Werden Sie diese Länder stärker unterstützen, damit sie auf Wetterextreme besser vorbereitet sind und sich schützen können?
  • Unterstützen Sie eine lückenlose Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes und der EU-Entwaldungsverordnung, damit auch die österreichische Wirtschaft weltweit zum Schutz von Menschenrechten, Klima und Umwelt beiträgt?

1 Im Jahr 2023 betrugen Österreichs öffentliche Entwicklungshilfeleistungen (Official Development Assistance, ODA) 0,38% des Bruttonationaleinkommens, die der europäischen Länder im Durchschnitt 0,47%.
2 Zum Beispiel durch klimaschädliche Investitionen.

Gebt am 29. September Eure Stimme ab, damit auch die nächste österreichische Bundesregierung anpackt: Globale Krisen. Weltweite Armut und Hunger. Die Folgen der Klimakrise.

#Österreichpacktan: Eure Stimme am 29. September!

Klicken, um das Video auf YouTube zu schauen.

Wir alle haben die globalen Krisen satt. Wir wollen in einer sicheren Welt leben. Eine wichtige Stütze ist die Zivilgesellschaft, die weltweit Armut bekämpft, Menschenrechte, Klima und Umwelt schützt sowie Frieden und Demokratie fördert. Internationales Engagement ist also eine echte Zukunftsversicherung für menschliche Sicherheit.

Gebt am 29. September Eure Stimme ab, damit auch die nächste österreichische Bundesregierung anpackt: Globale Krisen. Weltweite Armut und Hunger. Die Folgen der Klimakrise.

Welche Bedeutung Österreichs Rolle in der Welt für die Parteien hat, insbesondere die des verlässlichen Partners von armen und fragilen Ländern, erfahrt Ihr in unserem Wahlprogramm-Check.

NGOs an nächste Regierung: Internationales Engagement ist eine Zukunftsversicherung

Gruppenfoto mit Mitgliedsorganisationen und Transparent
Geschäftsführer Lukas Wank (6.v.r.) mit Vertreter*innen der Mitgliedsorganisationen vor dem Parlament in Wien. In der letzten Woche hat die Klimakrise in Österreich ein anderes Gesicht gezeigt als in den Hitzewochen zuvor: das des Hochwassers. © Globale Verantwortung

„Die letzten Jahre über jagt ein beunruhigender Klimarekord den nächsten und verdeutlicht: Globale Krisen wie die Klimakrise machen nicht vor Österreichs Grenzen halt. Extremwetterereignisse wie die der letzten Woche werden immer häufiger, immer heftiger und verstärken weltweit die Unsicherheit. Will Österreich von einer stabilen Weltordnung profitieren, braucht es eine nächste Regierung, die versteht, wie die Krisen global zusammenhängen und deren Ursachen weltweit anpackt“, appelliert Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, an die wahlwerbenden Parteien.

„Alle Menschen wollen in Sicherheit leben, darauf machen heute der Weltklimastreik – an dem sich besonders die Jugend Gehör verschafft – und der morgige Weltfriedenstag aufmerksam. Eine wichtige Stütze ist trotz zunehmenden Drucks die Zivilgesellschaft, die weltweit Armut bekämpft, Menschenrechte, Klima und Umwelt schützt sowie Frieden und Demokratie fördert. So gesehen ist internationales Engagement eine echte Zukunftsversicherung für menschliche Sicherheit“, betont Wank.

Wie die nächste Regierung konkret anpacken kann, berichten österreichische NGOs, die Expertinnen für krisenfitte und zukunftstaugliche Maßnahmen der internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe sind.

Klimakrise: Menschen bei erlittenen Schäden und Verlusten unterstützen

„Anhaltende Dürren, Wirbelstürme oder Überschwemmungen – die Menschen im Globalen Süden sind massiv von den Folgen des Klimawandels betroffen. Österreichische Unterstützung ist dringend gefragt, damit diese Menschen erlittene Schäden und Verluste bewältigen und sich schützen können. Wie das geht, zeigt die innovative Waldmacher-Methode von World Vision: Der seit Jahrzehnten bewährte und kostengünstige Ansatz reaktiviert bestehendes Wurzelwerk in trockenen Regionen, kehrt die Ausbreitung der Wüste um, verlangsamt den Klimawandel spürbar und trägt massiv zur Armutsreduktion bei“, nennt Sebastian Corti, Geschäftsführer World Vision Österreich, ein Best-Practice-Beispiel.

Frieden und Menschenrechte für Sicherheit essenziell

„Aktuelle Kriege zeigen, wie wichtig weltweiter Frieden und der Schutz der Menschenrechte auch für Wohlstand und Sicherheit in Österreich sind. Mitarbeiter*innen von horizont3000 packen in vielen Ländern mit an, wie Michaela Söllinger als Friedensfachkraft in Kolumbien. Von der nächsten Regierung erwarten wir verstärkte friedenspolitische Maßnahmen und eine Konkretisierung der EU-Leitlinie zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen“, ergänzt Erwin Eder, Geschäftsführer horizont3000.

Junge Menschen in demokratische Prozesse einbeziehen

„Als Kinderrechtsorganisation setzt sich SOS-Kinderdorf für starke, lebendige Demokratien weltweit ein, die die Meinungen und Interessen von Kindern und Jugendlichen ernstnehmen. Das beginnt schon im Kindergarten, in der Schule und im Ausbildungsbetrieb. Damit demokratische Gesellschaften den aktuellen Umbrüchen und Unsicherheiten trotzen können, ist auch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit gefordert, die Beteiligung und Mitsprache der jungen Zivilgesellschaft weltweit zu fördern“, gibt Christian Moser, Geschäftsführer SOS-Kinderdorf, der nächsten Regierung mit auf den Weg.

Abschließend richtet sich Lukas Wank an die wahlberechtigte Bevölkerung in Österreich: „Wir alle haben die globalen Krisen satt. Wir wollen in einer sicheren Welt leben. Am 29. September können wir unsere Stimme für ein Österreich abgeben, das globale Krisen auch in Zukunft anpackt.“


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(hh)

Nationalratswahl 2024: Das sind die entwicklungspolitischen Positionen der Parteien

Wir haben verglichen, welche unserer entwicklungspolitischen Forderungen bzw. damit verbundene Themen sich in den Wahlprogrammen der österreichischen Parteien, die zur Nationalratswahl am 29. September 2024 antreten, wiederfinden. Die Forderungen übermittelten wir Anfang Juni den Parteien, deren Antritt bei der Wahl zu diesem Zeitpunkt schon festgestanden ist. In unserem Forderungsdokument konkretisieren wir jede der folgenden Forderungen in mindestens drei Unterpunkten.

Werden die Parteien in der nächsten Legislaturperiode …

  • Prinzipientreue und bedarfsgerechte Humanitäre Hilfe sicherstellen
    Wir fordern die künftige österreichische Bundesregierung sowie die Abgeordneten zum Nationalrat dazu auf, sich entschieden für Humanitäre Hilfe sowie weltweite Katastrophenprävention einzusetzen. Es ist unabdingbar, dass Österreich seine Ressourcen und Bemühungen verstärkt, um effektiv auf akute Notlagen reagieren, das Leben von Menschen schützen und langfristig ihre Sicherheit gewährleisten zu können.
  • Mit Entwicklungspolitik für mehr Stabilität in der Welt sorgen
    Wir fordern die künftige österreichische Bundesregierung sowie die Abgeordneten zum Nationalrat dazu auf, Entwicklungszusammenarbeit und weitere Maßnahmen der internationalen Entwicklung verlässlich zu unterstützen. Sowohl durch verbesserte Rahmenbedingungen, zusätzliche Mittel als auch durch kohärente und glaubwürdige Politiken, die weltweit nachhaltige Entwicklung fördern.
  • Klimagerechtigkeit als globale Verantwortung priorisieren
    Wir fordern die künftige österreichische Bundesregierung sowie die Abgeordneten zum Nationalrat dazu auf, sich entsprechend der österreichischen Mitverantwortung an der Klimakrise für Klimagerechtigkeit einzusetzen. Zum Beispiel durch zusätzliche Klimaschutz- und Klimafinanzierungsmaßnahmen, die Menschen in Ländern des Globalen Südens dabei unterstützen, sich an die Auswirkungen der Klimakrise anzupassen oder Schäden und Verluste zu bewältigen.
  • Demokratie fördern und Zivilgesellschaft stärken
    Wir fordern die künftige österreichische Bundesregierung sowie die Abgeordneten zum Nationalrat dazu auf, Projekte zur Stärkung von Zivilgesellschaft und Menschenrechten weltweit sowie zu Bildungs- und Informationsarbeit in Österreich auszubauen. Diese schaffen eine wesentliche Grundlage für nachhaltige Entwicklung und fördern die Demokratie und Zivilgesellschaft.

Im Folgenden gehen wir genauer auf die Wahlprogramme und Positionierungen der Parteien ein:

ÖVP

Spitzenkandidat Karl Nehmammer

In ihrem Wahlprogramm bezeichnet die ÖVP effiziente Hilfe vor Ort als eine wichtige Säule, um die Lebensperspektiven von Menschen vor Ort zu verbessern. Ansonsten erwähnt die ÖVP die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) nur in Zusammenhang mit Migration. So sollen bei mangelnder Kooperation im Bereich Migration und Rückführungen Mittel gestrichen werden, wobei die Tatsache, dass aus Österreichs Schwerpunktländern kaum Flüchtlinge kommen, unerwähnt bleibt. Details oder konkrete Maßnahmen finden sich im Wahlprogramm der ÖVP nicht.

Beim Thema Klimaschutz bekennt sich die ÖVP allgemein zu einem effektiven Umwelt- und Klimaschutz und zu den Pariser Klimaschutzzielen, spricht sich aber andererseits unter anderem gegen den Green Deal der EU aus und setzt auf Eigenverantwortung der Bürger*innen, sowie auf technische Innovation, die die Klimakrise lösen soll. Auf internationale Klimazielen und Finanzierung geht das Programm nicht ein.

SPÖ

Spitzenkandidat Andreas Babler

Die SPÖ widmet der Entwicklungspolitik in ihrem Wahlprogramm breiten Raum und nennt auch ganz konkrete Maßnahmen, wie etwa das 0,7%-Ziel gesetzlich festzulegen und den Auslandskatastrophenfonds weiter aufzustocken.

Eine gut aufeinander abgestimmte Politik, die eine nachhaltige Entwicklung unterstützt und diese nicht behindert, wird genauso erwähnt wie eine ambitionierte Umsetzung des Lieferkettengesetzes, das Eintreten für die EU-Entwaldungsverordnung und der Fokus auf Menschenrechte und das internationale Recht in der Außenpolitik. Ebenso finden sich eine Verstärkung der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, eine Stärkung der Zivilgesellschaft, Geschlechtergerechtigkeit und eine feministische Außenpolitik im Wahlprogramm der SPÖ.

Beim Klimaschutz bekennt sich die SPÖ zur CO2-Neutralität bis 2040 und tritt für die EU-Entwaldungsverordnung ein. Weitere internationale Klimaziele enthält das Wahlprogramm nicht.

FPÖ

Spitzenkandidat Herbert Kickl

Im Wahlprogramm der FPÖ findet sich nur ein kurzer Absatz, der EZA an die Rücknahme von Geflüchteten koppelt und eine interessensgeleitete Entwicklungshilfe betont. Was interessensgeleitet bedeutet, erklärt die FPÖ nicht.

Die Grünen

Spitzenkandidat Werner Kogler

Die Grünen widmen im Vergleich mit den anderen Parteien der Entwicklungspolitik den meisten Platz in ihrem Wahlprogramm. Thematisch eingebettet in geopolitischen Fragestellungen, internationaler Politik und den Folgen der Klimakrise treten die Grünen für eine nachhaltige Entwicklungspolitik ein, die Ernährungssicherheit als Menschenrecht garantiert und die ärmsten Staaten vor allem bei Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen unterstützt.

Die Grünen wollen faire Handelsbeziehungen forcieren und das EU-Lieferkettengesetz ambitioniert umsetzen. Sie treten für den Ausbau von Menschenrechten und Demokratie und für die Einhaltung der humanitären Prinzipien ein. Zwar stehen konkrete Maßnahmen nicht im Vordergrund, jedoch werden die weitere Aufstockung der Mittel für Humanitäre Hilfe, sowie die Erfüllung des 0,7%-Ziels genannt.

Die Grünen bekennen sich zu einem umfassenden Klimaschutz, zu CO2-Neutralität bis 2040 und stehen für eine weitere Aufstockung der internationalen Klimafinanzierung. Die geforderte Abschaffung klimaschädlicher Subventionen betrifft allerdings nur das Inland.

NEOS

Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger

Das Wahlprogramm der NEOS enthält einen kurzen Absatz zur Entwicklungspolitik. Sie bekennen sich zu einer wertebasierten, nachhaltigen Außen- und Handelspolitik. Die NEOS betonen ihre internationale Ausrichtung, treten für fairen Handel und eine langfristig angelegte EZA basierend auf der Agenda 2030 und dem Pariser Klimaabkommen ein. Die liberale Demokratie sowie die internationale Rechtsordnung wollen sie stärken.

Die NEOS bekennen sich zur CO2-Neutralität bis 2040. Internationale Klimaziele und Finanzierung beinhaltet das Wahlprogramm nicht.

KPÖ

Spitzenkandidat Tobias Schweiger

Das Wahlprogramm der KPÖ hat kein Kapitel zur Entwicklungspolitik, tritt in anderem Zusammenhang aber dafür ein, der Zivilbevölkerung in Kriegs- und Krisengebieten zu helfen und sie beim Wiederaufbau zu unterstützen.

KEINE VON DENEN (Wandel)

Fayad Mulla

Das 100-Schritteprogramm auf der Webseite des Wandels ist kaum international ausgerichtet, Entwicklungspolitik, EZA und Humanitäre Hilfe werden nicht thematisiert. Entwicklungspolitisch relevant sind lediglich punktuelle Überschneidungen in Bezug auf internationale Verpflichtungen, wie das Engagement für ein Lieferkettengesetz. Sie treten für die Umsetzung von nationalen Klimazielen ein, ohne dabei globale Gerechtigkeitsfragen zu berücksichtigen. Auch über Demokratie spricht KEINE VON DENEN (Wandel) ausschließlich im nationalen Kontext und geht nicht auf die Rolle der Zivilgesellschaft ein.

Bierpartei

Spitzenkandidat Dominik Wlazny

Die Bierpartei konzentriert sich auf Reformen für politische Transparenz und Kompetenz. Zu konkreten Maßnahmen der internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe sowie Klimagerechtigkeit oder die Stärkung der Demokratie und Zivilgesellschaft positioniert sie sich nicht.

Liste Madeleine Petrovic

Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic

Die Liste Madeleine Petrovic bezieht keine entwicklungspolitischen Positionen. Im Zuge des Nationalratswahlkampfs befasst sie sich mit Neutralitätspolitik und sieht Österreich dahingehend als potenziellen Vermittler in internationalen Konflikten sowie als Unterstützer der Humanitären Hilfe. Den Ausbau der österreichischen Humanitären Hilfe (z.B. eine Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds) fordert die Partei nicht. Die Liste thematisiert die Klimakrise im österreichischen Kontext, aber nicht deren globale Dimension, und Demokratie im Sinne der Grund- und Freiheitsrechte in Österreich.

Anpackerinnen in Zeiten globaler Krisen: Unsere Mitgliedsorganisationen

Ernährungssicherung, Gesundheitsversorgung, Klimagerechtigkeit, Menschenrechte, Bildung und innovative Ausbildungsmöglichkeiten, Jugendförderung, Kinderrechte, Gleichberechtigung, Humanitäre Hilfe in akuten Notsituationen und Globales Lernen in Österreich sind nur einige der Schwerpunkte, zu denen unsere 36 Anpackerinnen und ihre lokalen Partner*innen in über 120 Ländern innovative Projekte umsetzen.

Unter der Losung Wir alle haben die globalen Krisen satt. Wir wollen in einer sicheren Welt leben. #Österreichpacktan: Globale Krisen. Weltweite Armut und Hunger. Hitze. präsentieren wir auf Social-Media eine Auswahl: Krisenfitte und zukunftstaugliche Best-Practice-Beispiele, die zeigen, wie ein menschenwürdiges Leben für alle auf einem gesunden Planeten gelingen kann.

Dabei darf ein Wahlaufruf nicht fehlen: Jede Wähler*innenstimme kann am 29. September 2024 entscheidend dafür sein, ob die künftige Regierung Österreichs globaler Verantwortung in einer vernetzten Welt gerecht wird und dazu beiträgt, dass wir alle in Sicherheit leben können.

Klimagerechtigkeit & Ernährungssicherung

Gemeinsam Hunger stoppen

© Elisabeth Sellmeier

Martha weiß heute, wie sie trotz der Klimakrise erfolgreich Gemüse anbauen kann. In Schulungen für Kleinbäuerinnen hat sie gelernt, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und Pflanzen biologisch zu düngen. Martha ernährt ihre Familie, verkauft Ernte-Überschüsse und sichert dabei ihre Zukunft. So hilft die Caritas Österreich im Südsudan.

Wirkung
  • Die Caritas Österreich unterstützt Bäuerinnen im Südsudan, die hochwertige Lebensmittel und Saatgut produzieren und dadurch zur Lebensmittel- und Ernährungssicherheit in der Region beitragen.
  • Energiesparöfen in Eigenproduktion reduzieren Emissionen.
  • Nachhaltiger Acker- und Gartenbau sowie nachhaltige Tierhaltung und Bienenzucht schonen Umwelt und Klima.

Frauen stärken – Ernährung sichern

© Sitota Bekelcha Roba / Swiss Church Aid

Die seit drei Jahren andauernde Dürre hat in Südäthiopien die Lebensgrundlagen vieler kleinbäuerlicher Familien vernichtet. Die Diakonie Katastrophenhilfe verteilt dürreresistentes Saatgut sowie Ziegen und ermöglicht eine tiermedizinische Versorgung. Frauen erschließen sich in Spargruppen neue Einkommensquellen. Von Gewalt betroffene Frauen werden unterstützt.

Wirkung
  • 5.500 kleinbäuerliche Familien können wieder für ihren Lebensunterhalt sorgen.
  • 750 Frauen erhalten Beratung, Trainings und Bargeldhilfen, um alternative Einkommensmöglichkeiten zu schaffen.
  • 850 binnenvertriebene, von Gewalt betroffene Frauen werden beraten, mit medizinischen und rechtlichen Anlaufstellen vernetzt und durch Hygieneartikel und Bargeldhilfen unterstützt.

Dürre bewältigen

© Nick Ralph

Das Programm Farmer Managed Natural Regeneration unterstützt Kleinbäuer*innen dabei, vorhandene Wurzelsysteme oder Baumstümpfe in der Erde zu “reaktivieren”. Unter den Büschen und Bäumen bauen sie daraufhin Getreide und Gemüse an. Diese effektive Wiederaufforstungsmethode von Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo setzt World Vision Österreich erfolgreich in 27 Ländern um, etwa in Somalia, Mali und Indien.

Wirkung
  • Farmer Managed Natural Regeneration (FMNR) ist 36-mal günstiger als herkömmliche Wiederaufforstung.
  • FMNR verdoppelt die Ernteerträge, erhöht Einkommen und verbessert den Lebensstandard von Bauernfamilien und ihren Gemeinden.
  • In Niger wurden bereits 6 Mio. Hektar mit mehr als 200 Mio. Bäumen begrünt.
  • In Äthiopien wurden über 1,2 Mio. Bäume “wiederbelebt”, die etwa 190.000 Tonnen CO2 speichern.
FMNR wirkt. Zum Beispiel im Talensi District, Ghana. Vergleich der Jahre 2010, 2012 and 2016. © External Partners / World Vision

Gleichberechtigung

Geschlechtergerechtigkeit fördern

© The Rain Workers

In acht Ländern Süd- und Ostafrikas bildet THE RAIN WORKERS engagierte Frauen und Männer zu Expert*innen aus, die sensibel und leicht verständlich Faktenwissen über die persönlichsten Lebensbereiche von Menschen vermitteln: über sexuelle Gesundheit, Intimität, Lebensplanung und Beziehungen.

Wirkung
  • 85% der erreichten Männer und 89% der Frauen sehen in Familienplanung einen direkten Nutzen.
  • 80% der Frauen in Partnerschaft berichten von einer Verbesserung des Lebens für die gesamte Familie.
  • Das Verständnis von Kinderrechten und -bedürfnissen steigt bei Eltern auf 93%, die infolge zum Beispiel Kinderheirat und Genitalverstümmelung ablehnen.

Mädchen durch Wissen ermächtigen

95% der Mädchen im ländlichen Nordghana gehen nicht zur Schule, wenn sie ihre Periode haben. Das Projekt Girls have Rights von BRAVEAURORA fördert (sexuelle) Aufklärung. Mentorinnen vermitteln unter anderem Wissen über Menstruationshygiene und schulen Mädchen darin, wiederverwendbare Binden herzustellen.

Wirkung
  • Die Fehlzeiten von Mädchen in der Schule sinken von 44% auf 17,5%.
  • Gesellschaftliche Tabus und Stigmatisierungen rund um Menstruation werden abgebaut.
  • Verbesserung der Bildungschancen und Zukunftsperspektiven der Mädchen.
  • Die Geschlechtergleichstellung wird in den Gemeinden signifikant gesteigert.
© BRAVEAURORA

Gesundheitsversorgung

Augengesundheit verbessern

© Light for the World

LICHT FÜR DIE WELT verbessert langfristig die augenmedizinische Versorgung in Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik und Uganda. Die Organisation baut gut ausgestattete Spitäler auf und bildet Ärzt*innen und Fachpersonal, wie Pflegekräften und Optiker*innen, aus.

Wirkung
  • 493.861 Augenuntersuchungen und 29.728 Augenoperationen hat LICHT FÜR DIE WELT in Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik und Uganda bereits durchgeführt.
  • 4.586 Brillen wurden für Schulkinder angepasst, da eine Brille oftmals den Schulabbruch von Kindern mit Sehschwäche verhindern kann.

Gesundheitsversorgung am Land sichern

Die Caritas Österreich unterstützt das Schulzentrum der St. Vinzenzgemeinschaft in Juba, Südsudan. Dort lernen junge Frauen und Männer Erste Hilfe, Krankenversorgung und wie sie Labortests für Malaria oder HIV durchführen. Nach einem Krankenhauspraktikum arbeiten die Absolvent*innen landesweit in niederschwelligen Community Health Centres und sichern die ländliche Gesundheitsversorgung.

Wirkung
  • Jährlich beenden 80 junge Erwachsene die umfassende Ausbildung und beginnen ihre Arbeit in Krankenhäusern, Community Health Centres oder klinischen Labors.
  • Vor allem Frauen absolvieren die Ausbildung und können sich dadurch ein Einkommen sichern.
  • Sie können nun bei medizinischen Notfällen helfen, Vorsorgeuntersuchungen und Labortests durchführen.
© Elisabeth Sellmeier

Jugendförderung

Chancengerechtigkeit ist Armutsbekämpfung

© CONCORDIA Sozialprojekte

Ein Schwerpunkt von Wings4Youth – ein Projekt, das CONCORDIA Sozialprojekte in 60 Gemeinden in der Republik Moldau umsetzt – ist die Unterstützung junger Menschen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Gemeinsame Sommercamps mit der Caritas Wien, an denen auch junge Menschen aus der Region Transnistrien teilnehmen, fördern gegenseitiges Verständnis und Toleranz.

Wirkung
  • 300 junge Menschen profitierten von Workshops zu Lebenskompetenzen und Beruf und vorübergehend von materieller und psychologischer Unterstützung.
  • 40 junge Menschen erhielten unternehmerische Schulungen, für fünf Geschäftsideen gab es einen Zuschuss von jeweils 2.000 Euro.
  • Im Zuge eines Mentoringprogramms erhielten 48 junge Menschen eine Beschäftigungs- oder Praktikumsmöglichkeiten bei lokalen Partnerunternehmen.
  • 40 junge Menschen aus Moldau und Transnistrien entwickelten eine friedliche Einstellung zueinander.

Beteiligung von Jugendlichen stärken

CARE Österreich unterstützt Jugendliche in Georgien dabei, sich in lokale Entscheidungsprozesse einzubringen und ihre Zukunft aktiv mitzugestalten. Dialoge mit der Kommunalverwaltung fördern das Verständnis der Politiker*innen für die Anliegen der Jugendlichen. So tragen CARE und die Jugendlichen zu einer friedlichen und integrativen Gesellschaft bei.

Wirkung
  • Ca. 700 Jugendliche nehmen an den Aktivitäten des Projekts, das von der Austrian Development Agency kofinanziert wird, teil. 60% sind junge Frauen und Mädchen, bis zu 5% Jugendliche mit Behinderungen.
  • Ca. 120 Gemeindemitglieder engagieren sich mit den Jugendlichen, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu identifizieren und an deren Umsetzung zu arbeiten.
© CARE Österreich

Bessere und innovative Jobchancen

Techniker*innen ausbilden – Klima schützen

© Jugend Eine Welt

Jugend Eine Welt und die Don Bosco Berufsbildungszentren in Uganda und Äthiopien bilden Solartechniker*innen aus. Damit verbessern sie nicht nur die Jobchancen der Auszubildenden, sondern auch die Versorgung mit erneuerbarer Energie in ländlichen Regionen und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.

Wirkung
  • Lehrende an sechs Bildungszentren der Salesianer Don Boscos in Uganda und Äthiopien erhielten Schulungen im Solartechnikbereich.
  • 156 Schüler*innen schlossen bereits ihre Ausbildung zu Solartechniker*innen ab.
  • 296 Schüler*innen absolvierten erfolgreich Solarkurzkurse.
  • Das Programm sensibilisierte schon tausende Menschen in den Gemeinden für erneuerbare Energien und Klima- und Umweltschutz.

Ausbildung und Einkommen trotz Pandemie

© HOPE’87

Um die sozioökonomischen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in Pakistan, Burkina Faso und in der Republik Moldau zu bekämpfen, schuf HOPE’87 mit Finanzierung des BMSGPK verbesserte Ausbildungs- und Einkommensmöglichkeiten. Die Organisation trug dazu bei, Armut, Arbeitslosigkeit, aber auch häusliche Gewalt zu verringern, die während der Pandemie stark zugenommen hatten.

Wirkung
  • In der Republik Moldau wurden sozial benachteiligte Landwirt*innen durch Schulungen in Buchhaltung und ökologischem Landbau unterstützt.
  • In Burkina Faso nahmen 100 kleine und mittlere Unternehmen an Schulungen in Unternehmensführung teil.
  • In Pakistan erhielten über 3.000 Jugendliche eine Fachausbildung und konnten ihr Einkommen steigern.

Gleichberechtigung am Land fördern

CARE Österreich unterstützt im Kosovo Unternehmerinnen im ländlichen Raum. Das Angebot umfasst Trainings, etwa in den Bereichen Marketing oder Umweltschutz, sowie eine finanzielle und technische Unterstützung. Workshops, Dialoge mit der Zivilgesellschaft und eine Medienkampagne schaffen Aufmerksamkeit für Gleichberechtigung sowie für Einkommensmöglichkeiten von Frauen.

Wirkung
  • Das Projekt, das von der Austrian Development Agency kofinanziert wird, macht mehr als 95.000 Menschen auf das Thema Gleichberechtigung von Frauen im ländlichen Raum aufmerksam.
  • 40 Unternehmerinnen erhalten durch Trainings neue Fähigkeiten, unter anderem im Bereich Finanzen, ökologische Produktion und wirtschaftliche Planung.
© CARE Österreich

Familienförderung und Kinderrechte

Familien finden aus Notsituationen heraus

Frau mit Energiesparofen. © SOS-Kinderdorf

Die Familienstärkungsprogramme von SOS-Kinderdorf in Äthiopien und Uganda unterstützen langfristig: So können Erziehungsberechtigte durch Spar- und Kreditgruppen ihre Unternehmen ausbauen und werden in umweltfreundlichen Berufen geschult. Jugendliche erhalten eine Berufsausbildung. Ziel ist es, dass Familien ihre Existenz sichern und selbstständig für ihre Kinder sorgen können.

Wirkung
  • Mit Finanzierung der Austrian Development Agency sowie Spendengeldern können Familien so gestärkt werden, dass sie selbst auf nachhaltige Weise ihr Geld verdienen können.
  • In den letzten fünf Jahren wurden mit dem Projekt GREEN+ die Lebensbedingungen von 1.500 Familien, darunter 5.700 Kinder und Jugendliche, verbessert.
  • Durch die Familienstärkungsprogramme haben die Erziehungsberechtigten ein besseres und stabileres Einkommen und können für ihre Kinder sorgen.

Kinder wieder in ihre Familien integrieren

In Ghana leben tausende Kinder in Waisenhäusern, obwohl zwei Drittel keine Waisen sind. Armut, Diskriminierung, aber auch der Sozialtourismus junger Europäer*innen erhöhen die Nachfrage nach solchen Einrichtungen. BRAVEAURORA zielt darauf ab, diese Kinder wieder in ihre Familien zu integrieren und gegen illegale Waisenhäuser vorzugehen.

Wirkung
  • 770 Kinder wurden wieder erfolgreich in ihre Familien integriert.
  • Ehemalige Waisenkinder informieren als Botschafter*innen über die Vorteile des Aufwachsens in Familien.
  • Zehntausende Menschen in Nordghana wurden in Workshops und über Radiosendungen aufgeklärt.
  • Eine sichere Umgebung für Kinder wird gefördert.
© BRAVEAURORA

Menschenrechte

Land und Rechte verteidigen

Das Welthaus Graz und seine Partnerorganisation CPT unterstützen Kleinbauernfamilien in Brasilien dabei, ihr Land vor dem Zugriff von Großgrundbesitzern und Konzernen zu verteidigen und ihre Rechte einzufordern. Viele traditionelle Gemeinschaften leiden unter Ausgrenzung, unter der mangelnden Bildung und Infrastruktur sowie unter den zunehmenden Konflikten in Brasilien.

Wirkung
  • Bisher wurden 5.055 Kleinbauernfamilien in 75 Dörfern beim Kampf um ihr Land unterstützt.
  • Mit Unterstützung des Welthauses, der Dreikönigsaktion und der CPT führten sie 70 Gerichtsverfahren zur Verteidigung von Land.
  • Keine einzige Gemeinde, die Teil des Projekts war, wurde aus ihrem Gebiet vertrieben.
© CPT

Humanitäre Hilfe

Hilfe und Schutz für Ukrainer*innen

© HOPE’87

In der Republik Moldau unterstützte HOPE’87 ukrainische Geflüchtete, vor allem Frauen und Kinder, mit Grundnahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern wie Hygieneartikel, Medikamente und Schulmaterialien. Außerdem bot die Organisation psychologische Hilfe an und informierte Geflüchtete darüber, wie sie sich vor sexueller Ausbeutung und Missbrauch schützen können.

Wirkung
  • Mithilfe der lokalen Partnerorganisation Speranta’87 und kofinanziert von der Austrian Development Agency unterstützte HOPE’87 über ein Jahr hinweg mehr als 8.000 Personen, wovon 59% Frauen, 24% Kinder und Jugendliche sowie 17% Männer waren.
  • Speranta’87 regelte die Zubereitung und Verteilung von mehr als 60.000 Portionen Fertiggerichten sowie von Obst, Milch und Fruchtsäften.

Menschen schützen, die vor Erdbeben geflüchtet sind

© Volkshilfe

Viele der Menschen, die seit den Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet im Februar 2023 in einem der informellen Camps in und um Idlib leben, erreicht kaum Humanitäre Hilfe. In 40 Camps leisten die Volkshilfe und ihre lokalen Partner*innen psychosoziale Unterstützung für traumatisierte Frauen und Kinder, verteilen Hygienepakete und informieren, wie man Krankheiten vorbeugen kann.

Wirkung
  • Das von Nachbar in Not unterstützte Projekt ermöglicht 40.000 Personen in den Camps einen besseren Zugang zu Hygiene- und Gesundheitsprodukten.
  • 1.600 vom Erdbeben betroffene geflüchtete Menschen haben ihr Wissen darüber verbessert, wie sie Cholera und anderen Krankheiten vorbeugen können, und agieren als Multiplikator*innen.
  • 1.200 Frauen und Kinder erlernen Strategien, um mit den psychischen Folgen des Erdbebens umzugehen.

Nothilfe im krisengebeutelten Äthiopien

© Österreichisches Rotes Kreuz / Georg Wallner

Das Österreichische Rote Kreuz leistet seit mehr als 15 Jahren Nothilfe und Aufbauarbeit in Ostafrika. In Äthiopien sind 20 Mio. Menschen aufgrund vieler Krisen auf Humanitäre Hilfe angewiesen. Das Rote Kreuz unterstützt sie mit Bargeld, damit sie das Nötigste kaufen können, und verbessert den Zugang zu Wasser und Gesundheitsversorgung.

Wirkung
  • Im Rahmen eines von vielen Projekten, das von der Austrian Development Agency kofinanziert wird, erhielten 23.000 Menschen innerhalb von drei Jahren 650.000 Euro Bargeldhilfe für Lebensmittel, Medikamente oder Hausreparaturen.
  • 37.000 Menschen haben nun Zugang zu sauberem Wasser.
  • Dank neuer Rettungsautos und der Ausbildung von Sanitäter*innen konnten tausende Menschenleben gerettet werden.

Für Ernährung und Gesundheit sorgen

© World Vision

World Vision Österreich baute in Afghanistan drei mobile Gesundheits- und Ernährungsteams auf und richtete sechs Zentren für Säuglings- und Kleinkindernährung ein. Vom Angebot profitieren die am stärksten gefährdeten Bewohner*innen aus 20 Dörfern im Bezirk Qaisar in der Provinz Faryab, insbesondere schwangere und stillende Frauen, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen.

Wirkung
  • Das von der Austrian Development Agency finanzierte Projekt schulte 80 Community Health Workers, die daraufhin Dienste im Bereich Ernährung und psychische Gesundheit in ihren Gemeinden anboten.
  • Bäuer*innen aus den 20 Gemeinden nahmen an landwirtschaftlichen Schulungen teil und erhielten dürreresistente Samen.
  • Sechs Nurturing Care Groups boten grundlegende Gesundheits- und Hygieneschulungen für 500 Kinder.
  • In den Jahren 2022 und 2023 gab es 52.540 direkte Begünstigte, davon 17.335 Frauen und 26.051 Kinder.

Nothilfe und psychosoziale Betreuung

© CONCORDIA Sozialprojekte

CONCORDIA Sozialprojekte ist in den Nachbarländern der Ukraine tätig und war seit Beginn des Kriegs in der Aufnahme und Unterstützung von Geflüchteten aktiv. Als größte Hilfsorganisation in der Republik Moldau hat sie Geflüchtete mit Essen und Schlafplätzen versorgt, langfristige Unterkünfte, psychologische Begleitung und Lernbetreuung für Kinder organisiert und unterstützt, wo es möglich ist.

Wirkung
  • 1.266 geflüchtete Familien wurden mit Bargeld unterstützt, das transparent bereitgestellt wurde.
  • 3.200 Lebensmittel- und Hygienepakete wurden verteilt.
  • 655 Erwachsene und 529 Kinder erhielten psychologische Unterstützung.
  • 183 Mitarbeiter*innen eigneten sich in Kursen Kenntnisse an, um den Schutz von Kindern in traumatischen Notsituationen zu verbessern zu können.
  • Partnerschaften mit nationalen, regionalen und lokalen Akteur*innen wurden nachhaltig aufgebaut.

Inklusion fördern – Teilhabe ermöglichen

© Katharina Lehner / Diakonie Katastrophenhilfe

Die Diakonie Katastrophenhilfe und ihre Partnerorganisation IOCC stellen syrischen Geflüchteten im Camp Azraq in Jordanien Brillen und Hörgeräte zur Verfügung und ermöglichen Operationen sowie Behandlungen von Augen und Ohren. Außerdem erlernen Familienangehörige und Mitarbeiter*innen im Camp Gebärdensprache. So tragen sie zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen bei.

Wirkung
  • Ca. 6% der 40.000 syrischen Geflüchteten im Camp Azraq leben mit einer Behinderung, viele davon mit Seh- und Hörbehinderungen. Sie haben jetzt Zugang zu Fachpersonal und Ärzt*innen.
  • Menschen mit Hör- und Sehbehinderung nehmen nun am gesellschaftlichen Leben teil.
  • Vorsorgebehandlungen verhindern den Verlust des Augenlichts und Hörsinns.

Vulnerable Gruppen in Not unterstützen

© Afghan Red Crescent Society / Meer Abdullah

Jeder zweite Mensch in Afghanistan ist auf Humanitäre Hilfe angewiesen, insbesondere Frauen und Mädchen. Mit Kofinanzierung der Austrian Development Agency versorgt das Österreichische Rote Kreuz vulnerable Gruppen in entlegenen Gebieten medizinisch und psychologisch. Zudem fördert es Frauen und Menschen mit Behinderungen in ihrer Berufsausbildung sowie im Kleinunternehmertum, das ihnen ein Einkommen verschafft.

  • Nach den Erdbeben im Herbst 2023 waren die mobilen Gesundheitsteams des Roten Kreuzes sofort im Einsatz.
  • 180 Frauen wurden in Kompetenztrainings geschult.
  • Die Lebensgrundlagen von 500 Frauen konnten gesichert werden (z.B. erhielten Bäuerinnen Nutztiere).
  • 95.000 Menschen erhalten langfristig medizinische und psychologische Hilfe.

Humanitäre Hilfe, die niemanden ausschließt

In Konflikten und Krisen haben bis zu 27% der Menschen eine Behinderung. Weil in Notsituationen oft nicht auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird, ist ihr Sterberisiko zwei bis viermal höher. LICHT FÜR DIE WELT stärkt in Äthiopien und Mosambik die Resilienz von Menschen mit Behinderungen gegenüber Extremwetterereignissen wie Dürren, leistet inklusive Humanitäre Hilfe und berät humanitäre Akteur*innen.

Wirkung
  • In Äthiopien erhielten 330.000 Menschen mit Behinderungen über das Programm ACROSS, das die Austrian Development Agency kofinanzierte, inklusive Humanitäre Hilfe, die langfristig stärkt.
  • Aufgrund des verbesserten Katastrophenschutzes sind Menschen mit Behinderungen und Frauen nun besser vorbereitet. Sie können den Gefahren von extremen Wetterereignissen bestmöglich standhalten und sich rasch erholen.
© Mango Sound

Globales Lernen

Interkulturelle Begegnungen ermöglichen

© Welthaus Graz

Das Welthaus Graz lädt regelmäßig Expert*innen für Entwicklungszusammenarbeit nach Österreich ein. Bei Workshops und Vorträgen kommen sie mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Medien über globale Herausforderungen, eigene Erfahrungen und Lösungsansätze ins Gespräch. So ermöglicht die Organisation interkulturelle Begegnungen und fördert Globales Lernen.

Wirkung
  • In 20 Jahren Laufzeit des Projekts Begegnung mit Gästen kamen Expert*innen aus mehr als 20 Ländern nach Österreich zu Besuch.
  • Dabei gab es rund 1.200 Workshops und Veranstaltungen zu Themen wie Ernährung, Wasserversorgung, Geschlechtergleichstellung, Klimakrise und Frieden.
  • Rund 17.600 Erwachsene und 18.200 Jugendliche in Österreich wurden erreicht.

Jungendliche für nachhaltige Entwicklung

Mit Rebels of Change koordiniert Südwind eine unabhängige Initiative zahlreicher zivilgesellschaftlicher Organisationen in Österreich. Die Initiative vermittelt jungen Menschen die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO und ermutigt die Teilnehmenden dazu, eine gerechtere, nachhaltige Zukunft einzufordern.

Wirkung
  • Im Zuge des Projekts, das von der Austrian Development Agency kofinanziert wird, reichten junge Menschen über 100 Ideen für eine bessere Zukunft ein.
  • Rund 130 Personen nahmen an zwei Jugendkonferenzen in Wien teil und erarbeiteten dabei zwei Jugend-Manifeste zu insgesamt 20 Themen. Diese überreichten sie der Bundesregierung.
  • Diese Forderungskataloge bildeten die Basis für Jugend-Advocacy-Reisen zum UN-Menschenrechtsrat in Genf und zur UNO in New York.
© BKMC / Eugénie Sophie

Österreichs globale Verantwortung: Globale Krisen. Weltweite Armut und Hunger. Hitze.

Österreichs globale Verantwortung im Fokus des entwicklungspolitischen Dachverbands

Konflikte und Kriege, die Klimakrise, Gesundheits- und Schuldenkrisen, zunehmender Hunger sowie steigende Armut und Ungleichheiten: Wir alle haben die Krisen satt. Sie verstärken das Gefühl der Unsicherheit, lassen sich aber nicht durch eine Stopptaste oder durch Abschottung bewältigen. Ganz im Gegenteil: Unter anderem verursachen wohlhabende Länder wie Österreich über 80% der globalen CO2-Emissionen. und verantworten daher die Klimakrise zum überwiegenden Teil.

Die Auswirkungen sind gravierend:

  • Sollte die globale Erderhitzung um 2°C steigen, könnten über eine Milliarde Menschen hungern.
  • Laut FAO hatten im Jahr 2023 bis zu 757 Mio. Menschen nicht genug zu essen.3 Das sind mehr Menschen, als in Europa leben, und immer noch weit mehr als vor der COVID-19-Pandemie.
  • Mehr als eine Milliarde Menschen gelten als multidimensional arm.
  • Nach Angaben von UN OCHA sind heuer knapp 300 Mio. Menschen auf Humanitäre Hilfe angewiesen, doch sind nur 40% des humanitären Finanzierungsbedarfs gedeckt. Das bedeutet, dass nicht einmal die Hälfte der Menschen, die Hilfe benötigen, diese erhalten.

Diese Menschen wollen, genauso wie wir in Österreich, in einer sicheren Welt leben.

Vor diesem Hintergrund sind die künftige Bundesregierung und der Nationalrat gefordert, die globalen Krisen und ihre Auswirkungen auf arme und notleidende Menschen ernst zu nehmen, deren Regierungen die Mittel fehlen, um ausreichend in Gesundheits- und Sozialsysteme investieren zu können. Das bedeutet, nicht nur die Symptome der Krisen in Österreich zu bekämpfen, sondern auch deren Ursachen anzupacken. Mit der akuten Humanitären Hilfe und langfristigen Entwicklungszusammenarbeit (EZA) stehen dafür längst treffsichere und wirksame Instrumente bereit. Die Höhe des zugewiesenen entwicklungspolitischen Budgets bestimmt zum Beispiel darüber, wie viele Menschen rechtzeitig aus Konflikt- und Katastrophengebieten evakuiert und versorgt werden, wie viele Menschen durch nachhaltige Landwirtschaft genug zu essen haben oder wie viele Kinder zur Schule gehen und später einen Beruf erlernen.

Humanitäre Hilfe und EZA können aber nur dann langfristig wirken, wenn sie die lokale Zivilgesellschaft stärken und wenn auch die Maßnahmen und Ziele anderer Politikbereiche eine nachhaltige Entwicklung in Ländern des Globalen Südens fördern. Noch immer haben zum Beispiel die Handels- und Investitionspolitik wohlhabender Länder negative Auswirkungen auf ärmere Länder, während sie von deren Rohstoffen und anderen Ressourcen profitieren. Das schadet Österreichs internationaler Glaubwürdigkeit und untergräbt Erfolge der Humanitären Hilfe und EZA.

Erfährt die österreichische Entwicklungspolitik in der nächsten Legislaturperiode hingegen eine quantitative wie qualitative Aufwertung, kann Österreich seine Position als verlässlicher Partner armer und fragiler Länder festigen, weltweit zu menschlicher Sicherheit beitragen und selbst von einer stabileren Weltordnung profitieren. Dadurch wird die Regierung ihrer globalen Verantwortung gerecht und stärkt Österreich in einer vernetzten Welt.

Wir alle haben die globalen Krisen satt. Wir wollen in einer sicheren Welt leben. Österreich packt an: Globale Krisen. Weltweite Armut und Hunger. Hitze.


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Humanitäre Krisen: „Wir fordern eine nächste Regierung, die anpackt“

© CARE International

„Die Schlagzeilen über die Ukraine, den Gazastreifen, den Sudan und über Afghanistan zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Die globale Krisenspirale aus Kriegen und Konflikten, der Klimakrise, den Gesundheitskrisen sowie Armut und Hunger hält die Bewohner*innen erschreckend vieler Weltregionen fest im Griff. Knapp 300 Mio. Menschen sind deshalb auf Humanitäre Hilfe angewiesen, doch grundlegende Bedürfnisse werden oft nicht erfüllt, weil die internationale Finanzierungslücke riesig ist: Die verfügbaren Mittel reichen nur, um in zwei von fünf Fällen Hilfe zu leisten”, betont Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, heute bei einer Pressekonferenz am Welttag der Humanitären Hilfe. “Gleichzeitig verstärken diese Krisen auch in Österreich das Gefühl der Unsicherheit. Weil sich dieses nicht durch eine Stopptaste oder durch Abschottung bewältigen lässt, erwarten wir, dass die nächste Bundesregierung die Ursachen der Krisen anpackt – und nicht nur deren Symptome in Österreich.” 

Anlässlich des Welttags haben Lukas Wank und Expert*innen von CARE Österreich, Caritas Österreich und dem Österreichischen Roten Kreuz vier humanitäre Forderungen an die künftige Regierung präsentiert. Diese Forderungen geben die wesentlichen Schritte zur Aufwertung der Humanitären Hilfe vor, damit Österreich seine Position als verlässlicher internationaler Partner festigen, weltweit zu menschlicher Sicherheit beitragen und selbst von einer stabileren Weltordnung profitieren kann. 

Das Humanitäre Völkerrecht stärken und weiterentwickeln

„Das Humanitäre Völkerrecht gerät immer öfter in Bedrängnis. Zum Beispiel in Gaza, wo Zivilist*innen, Schulen und Krankenhäuser angegriffen werden und humanitäre Hilfsorganisationen momentan kaum Zugang zu den über 2 Mio. Menschen erhalten, deren Überleben von der nächsten Nahrungsmittellieferung und von medizinischer Versorgung abhängt. Das Rote Kreuz setzt seinen Einsatz weiter fort, obwohl auch Einsatzkräfte zur Zielscheibe werden. Wir halten an unseren Grundsätzen fest und sind für alle Menschen da, die unsere Hilfe benötigen“, berichtet Simona Mencinger, Delegierte des Österreichischen Roten Kreuzes im Libanon. 

„Das Rote Kreuz gedenkt heuer auch 75 Jahren Genfer Konventionen. Damals wie heute erinnern wir an die Menschlichkeit in bewaffneten Konflikten und mahnen zur Einhaltung des Humanitären Völkerrechts. Alle Staaten dieser Welt und nicht-staatliche Akteure sind den darin festgeschriebenen Regeln im Krieg verpflichtet. Zivilbevölkerung und humanitäre Organisationen sind zu schützen! Die österreichische Außenpolitik muss weiterhin für das Humanitäre Völkerrecht eintreten“, appelliert Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes

Mit dem Auslandskatastrophenfonds auf kurz- und langfristige Krisen reagieren

Darüber hinaus ist die Politik gefordert, die Humanitäre Hilfe finanziell über den Auslandskatastrophenfonds (AKF) abzusichern und qualitativ aufzuwerten. „Planbarkeit ist zentral für alle Beteiligten. Frühzeitige Information zu Ausschreibungen des AKF muss zur Norm werden. Unsere Hilfe für Menschen in Not muss nahtlos sein, sie können keine Lücken und Pausen verkraften, sie brauchen durchgehende und verlässliche Unterstützung. Das gilt auch für unsere Partner*innen vor Ort. Langfristige Verbesserung und Entwicklung – in akuten und in langanhaltenden Krisen – brauchen Planung und Vorausschau“, sagt Andreas Knapp, Generalsekretär Internationale Programme der Caritas Österreich  

Die österreichische Humanitäre Hilfe konsequent ausbauen

Um mehr Planbarkeit bei langanhaltenden Krisen und ein vorausschauendes Handeln bei drohenden Katastrophen zu ermöglichen, hat die aktuelle Regierung 2023 erstmals eine Strategie der Humanitären Hilfe Österreichs beschlossen. „Vorausschauende Humanitäre Hilfe ist entscheidend, um Krisen abzumildern, bevor sie eskalieren. Flexible Finanzierungsmechanismen und Frühwarnsysteme sind dabei essenziell. Wir appellieren an die künftige Regierung Österreichs, die Strategie der Humanitären Hilfe konsequent umzusetzen und dabei besonders Frauen und vulnerable Gruppen in den Fokus zu rücken. So retten wir nicht nur Leben, sondern sichern die Resilienz und Zukunftsfähigkeit ganzer Gemeinschaften“, sagt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich

Den AKF bis 2030 schrittweise auf 200 Mio. Euro aufstocken

© Globale Verantwortung

Wank stellt klar: „Wir alle haben die globalen Krisen satt. Wir wollen in einer sicheren Welt leben. Österreich muss daher anpacken: Globale Krisen. Weltweite Armut und Hunger. Hitze. Wenn Menschen in ihrer Heimat den Auswirkungen globaler Krisen vorbeugen, sie eindämmen und bewältigen können, trägt das maßgeblich zu menschlicher Sicherheit und Stabilität bei, auch in Österreich. Dafür bieten die Strategie der Humanitären Hilfe Österreichs und das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027, das in der Schublade des Außenministers auf seinen Beschluss wartet, eine Steilvorlage.“  

„Mehr Sicherheit und Stabilität setzen jedoch entsprechende Investitionen voraus. An die künftige Regierung appellieren wir, die Mittel des AKF jährlich um 20 Mio. Euro zu erhöhen, damit er ab 2030 mit krisentauglichen 200 Mio. Euro ausgestattet ist. Aber auch die aktuelle Regierung kann noch handeln und die verbliebenen AKF-Mittel für das Jahr 2024 rasch ausschütten“, so Lukas Wank abschließend.

(hh)


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Pressekonferenz „Humanitäre Hilfe: Österreich packt an“

Dadaab Flüchtlingscamp in Kenia © David Mutua / CARE International

Wir alle haben die globalen Krisen satt. Wir wollen in einer sicheren Welt leben. Österreich packt an: Globale Krisen. Weltweite Armut und Hunger. Hitze.

Weshalb das Humanitäre Völkerrecht unverhandelbar ist und wie die nächste Bundesregierung die österreichische Humanitäre Hilfe aufwerten sollte, um die globalen Krisen der kommenden Jahre auch wirklich anpacken zu können, erläutern Expert*innen österreichischer Hilfsorganisationen bei einer Pressekonferenz am Welttag der Humanitären Hilfe. Dabei werden sie ihre Forderungen an die künftige Regierung präsentieren.

Am Podium

  • Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich
  • Andreas Knapp, Generalsekretär Internationale Programme der Caritas Österreich 
  • Simona Mencinger, Delegierte des Österreichischen Roten Kreuzes im Libanon
  • Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes
  • Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

Kontext

300 Mio. Menschen sind auf Humanitäre Hilfe angewiesen, bis zu 757 Millionen haben nicht genug zu essen. Steigt die globale Erderhitzung um 2°C, könnte über eine Milliarde hungern. Diese Menschen wollen genauso wie wir in Österreich in einer sicheren Welt leben, doch sind nur 40% des gesamten humanitären Finanzierungsbedarfs gedeckt. Hilfsorganisationen führen ihre Einsätze unbeirrt fort, obwohl ihr Zugang zu Menschen in Not in vielen Konfliktgebieten eingeschränkt ist und sie selbst zur Zielscheibe werden.


Datum: Montag, 19.08.2024
Uhrzeit: 09:00 Uhr (Einlass ab 08:30 Uhr)
Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

Wir bitten um Voranmeldung per E-Mail an presse@globaleverantwortung.at. Geben Sie bitte an, wenn Sie anschließend ein Interview mit einer Sprecherin oder einem Sprecher führen wollen. Beim Eintreffen ist ein gültiger Presseausweis vorzulegen.

Hunger als Kriegswaffe – Dachverband der humanitären Hilfsorganisationen empört

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

„Hunger als Kriefgswaffe einzusetzen ist ein menschenverachtender Verstoß gegen das Humanitäre Völkerrecht. Dieses ist keine höfliche Etikette, die Kriegsparteien zur Mäßigung aufruft. Wir appellieren an Israel, dieses exekutierbare Recht, das der Zivilbevölkerung sowie Angehörigen von Hilfsorganisationen Schutz in bewaffneten Konflikten zuspricht, einzuhalten.

Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

Medienberichten zufolge hat Bezalel Smotrich sein Bedauern darüber geäußert, dass die Menschen im Gazastreifen Nahrungsmittelhilfe erhalten. Demnach bezeichnete er einen Stopp aller Hilfsgüter als „moralisch gerechtfertigt“, so lange nicht alle israelischen Geiseln freigelassen seien.

„Die Worte des israelischen Finanzministers sind entsetzlich. Sie zeigen, dass er im Kampf gegen die Hamas den Tod von zwei Millionen Menschen in Kauf nimmt. Fast die Hälfte der Menschen, die im Gazastreifen unter menschenunwürdigen Bedingungen auf engem Raum ausharren, sind minderjährig. Ein Viertel ist nicht nicht einmal 10 Jahre alt“, ist Lukas Wank entsetzt. Der Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung betont, dass Israel die Grenzen des Gazastreifens kontrolliere und die Bevölkerung so nicht in Nachbarländer fliehen könne.

„Humanitäres Völkerrecht keine höfliche Etikette, sondern exekutierbares Recht“

„Hunger als Kriegswaffe einzusetzen ist ein menschenverachtender Verstoß gegen das Humanitäre Völkerrecht. Dieses ist keine höfliche Etikette, die Kriegsparteien zur Mäßigung aufruft. Wir appellieren an Israel, dieses exekutierbare Recht, das der Zivilbevölkerung sowie Angehörigen von Hilfsorganisationen Schutz in bewaffneten Konflikten zuspricht, einzuhalten. Das bedeutet auch, notleidenden Menschen die Humanitäre Hilfe zuteil werden zu lassen, die sie zum Überleben brauchen – allen voran ausreichend Nahrung und Wasser. Israel ist also verpflichtet, humanitären Hilfsorganisationen sowie den Lastwagen mit Hilfsgütern, die sich vor den Grenzen stauen, Zugang zu gewähren,“ führt Wank aus.

Der Geschäftsführer schließt mit einem Appell an den österreichischen Außenminister: „Frankreich, Deutschland, die EU und andere Staaten haben ihr Entsetzen über Finanzminister Smotrichs Äußerungen bereits zum Ausdruck gebracht. Wir erhoffen uns, dass sich ihnen Bundesminister Alexander Schallenberg rasch anschließt.“

AG Globale Verantwortung, Caritas Österreich, CARE Österreich und Österreichisches Rotes Kreuz präsentieren bei einer Pressekonferenz am Welttag der Humanitären Hilfe (19.08.2024, 09:00 Uhr) ihre humanitären Forderungen, die sie an die künftige österreichische Bundesregierung stellen. Die Unverhandelbarkeit des Humanitären Völkerrechts und wie die nächste Regierung die österreichische Humanitäre Hilfe aufwerten sollte, um auf die globalen Krisen der kommenden Jahre auch wirklich vorbereitet zu sein, erläutern Expert*innen österreichischer Hilfsorganisationen.

Alle Infos finden Sie auf der Webseite des Presseclub Concordias, in dem die Konferenz stattfinden wird: https://concordia.at/humanitaere-hilfe-oesterreich-packt-an/

UN Tax Convention negotiations is a historic opportunity to reform the broken international tax system

Author Pooja Rangaprasad, Policy and advocacy director on financing for development at Society for International Development (SID) © private

Africa Group’s historic UN resolution democratises international tax governance

In November 2023, the tax resolution tabled by the Africa Group at the UN General Assembly was adopted[1] by a majority of countries to begin negotiations towards a UN Framework Convention on International Tax Cooperation (UN Tax Convention). This was the culmination of decades of struggle by Global South countries to democratise global tax governance. Thanks to the Africa Group’s leadership, for the first time in history, all governments of the world are negotiating on international tax on equal footing.

Building an effective, coherent and inclusive international tax system

Agreeing on a UN convention on international tax cooperation is an opportunity to finally move towards a coherent international tax system that has the buy-in of all countries through an inclusive, transparent global negotiation process.  The broken international tax system from the 1920s is unfit for purpose, with governments losing hundreds of billions of dollars in public revenue. Researchers from the University of California, Berkeley and the University of Copenhagen estimate[2] that close to 40% of multinational profits (close to $1 trillion in 2019) are shifted to tax havens each year. The estimates of the resulting loss of revenue range from $200 billion[3] to $650 billion.[4]

Recent international tax reform efforts have been led by opaque, limited membership bodies such as OECD and G20. Not surprisingly, these efforts have resulted in politically biased and ineffective solutions, with some Global South countries expressing[5] their disappointment that their interests were ignored in the process. This finally led to the overwhelming support by Global South countries to the resolution tabled by Africa Group for a UN tax convention.

Addressing inequalities between and within countries

Having been built on top of the tax practices within the imperial trading blocs of the 1920s, the international tax system has historically been against Global South interests. The rules on allocation of taxing rights was designed to favour countries where corporations are headquartered (mostly in Global North countries) as opposed to ‘source countries’ (where economic activities take place, that is, in the Global South countries hosting foreign companies). The UN tax convention is an important tool at the multilateral level in addressing these historic North-South inequities.

It is also an important tool in contributing to addressing inequalities within countries. No government can ignore the growing anger of citizens to the unacceptable levels of inequality in society today. Some of the biggest tax dodging scandals have in fact been in Global North countries. There are growing protests and calls by citizens around the world to tax rich corporations and billionaires. An effective and coherent international tax system is vital to ensure that progressive national tax efforts are not undermined.

For instance, wealth taxes at the national level will not be effective if the international tax system allows wealth to be hidden offshore. The inability of Global South countries to effectively tax corporations has resulted in greater reliance on regressive tax measures such as VAT (Value Added Tax) and GST (Goods and Services Tax). Such measures disproportionately impact the most marginalised sections of society, particularly women, as their proportional share of VAT/GST is much higher as a percentage of their total incomes. The UN tax convention is a historic opportunity for governments to move towards progressive international and national tax systems, making meaningful progress in addressing inequalities both between and within countries.

UN tax convention negotiations recap and what is next

The Africa Group-led tax resolution adopted last year mandated that by the end of August 2024, Terms of Reference (ToR) for a new UN Framework Convention on International Tax Cooperation should be drafted. Though a minority of mostly Global North countries did not support this UN resolution, all countries have been participating in the process towards agreeing to the ToR for a UN tax convention.

In two sessions of spring of 2024, all countries agreed on the roadmap towards drafting the ToR, including the outline of work and procedural modalities. Countries have also provided inputs on corporate tax reform, taxing the digital economy, wealth taxes and environmental taxes, among others. Once the drafting of the ToR is completed by the end of August, the UN General Assembly will then decide on the next steps in the process towards a UN tax convention.

In addition, all meetings have been livestreamed and observers, including intergovernmental organisations, civil society, private sector, and academia have been able to participate in the meetings. This transparency in the negotiations is in stark contrast to the opaque processes led by the OECD on tax all these years. 

The importance of continued cooperation by all countries, in particular by Global North countries, cannot be overstated. Global North countries’ obstinate blocking of this process in the UN for decades has already proven costly. The world cannot afford more delays in a context where urgent financing is needed for quality public services, addressing global development challenges and meeting commitments on human rights, gender equality and the climate crisis. 

Breakthrough for Global South’s broader fight for democratising global economic governance

This historic tax breakthrough has important implications for the broader fight by Global South countries to democratise processes on all issues of global finance. They have been calling for UN-centred processes on decision-making on global finance that ensures Global South countries have equal voice and vote. Though international economic cooperation is part of the responsibilities of the UN, it has been systematically marginalized by undemocratic forums such as World Bank, IMF, OECD, Paris Club, etc. Global South solidarity at the UN remains more important than ever in crossing the finish line on establishing a democratic global economic governance architecture.  


Quellen & weiterführende Links

[1] UN General Assembly (28.12.2023): Resolution adopted by the General Assembly on 22 December 2023: Promotion of inclusive and effective international tax cooperation at the United Nations

[2] Review of Economic Studies (2022): Close to 40% of multinational profits are shifted to tax havens each year

[3] ibid.

[4] IMF (May 2015): IMF Working Paper. Base Erosion, Profit Shifting and Developing Countries

[5] Bloomberg (19.01.2023): Nigeria Snubs Global Tax Deal in Sign It Won’t Work for All

Globale Verantwortung (28.11.2023): Historischer UN-Beschluss für eine globale Steuerreform


About the author

Pooja Rangaprasad is the policy and advocacy director on financing for development (FfD) at Society for International Development (SID). She leads and facilitates policy dialogue and advocacy efforts towards UN Member States on issues of global finance and development, while also promoting a Southern-led agenda based on human rights, equity and sustainability. Prior to joining SID, she worked for several years on issues of tax and development at national, regional and global levels. She is based in India.


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