6. Humanitarian Congress Vienna im Zeichen des Humanitären Imperativs

Schwarz-Weiß-Foto einer älteren Frau mit Schriftzug des Kongresstitels versehen
Schwarz-Weiß-Foto einer älteren Frau mit Schriftzug des Kongresstitels versehen
© Humanitarian Congress Vienna 2023

Jeder Mensch hat das Recht, Humanitäre Hilfe zu erhalten oder zu gewähren, lautet der Humanitäre Imperativ; Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit die Humanitären Prinzipien. Mit dem Kongresstitel Non-Negotiable: The Humanitarian Must-Haves rücken die Veranstalterinnen – Österreichisches Rotes Kreuz, Caritas Österreich, AG Globale Verantwortung, Ärzte ohne Grenzen und SOS-Kinderdorf Österreich – diese in den Fokus des diesjährigen Humanitarian Congress Vienna. Nach coronabedingter Pause, die 2022 von einer virtuellen Konversation aufgelockert wurde, holt der Kongress erstmals seit 2019 wieder internationale Stakeholder*innen Humanitärer Hilfe in den Großen Saal der Universität Wien.

Programm im Überblick

Auf eine Eröffnungsrede von Bundesministerin Leonore Gewessler und einer Keynote von Janez Lenarčič, EU-Kommissar für Humanitäre Hilfe und Krisenschutz, folgen vier aufeinanderfolgende Podiumsdiskussionen mit hochrangigen, internationalen Panellist*innen:

  1. The Humanitarian Imperative Is Non-Negotiable
  2. When Nature Strikes Back – Humanitarian Aid In Times Of Climate Change
  3. Forgotten Crises – Forgotten Suffering
  4. Starvation As A Method Of Warfare – As Old As War Itself, Outlawed But Deadly Popular and Creatively Used

Aber nicht nur Panellist*innen, sondern auch Vertreter*innen aus Politik, Medien, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft sowie Interessierte im Publikum sind dazu eingeladen, den Dialog über humanitäre Strategien und Grundsätze, Good-Practice-Beispiele, aktuelle Entwicklungen sowie Zukunftsvisionen fortzuführen und neue Perspektiven einzubringen.


Anmelde- & Akkreditierungsinformationen

Ab sofort können sich Stakeholder*innen und Interessierte auf der Webseite des Humanitarian Congress Vienna anmelden. Das Kongressmanagement ergänzt laufend Details: www.humanitariancongress.at

Pressevertreter*innen können sich unter presse@globaleverantwortung.at akkreditierten, Interviews mit Panellist*innen anfragen und um Aufnahme in den Presseverteiler bitten.

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Zivilgesellschaft appelliert: EU-Lieferkettengesetz soll Frauenrechte schützen und Waffensektor erfassen

Frauen auf Teeplantage

Die Europäische Kommission hat ihren Vorschlag für die sogenannte Richtlinie über gesellschaftsrechtliche Sorgfaltspflichten betreffend die Nachhaltigkeit im Februar 2022 vorgelegt. Der Europäische Rat hat sich im Dezember 2023 dazu positioniert und das Europäische Parlament wird über seine Position voraussichtlich vor dem Sommer abstimmen. Dann folgen Trilog-Verhandlungen zwischen Europäischem Parlament, Kommission und Rat, die darüber entscheiden werden, was konkret im Gesetzestext steht und wie wirksam dieses sein wird.

In zwei offenen Briefen der European Coalition for Corporate Justice (ECCJ) und der Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF) rufen zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter die AG Globale Verantwortung, dazu auf, spezifische Aspekte in den Verhandlungen zu berücksichtigen: Einerseits die Risiken und Lebensrealitäten von arbeitenden Frauen in den Lieferketten und andererseits den Waffensektor.

EU-Lieferkettengesetz soll Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit stärken

Frauen machen einen überproportional großen Anteil der Arbeiter*innen in Lieferketten europäischer Unternehmen aus, zum Beispiel in Textilfabriken in Asien oder der Landwirtschaft in Afrika. Sie sind von spezifischen Menschenrechtsverletzungen betroffen, wie Diskriminierung, sexueller Belästigung und Gewalt. Aber auch von Umweltverschmutzung durch Unternehmen, da Frauen zumeist für die Nahrungsmittelversorgung ihrer Familien verantwortlich sind. Daher fordern wir gemeinsam mit mehr als 140 Organisationen, dass die Institutionen der EU darauf achten, dass das Gesetz die Lebensrealitäten von Frauen ausreichend berücksichtigt. Sie kritisieren, dass der Europäische Rat in seiner Position die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau sogar aus dem Anwendungsbereich des Gesetzes gestrichen hat. Sie machen darauf aufmerksam, dass Einkaufspraktiken von Unternehmen, die vorrangig auf billige Produkte abzielen, einen direkten Einfluss auf die Löhne und Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen haben. Die Organisationen empfehlen unter anderem, dass das EU-Lieferkettengesetz

  • Frauenrechte schützt, indem es alle international anerkannten Frauenrechte erfasst,
  • Unternehmen dazu verpflichtet, Frauen aus der lokalen Bevölkerung in die Konsultation von Stakeholder*innen sicher und sinnvoll einzubinden und
  • Unternehmen dazu verpflichtet, bei der Identifizierung von Risiken in ihren Lieferketten explizit auf Risiken für Frauen achten.

EU-Lieferkettengesetz soll den Waffensektor erfassen

In einem weiteren offenen Brief machen bisher 40 Organisationen, darunter auch wir, darauf aufmerksam, dass vier EU-Mitgliedstaaten unter den zehn größten Waffenexporteuren der Welt sind. Im Zeitraum von 2017 bis 2021 waren sie für über 21% der weltweiten Waffenexporte verantwortlich. Es gibt keine bekannten Beispiele von Rüstungsunternehmen, die in Produktion und im Transfer von Rüstungsgütern sowie damit einhergehenden Dienstleistungen eine angemessene menschenrechtliche Sorgfaltspflicht anwenden, obwohl diese Branche äußerst schwerwiegende Auswirkungen haben kann. Das EU-Lieferkettengesetz kann solche Lücken schließen, um europäische Rüstungsunternehmen in die Verantwortung zu ziehen. Der Europäische Rat hat in seiner Position diesen Sektor aber ausgenommen. Die Organisationen fordern, dass das EU-Lieferkettengesetz

  • den Waffensektor als Hochrisikosektor erfasst,
  • Unternehmen dieses Sektors Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Wertschöpfungskette auferlegt,
  • Unternehmen, die in Konflikt- und Hochrisikogebieten tätig sind, zusätzliche Sorgfaltspflichten auferlegt und
  • alle Menschenrechte einschließlich des humanitären Völkerrechts erfasst.

Damit das EU-Lieferkettengesetz tatsächlich einen wirksamen Beitrag zu einer nachhaltigen und gerechten Handelspolitik und einem menschenwürdiges Leben für Arbeiter*innen in Ländern des Globalen Südens leisten kann, setzen wir uns außerdem dafür ein, dass es für alle Unternehmen unterschiedlicher Größe gilt, die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt und dass es Betroffenen von Arbeitsrechtsverletzungen oder von Umweltzerstörung den Zugang zur Justiz erleichtern sollte.


Links

(sv)

Pressestimmen 2023

Annelies Vilim © Puls 24

10. & 14.03.2023, Puls 24: Speak up
Der Nachrichtensender lud Annelies Vilim im Dezember 2022 ein, für eine Sendekampagne die Bedeutung von SDG 17, Partnerschaften zur Erreichung der Ziele, hervorzuheben, und auszuführen, wie dieses Ziel für nachhaltige Entwicklung zu einem menschenwürdigen Leben für alle auf einem gesunden Planeten beiträgt.

08.02.2023, Bizeps: Humanitäre Hilfe muss inklusiv sein
Meldung über Annelies Vilim, die die Position der Sonderbeauftragten der österreichischen Bundesregierung für Humanitäre Hilfe übernommen hat (siehe Presseaussendung, 08.02.2023).

AG Globale Verantwortung begrüßt Neubesetzung der Sonderbeauftragten für Humanitäre Hilfe

Foto von Vizekanzler Werner Kogler & Annelies Vilim, Sonderbeauftragte für Humanitäre Hilfe

„Im Namen der AG Globale Verantwortung gratuliere ich Annelies Vilim zu ihrer neuen Position als Sonderbeauftragte der österreichischen Bundesregierung für Humanitäre Hilfe“, zeigt sich Andreas Knapp, Vorstandsvorsitzender der AG Globale Verantwortung und Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich erfreut. In dieser Funktion stehe sie der Regierung beispielsweise bei Fragen und der Planung von Österreichs Humanitärer Hilfe in weltweiten Krisenregionen, der Abstimmung mit relevanten Ressorts und humanitären Organisationen sowie bei der Ausschüttung von Mitteln aus dem Auslandskatastrophenfonds (AKF) als Expertin beratend zur Seite. „Nach zehn Jahren als Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung ist Annelies Vilim mit den Tätigkeiten humanitärer Organisationen bestens vertraut. In dieser Zeit hat sie sich unter anderem für mehr Planbarkeit in Österreichs Humanitärer Hilfe und eine Aufstockung des AKF eingesetzt“, führt Knapp aus.

„Mit Annelies Vilim hat sich die Regierung die Unterstützung einer ausgewiesenen Expertin gesichert. Ich bin zuversichtlich, dass die noch ausstehende Strategie der Humanitären Hilfe Österreichs und die Ausschüttungen aus dem AKF dieses Jahres rasch beschlossen werden. Mit beidem würde die Regierung wesentlich dazu beitragen, dass humanitäre Organisationen ihre lebensrettende Hilfe in langanhaltenden Krisen effektiver planen und umsetzen können. Das würde Österreichs Humanitäre Hilfe systematisch stärken“.

Andreas Knapp, Vorstandsvorsitzender der AG Globale Verantwortung und Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich

„Laut Vereinten Nationen hat sich die Zahl jener, die weltweit auf Humanitäre Hilfe angewiesen sind, in nur zwei Jahren von 168 Mio. auf derzeit 339 Mio. Menschen verdoppelt. Österreichs internationales Engagement ist in Zeiten multipler Krisen – wie Kriegen und Konflikten, Hungerkrisen und der Klimakrise – mehr gefordert denn je“, betont Knapp und ergänzt: „Mit Annelies Vilim hat sich die Regierung die Unterstützung einer ausgewiesenen Expertin gesichert. Ich bin zuversichtlich, dass die noch ausstehende Strategie der Humanitären Hilfe Österreichs und die Ausschüttungen aus dem AKF dieses Jahres rasch beschlossen werden. Mit beidem würde die Regierung wesentlich dazu beitragen, dass humanitäre Organisationen ihre lebensrettende Hilfe in langanhaltenden Krisen effektiver planen und umsetzen können. Das würde Österreichs Humanitäre Hilfe systematisch stärken“.

„Wir wünschen Annelies Vilim alles Gute und viel Erfolg für diese wichtige Aufgabe und danken ihr herzlichst für die langjährige, erfolgreiche Leitung des Dachverbands sowie die fruchtbare Zusammenarbeit“, schließt Knapp.

In einem Tweet begrüßte Vizekanzler Werner Kogler die neue Sonderbeauftragte für Humanitäre Hilfe, Annelies Vilim:

(hh)

Das Dreijahresprogramm 2022 – 2024: Gutes Grundlagendokument mit Luft nach oben

Erdkugel mit Blättern rundherum

Das Entwicklungszusammenarbeitsgesetz sieht vor, dass die Bundesregierung alle drei Jahre ein neues Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik erarbeitet. Das aktuelle Dokument für die Jahre 2022 bis 2024, das sie erst im vierten Quartal 2022 beschlossen hat, ist an der Agenda 2030 ausgerichtet und in die drei strategische Prioritäten (A) Armutsbekämpfung durch Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, (B) Sicherung des Friedens und der menschlichen Sicherheit und (C) Erhaltung der Umwelt und Schutz natürlicher Ressourcen[1] sowie Schwerpunkte und Unterkapitel unterteilt.

Welche Veränderungen hält das neue Programm bereit? Zum Beispiel beinhaltet es zwei neue, längst überfällige Unterkapitel: Erhöhung derKlimaresilienz und Katastrophenvorsorge sowie Digitalisierung. Der Begriff Klimaschutz zieht sich durch alle Kapitel und es hebt die Klimakrise als eine von drei globalen Herausforderungen, welche die Programmlaufzeit prägen könnten, hervor. Während das Vorgängerprogramm die Förderung von Frauen und Inklusion von Menschen mit Behinderungen noch unter einer gemeinsamen Überschrift behandelte, sind diesen Themen nun je ein Unterkapitel gewidmet, und sie sind generell in allen Programmteilen stärker verankert. Einen von der Zivilgesellschaft empfohlenen, durchgehenden Twin-Track-Approach, der die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in allen entwicklungspolitischen Programmen und all ihren Planungs- und Ausführungsebenen sicherstellt, lässt das Dreijahresprogramm aber vermissen. Des Weiteren haben uns insbesondere Passagen zu Entwicklungsfinanzierung und den Prinzipien der österreichischen Entwicklungspolitik näher angeschaut.

Erhöhung des Budgets, jedoch ohne Prognoseszenario in Richtung des 0,7%-Ziels

Ein gravierendes Defizit des Dreijahresprogramms 2022 – 2024 ist das Fehlen eines Budgetpfads. Bisher beinhaltete es zumeist eine Vorausschau der öffentlichen Entwicklungshilfeleistungen (Official Development Assistance, ODA) für den Zeitraum seiner Laufzeit. Im Hinblick auf das Regierungsprogramm 2020 – 2024, das eine schrittweise Erhöhung der ODA auf 0,7% des Bruttonationaleinkommens (BNE) vorsieht, wäre im Dreijahresprogramm ein Prognoseszenario, das den Weg zu diesem international vereinbarten Ziel skizziert, dringend von Nöten gewesen.

Zwar enthält das aktuelle Dokument ein Bekenntnis zum 0,7%-Ziel, doch statt eines Prognoseszenarios oder Stufenplans weist es lediglich Budgeterhöhungen für die Jahre 2023 und 2024 aus. So wird die Austrian Development Agency (ADA) um 12 Mio. Euro mehr Mittel für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit erhalten, wobei die hohe Inflationsrate einen beträchtlichen Teil der Erhöhung absorbieren wird. Der Auslandskatastrophenfonds für Sofortmaßnahmen im Rahmen der Humanitären Hilfe verfügt 2023 über 77,5 Mio. Euro (ursprünglich waren 57,5 Mio. Euro geplant), die Mittel für das World Food Programme werden auf 20 Mio. Euro aufgestockt. In Summe sollen 2023 und 2024 rund 100 Mio. Euro mehr für ODA-relevante Leistungen der bilateralen und multilateralen Hilfe sowie für klimaschutzrelevante Projekte in Ländern des Globalen Südens zur Verfügung stehen.

Diese konkreten Erhöhungen sind sinnvoll und begrüßenswert, sie sollten jedoch der Startschuss für weitere sein. Denn angesichts multipler Krisen – etwa Konflikte und Kriege, Klimakrise, Gesundheitskrisen, zunehmende Hungerkrisen sowie steigende Armut – und deren Folgen werden sie bei weitem nicht reichen. Und die Erhöhungen tragen nur minimal dazu bei, dem 0,7%-Ziel näherzukommen. Zur Erinnerung: Österreichs ODA-Quote betrug im Jahr 2021 gerade einmal 0,31% des BNE. Ein entschlossenes Handeln, um Österreichs globales Engagement in Zeiten sich verstärkender multipler Krisen substanziell und langfristig abzusichern, ist im Dreijahresprogramm nicht zu erkennen.

Darüber hinaus begrüßen wir, dass die Bundesregierung im aktuellen Dokument erstmals manchen inhaltlichen Schwerpunkten ein operatives Budget zugeteilt hat – eine langjährige Empfehlung unserseits. Allerdings verwendet sie dabei uneinheitliche Bezugsgrößen: Einmal ist von 17 bis 20% des „Projektportfolios“, ein anderes Mal von mindestens 15% der „gestaltbaren Mittel“ oder nur von „jährlichen Budgetmitteln“ die Rede. Bei manchen Schwerpunkten ist gar kein operatives Budget angegeben. Die wichtige Empfehlung des OECD-Ausschusses für Entwicklungshilfe, mehr Mittel für die ärmsten Länder der Welt zur Verfügung zu stellen, fehlt im Dreijahresprogramm gänzlich. Leider, denn multiple Krisen können insbesondere für die ärmsten Menschen der Welt zu einer lebensbedrohlichen Spirale werden.

Menschenrechte, Politikkohärenz und Konditionalität: Prinzipien, an denen die Regierung ihre Entwicklungspolitik ausrichtet

Im Dreijahresprogramm 2022 – 2024 nennt die Bundesregierung Prinzipien, an denen sie Österreichs Entwicklungspolitik in den verbleibenden Jahren ausrichten möchte. Auf drei gehen wir in diesem Kommentar ein, darunter der menschenrechtsbasierte Ansatz: Mit ihm bekennt sich die Regierung dazu, dass entwicklungspolitische Programme und politischer Dialog die Maßstäbe „Partizipation, Transparenz, Rechenschaftspflicht und Nicht-Diskriminierung“ umsetzen sollen. Gender-Mainstreaming und Gender-Impact-Assessments, die unter anderem Geschlechtergerechtigkeit, reproduktive Gesundheit sowie die Beendigung von Gewalt gegen Frauen zur Maxime machen, sind laut Dreijahresprogramm für alle „außenpolitischen Tätigkeiten“ zentral. Ebenso soll sich Österreichs Entwicklungspolitik für die Rechte vulnerabler Menschen – Kinder, Menschen mit Behinderungen, alte Menschen, LGBTIQ+-Personen – sowie benachteiligter Gruppen und Minderheiten einsetzen, wofür „(…) der Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung und Sozialschutz eine entscheidende Rolle“ einnehme. Die Ergebnisse einer Evaluierung, die sich mit der Umsetzung des menschenrechtsbasierten Ansatzes im Rahmen der österreichischen Entwicklungspolitik auseinandergesetzt hat, fanden im Dreijahresprogramm jedoch keinen Eingang.[2]

Ein weiteres Prinzip ist Politikkohärenz im Interesse nachhaltiger Entwicklung (PCSD), das sicherstellen soll, dass Maßnahmen der Wirtschafts-, Handels-, Finanz-, Landwirtschafts-, Sicherheits-, Migrations-, Sozial-, Gesundheits-, Bildungs-, Klima- und Umweltpolitik dazu beitragen, die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen – also mit ihnen kohärent sind. Wir begrüßen, dass das neue Dreijahresprogramm PCSD mehr Platz als bisher einräumt und vorsieht, dass konkrete Maßnahmen in „(…) interministeriellen Abstimmungen definiert und deren Umsetzung auf den Weg gebracht werden (sollen)“. Ein Bericht[3] des europäischen Dachverbands CONCORD zeigte nämlich, dass in Österreichs Verwaltung zentrale Mechanismen fehlen, um politische Maßnahmen mit entwicklungspolitischen Zielen in Einklang zu bringen. Die Regierung ist gefragt, rasch geeignete Mechanismen einzusetzen.

Fraglich ist, weshalb die Bundesregierung erneut die sogenannte Konditionalität – und damit Migrationspolitik – als Prinzip in das Dreijahresprogramm integriert hat. Mit dem entsprechenden Absatz behält sie sich vor, die „Zuweisung von finanziellen Mitteln“ an die Bereitschaft von Empfängerländern zu koppeln, ihre Staatsbürger*innen, die ohne rechtmäßigen Aufenthaltstitel in Österreich leben, zurückzunehmen. Die entsprechenden Texte sind zwar abgeschwächt (so ist im Text von „Zusammenarbeit bei Rücknahmen“ die Rede), im Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik aber dennoch deplatziert. Einerseits gibt es in Österreich kaum Menschen aus Empfängerländern, die das betreffen würde, und andererseits entspricht diese Koppelung nicht der gesetzlich festgelegten Aufgabe von Entwicklungszusammenarbeit, Armut zu bekämpfen.

Was es beim nächsten Dreijahresprogramm zu beachten gilt

Fazit: Das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2022 – 2024 ist ein taugliches Grundlagendokument mit Luft nach oben, zumal es über weite Strecken unverbindlich bleibt und konkrete, spezifische Ziele fehlen. Im nächsten Dreijahresprogramm 2025 – 2027 gilt es unter anderem, zu priorisieren, zu fokussieren, konkreter und verbindlicher zu benennen, wie Österreich die gesetzten Ziele erreichen wird, Ziele und Maßnahmen stärker an Resultaten und Indikatoren auszurichten, inhaltlichen Schwerpunkten klare Budgets mit einheitlichen Bezugsgröße zuzuordnen und ein Prognoseszenario mit einem konkreten Stufenplan zur Erreichung des 0,7%-Ziels vorzulegen. Zuvor gilt es aber, das aktuelle Dokument in den verbleibenden zwei Jahren umzusetzen, denn darauf kommt es gerade in Zeiten multipler Krisen an. Das Dreijahresprogramm dient letztlich dazu, die Lebensperspektiven von Menschen zu verbessern und ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.


Fußnoten & weiterführende Links

[1] Das Programm der Jahre 2019 bis 2021 enthielt eine vierte Priorität, Wirtschaft nachhaltig gestalten, die nun Teil von Priorität A ist.

[2] Austrian Development Agency (März 2021): Evaluation Brief #9, March 2021. Strategic Evaluation of the Human Rights-Based Approach (HRBA) within Austrian Development Cooperation

[3] AG Globale Verantwortung (21.01.2022): CONCORD: Test of the EU’s Integrity Towards the 2030 Agenda – The Status of Policy Coherence for Sustainable Development

(AG Globale Verantwortung)

Institutionen & Trainings der Humanitären Hilfe

ReliefWeb

Das ReliefWeb von UN OCHA bietet eine umfassende Übersicht über Trainings- und Weiterbildungsangebote für die Kapazitätsentwicklung von Mitarbeiter*innen in Humanitären Organisationen und aktuelle Informationen zu humanitären Krisen weltweit. Die Plattform erlaubt die Anwendung von Such- und Filterfunktionen und wird von einem Redaktionsteam ständig aktualisiert. Dafür werden Informationen von mehr als 4.000 Quellen auswählt, darunter humanitäre Organisationen auf internationaler und lokaler Ebene, auf EU-Ebene (z.B. VOICE, VENRO, DG ECHO), sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Zudem bietet die Plattform die neuesten Berichte, Karten und Infografiken aus vertrauenswürdigen Quellen, thematisch geordnet an.

Active Learning Network for Accountability and Performance in Humanitarian Action

Das ALNAP ist ein Netzwerk von knapp 100 Institutionen im Bereich humanitäre Assistenz, dessen Sekretariat eine Vielfalt an Themen aufbereitet und die größte Ressourcensammlung im humanitären Sektor „HELP“ (Humanitarian Evaluation, Learning and Performance) verwaltet. Besonders ans Herz legen möchten wir euch den State of the Humanitarian System (SOHS) Report von 2022 als sehr spannende Lektüre.

Humanitarian Leadership Academy

Humanitarian Leadership Academy powered by Kaya – the global learning platform
Auf der Plattform finden sich sowohl online- als auch präsenz Lernangebote von verschiedenen Organisationen, die alle kostenlos sind. Einige Highlights an online-Kirsen zum Selbststudium:

  • Sphere in Practice. Learn how to apply the standards in the Sphere Handbook through realistic examples from complex and protracted crises.
  • FIELD is a free capacity building programme for field managers. It’s focus is to develop the pool of local, national, and international staff who can prepare for and take charge of in-country operational programmes in humanitarian responses, e.g.
  • Safeguarding Essentials. An interactive, scenario-focused course that will build your understanding of what safeguarding is and its importance in the humanitarian and development sector.
  • Risk Management. Learn to identify risks as either a threat or an opportunity, and the different roles and responsibilities that exist with regard to risk.
  • Introduction to International Humanitarian Law (IHL). A self-paced introductory online course addressed to humanitarian professionals who are keen on understanding how and when this body of law applies, and whom it protects.
  • Introduction to Needs Assessments in Emergencies is an self-directed nline course in the framework of the Humanitarian Operations Programme (HOP) Fundamentals which are available on the Kaya Platform.

Inter-Agency Standing Committee

Auf der Seite des IASC findet ihr Policy-Dokumente, Handbücher, … zu praktisch jedem Thema der Humanitären Hilfe und oft in mehreren Sprachen. „IASC Products are guidelines, policies, tools and documents endorsed by the IASC and used to inform humanitarian preparedness and response activities both at global and field levels with ultimate goal of strengthening the effective of humanitarian action.“.


Institutionen & Trainings nach Themen

Access, Humanitarian Access, Humanitarian Negotiation

Centre of Competence for Humanitarian Negotiation (CCHN)

Norwegian Refugee Council (NRC) Online-Kurse zum Selbststudium auf der Kaya-Plattform:

  • Humanitarian Access and Principles.
    Dieser Kurs erklärt die Grundlagen, wie sich die Humanitären Prinzipien auf den humanitären Zugang und die Entscheidungsfindung in komplexen Einsatzgebieten auswirken.
  • Unlocking Humanitarian Access
    Szenariobasierter E-Learning-Kurs für humanitären Helfer*innen, die in schwer zugänglichen Gebieten arbeiten.

Anti-Corruption, Integrity

ADA Anti-Corruption

“Preventing and combating corruption as part of promoting good governance is a major goal of Austrian Development Cooperation. Based on international standards, such as the Paris Declaration on Aid Effectiveness, the final document of the High Level Forum in Busan, the UN Convention against Corruption (UNCAC) or the OECD DAC Principles for Donor Action in Anti-Corruption, Austria is engaged in both internally and externally preventing and combating corruption.In-house corruption prevention.”

U4 Anti-Corruption Ressource Centre (at the CMI)

  • Workshops, Online-courses,
  • Anti-corruption helpdesk
  • Publications and research

Transparency Interntional

  • Research
  • Country information on corruption
  • Campaigns
  • Preventing corruption in humanitarian aid. Corruption is a major challenge in humanitarian assistance as it deprives the most vulnerable poor people, the victims of natural disasters and civil conflicts of essential live-saving resources. This Self-dirceted online training course provided by TI Norway and the IFRC on the Kaya Platform will give you an understanding of the problems of corruption through scenario based exercises – your choices have consequences.

Protection – Child Protection – PSEA/GBV

  • Child Protection in Emergencies [Entry Level]. Self-paced online course provided by Save the Children on the Kaya Platform. The course is conducted in English and Arabic, and is designed to empower child protection practitioners from international and national non- governmental organisations, UN agencies, and government representatives to strengthen their child protection humanitarian response capabilities in both chronic crises and new emergencies.
  • Minimum Standards for Child Protection in Humanitarian Action (CPMS). Self-paced online course on the Kaya Platform.
  • Child Protection in Conflict Settings. A self-directed mid-level online course that uses practical scenarios to cover many issues that you may face when working in child protection in conflict settings. Provided by Save the Children on the Kaya Platform.
  • Child Protection and Education. Self-paced online course which outlines how Education and Child Protection actors can work together more systematically, based on complementarity, to support children’s well-being in humanitarian contexts.
  • Psychological First Aid for Children. Self-paced online course provided by Save the Children on the Kaya Platform, which will introduce you to the concepts and steps involved in providing support to children following a distressing event. It includes activities that focus on the core elements of PFA and how to apply them in a humanitarian context.
  • Prevention of Sexual Exploitation and Abuse. The self-paced online-course, developed by UNHCR, aims to raise awareness about how acts of sexual exploitation and abuse impact individuals and whole communities and what to do about it.
  • Managing sexual exploitation and abuse investigations. This seld.directed online course provided by InterAction on the Kaya Platform explores how to manage an investigation into an accusation of sexual exploitation and abuse.
  • Gender-Based Violence Information Management System. This self-directed online course provided by teh IRC on the Kaya Platform will teach about the GBVIMS – a multi-faceted initiative that enables humanitarian actors responding to incidents of GBV to effectively and safely collect, store, analyze and share data reported by GBV survivors.
  • Girl Shine Training. The self-guided onlin course provided by the IRC on the Kaya Platform has been designed for GBV practitioners to learn more about and/or refresh their skills on Girl Shine – a program model and resource package that seeks to support, protect, and empower adolescent girls in humanitarian settings.

Cash & Voucher Assistance (CVA)

CALP Network – Choice and Dignity for People in Crisis
The Network offers curated collections of publications and other resources, a library, a collection of blogs and recordings, research and training, e.g. Why Data Rights Matter a self-driected online training on the Kaya Paltform.
The Programme Quality Toolbox consists of a set of common standards and actions for quality cash and voucher assistance, organised according to the stages of the CVA programme cycle.

Climate Crisis, Environment, Disaster Risk Reduction (DRR)

Red Cross Red Crescent Climate Centre

  • virtual and face-to-face courses
  • supporting materials and tools on disaster risk reduction & climate change adaptation e.g. the Climate Training Kit

International Recovery Platform (IRP)

is a global partnership working to strengthen knowledge and share experiences and lessons on building back better in recovery, rehabilitation, and reconstruction.

Capacity for Disaster Reduction Initiative (CADRI)

  • e-catalogue of training modules in disaster risk reduction. The themes are built around key functions and capacity requirements for disaster risk reduction, enabling users to custom search the training offer available based on their specific needs. https://www.cadri.net/training-e-catalogue

Partnership for Environment and Disaster Risk Reduction (PEDRR)

UNDRR Global Education and Training Institute (GETI)
The UNDRR GETI has a global mandate to provide capacity building support to mainstream disaster risk reduction and climate change adaptation into sustainable development; convene and support inter-city learning to strengthen resilience (Making Cities Resilient); and to provide capacity building and best practice sharing support to national training institutions working on resilience issues.

Gender Equality – Diversity – Inclusion

  • Equality, Diversity and Inclusion. Self-directed online course on the Kaya Platform. During humanitarian crises vulnerable people can often be overlooked. Understanding how to promote equality, diversity and inclusion is crucial in effectively supporting people of all ages and backgrounds in a non-discriminatory and equitable manner. This course is designed to improve your equality, diversity and inclusion knowledge.
  • Collecting Data for the Inclusion of Persons with Disabilities in Humanitarian Action. This self-directed online course has been designed to support you in understanding, planning for and using the Washington Group Questions (WGQs) to identify persons with disabilities in humanitarian action.

HDP-Nexus, Triple Nexus

UNDP Crisis Academy
Crisis Academy upscales crisis capabilities corporately across multiple thematic areas to ensure UNDP’s vision for the future of development becomes a reality—even when conflict, disaster and shocks threaten progress.

Nexus Academy is an initiative delivered by the UN-DAC Dialogue Group.

see also UNITAR

MEAL – Monitroring, Evaluation, Accountability and Learning

The Kaya Platform provides several self-directed online courses from diverse organisations, e.g.

  • Introduction to MEAL
  • Evaluation. The scale of a humanitarian disaster can make the application of appropriate monitoring and evaluation systems difficult. This module focuses on the different types of evaluation and the principles that guide the overall evaluation planning process.
  • Accountability and Learning. Evidence has shown that a strong accountability and learning system supports high quality and appropriate programme interventions. This module explores what these terms mean in a humanitarian context, and their benefits.
  • Data Standards. This module will take a look into data quality standards, how information can be communicated to stakeholders and best practices for storing and disposing of data.
  • FIELD Visit Challenge – MEAL. You will be presented with a number of scenarios to test your understanding around a variety of MEAL topics and your ability to apply your knowledge in emergencies.

Safety

INSO – International NGO Safety Organisation offers security products and services, ranging from alerts, data dashboards and analysis through to training and emergency support.

UNDSS – UN Department of Safety and Security

Online-Trainings (self-directed) on the Kaya Paltform:

  • Safety and Security Before Deployment This course explores a typical security risk management planning process. It will cover the topics of actor mapping and context analysis, risk assessment, digital security and common security strategies – all within the context of before deployment or starting a new programme.
  • Safety and Security Within The First 1-2 Weeks and Ongoing Improvement. This course explores initial safety measures during the first 1-2 weeks of deployment such as security plans, standard operating procedures (SOPs) and contingency plans. It also looks at what’s needed to monitor the situation and look for ongoing security improvements once operations are running securely.

Trainingsinstitutionen für Humanitäre Hilfe (allgemein)

Geneva Centre of Humanitarian Studies
The centre offers a wide variety of courses which are re developed in close consultation with the Centre’s academic and humanitarian. There are residential courses; however, most courses are available online, like the MOOC (Massive Online Open Course): Operational Research for Humanitarians

DisasterReady is a signature program of the Cornerstone OnDemand Foundation. Unlimited Access to Over 1,500 Free Learning Resources on Essential Humanitarian Skills in English, French, Spanish and Arabic. rg/courses

Bioforce

  • Training Centres (i.a. Dakar, Senegal and Venissieux, France) with courses on Logistics, Security, Cash Transfer, Project Management, MEAL, …
  • e-learning platform

ICRC Training Centre
The online training modules are available to anyone as self-paced courses and are provided free of charge.

Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre, Accra (Ghana)

  • Humanitarian Assistance in West Africa Core Courses (funded by ADA) in English and French
  • Climate Action in Humanitarian Assistance course (funded by ADA)
  • Training of Trainers for Courses on Humanitarian Assistance in West Africa (funded by ADA) in Englisch and French
  • Women’s Empoerment Component for the career development of female humanitarian workers from West Africe (English and French) also funded by ADA

UNITAR
The United Nations Institute for Training and research offers a wide range of trainings in several langauges including (self-paced) online trainings for free. Among the main pirllars are Peace, People, Planet, Prosperity, Accelerating SDG.

VOICE Kalendar

  • Conferences, roundtables, trainings and meetings throughout Europe which are aimed at informing VOICE members about humanitarian policies and procedures, and assisting them with donor requirements (in particular of the humanitarian aid department of the European Commission, DG ECHO).
  • Events can be public, members only or organised by member organisations.

Policy-Dokumente, Handbücher & Leitfäden


Videos

Save the Children Humanitarian Capacity Building Youtube-Channel: Kurze Einführungsvideos zu vielen Themen in mehreren Sprachen.


Lesetipps, Links und Videos für das ‚Onboarding‘ von französischsprachigen Mitarbeiter*innen.


Introduction to Humanitarian Assistance

Das Video ist auch in französischer Sprache verfügbar.

Access, Humanitarian Access, Humanitarian Negotiation


Anti-Corruption, Integrity


Cash and Voucher Assistance


Civil-military coordination


Community Engagement, Communication, Intercultural Awareness

Von diesem Video gibt es auch eine französische Fassung.

Disaster Risk Reduction (DRR)


Do No Harm

Dieses Video ist auch in französischer und portugiesischer Sprache verfügbar.

Displacement, IDPs, Migration


Dieses Video gibt es auch in französischer und portugiesischer Sprache.

Gender Equality – Diversity – Inclusion


PSEA – Protection against Sexual Exploitation and Abuse / CRSGBV – Conflict Related Sexual and gender Based Violence

Dieses Video gibt es auch in französischer und portugiesischer Sprache.


Das Video ist auch in französischer Sprache und in Portugiesisch verfügbar.

Protection of Civilians (PoC)


Child Protection

Vielfältige Ressourcen finden sich bei der Alliance for Child Protection in Humanitarian Acion


Diese Video ist auch in portugiesischer und französischer Sprache verfügbar.

Mental Healt and Psychosocial Support, Self-Care

Diese Video gibt es auch in französischer und portugiesischer Sprache.

Needs Assessment


Dieses Video ist auch in französischer Sprache verfügbar.

Safety and Security

Lieferkettengesetz soll Menschenrechte schützen

Foto einer Zeitung

„Armen Menschen bleiben grundlegende Rechte, wie der Zugang zu Nahrung, Gesundheit, Bildung oder soziale Teilhabe, oftmals verwehrt. In ihrer Not werden sie leichter Opfer ausbeuterischer und gesundheitsschädlicher Arbeitsbedingungen, etwa im Bergbau, in der Textilindustrie oder Landwirtschaft. Allein auf Kakaoplantagen in Côte d’Ivoire und Ghana arbeiten über 1,5 Mio. Kinder und Jugendliche. Von Zwangsarbeit waren 2021 sogar 27,6 Mio. Menschen betroffen. Güter wie Kleidung, Schokolade und in Handys verbaute Metalle, bei deren Produktion Menschenrechte und Umweltstandards verletzt werden, landen in unseren Verkaufsregalen. Das möchte doch niemand! Daher braucht es endlich ein umfangreiches Lieferkettengesetz“, erläutert Annelies Vilim, Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung, anlässlich des Tags der Menschenrechte am 10.12.2022.

Aktueller Gesetzesentwurf braucht Nachschärfungen

Es sei zu begrüßen, dass sich die zuständigen EU-Minister*innen am 01.12.2022 auf eine gemeinsame Position zum Lieferkettengesetz einigen konnten. Sie bilde die Basis für weitere Verhandlungen der EU-Abgeordneten, der Kommission und des Rats der EU. Dass sich Österreich enthielt, enttäusche, kommentiert Vilim: „Daher appellieren wir an die österreichischen Verhandler*innen – im Besonderen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft –, auf den bislang transparenten Prozess unter Einbindung aller Interessensgruppen aufzubauen und sich für Nachschärfungen einzusetzen“. Das Gesetz solle dafür sorgen, dass international agierende Unternehmen ihre Lieferketten auf Risiken prüfen, dadurch Verletzungen von Menschenrechten oder der Nicht-Einhaltung von Umweltstandards vorbeugen und dass diesbezügliche Verstöße geahndet werden können.

Die Geschäftsführerin führt aus, dass das Lieferkettengesetz unter anderem Entschädigungszahlungen vorsehen und Geschädigten das Recht einräumen solle, beispielsweise arbeitsrechtliche Verstöße vor Gerichten in der EU einzuklagen, wenn die Verantwortung bei einem Unternehmen mit Sitz in der EU liegt. Es solle dafür sorgen, dass Unternehmen Pläne vorlegen, wie sie zur Erreichung des Pariser Klimaziels – einer Erderhitzung von maximal 1,5 °C –, beitragen. Darüber hinaus sei es wichtig, die Zivilgesellschaft miteinzubeziehen, damit sichergestellt sei, dass die Rechte von Menschen entlang der Lieferketten ausreichend geschützt werden.

Lieferkettengesetz bietet Österreich bedeutende Chance, weltweit für mehr Gerechtigkeit zu sorgen

„Die Verhandlungen der EU über ein Lieferkettengesetz – offiziell Richtlinie über gesellschaftsrechtliche Sorgfaltspflichten betreffend die Nachhaltigkeit – bieten Österreich derzeit die bedeutende Chance, für mehr Gerechtigkeit auf der Welt zu sorgen. Für Österreich wäre ein Lieferkettengesetz sogar ein Gewinn, da es hierzulande zahlreiche nachhaltige und innovative Unternehmen gibt. Höhere Menschenrechts- und Umweltstandards, die für diese Unternehmen gleiche Wettbewerbsbedingungen auf hohem Niveau schaffen, sind sicherlich im Interesse der österreichischen Verhandler*innen. Und sie tragen damit zu einem menschwürdigen Leben für alle auf einem gesunden Planten bei“, schließt Vilim.

(hh)


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Supply chain law: what we can learn from the implementation of the EU Conflict Minerals Regulation

Portraits der Autor*innen Karin Küblböck und Johannes Grohs
Portraits der Autor*innen Karin Küblböck und Johannes Grohs
Karin Küblböck, Hannes Grohs © Harold Naaijer / Birgit Machtinger

The aim of the currently negotiated EU supply chain law[1] is that large companies operating in the EU take responsibility for their supply and value chain to prevent negative impacts on human rights and the environment. Already since January 1, 2021, the EU Conflict Minerals Regulation (EU 2017/821)[2] obliges companies that import specific minerals to fulfill due diligence obligations in order to prevent financing of armed groups and human rights violations. The Regulation can, therefore, be seen as a forerunner with regard to a comprehensive and EU-wide supply chain legislation. A look at its design and implementation provides important insights for the current discussion.

Scope and due diligence obligations

The EU Conflict Minerals Regulation applies to companies that import the unprocessed minerals tantalum, tungsten, tin or gold, or their ores or metals into the EU and thereby exceed a certain physical threshold. Companies importing processed products containing those minerals are not affected by the regulation, which greatly limits its scope. Moreover, the inclusion of only four minerals further limits the scope as it results in only a small fraction of metal imports being covered by the regulation: In 2019, the import of tantalum, tungsten and tin amounted to merely 0.05 % of the value and 0.003 % of the weight of all imports of metal ores into the EU in 2019. Only the value of gold imports accounted for a significant share (6 % of the import value of metals) (UN Trade Data). However, the threshold for gold (100 kg/year) again exempts a large part of importers further restraining the scope of the regulation.

In implementing due diligence obligations, the EU regulation is based on the OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas[3] and provides for a five-stage process:

  1. Adoption of company policy and establishment of a corresponding management system
  2. Identification and assessment of risks in the supply chain
  3. Conception and adoption of risk response strategy
  4. Third-party audit of supply chain due diligence
  5. Public reporting on all steps

Case Study: Implementation in Austria

After the adoption of the EU regulation in May 2017, national authorities and companies had a three-and-a-half-year transition period until its first implementation in 2021 and reporting in 2022. In Austria, 15 companies exceeded the thresholds in 2021[4] and were required to fulfill and to report on their due diligence obligations. Reports had to be published by the end of March 2022. Until the end of September, 12 out of 15 companies had published reports.

The Austrian Foundation for Development Research (ÖFSE) analyzed those reports[5] and reached mixed conclusions: A number of reports were identified that made a visible effort to be as transparent and clear as possible. Others focused merely on meeting the minimum requirements. Some reports did not appear to fully comply with the requirements of the regulation. Key factors for these differences were the varying experiences that companies could build on in fulfilling due diligence obligations (e.g. under Section 1502 of the US Dodd-Frank Act),[6] but also the priority given to the topic at company level. Companies that do not comply with their due diligence obligations do not incur high risks: Due to a lack of a specific provision in the Austrian implementation law, penalties are currently limited to € 726.[7] By comparison, Germany provides for a fine of up to € 50,000 and Luxembourg up to € 100,000.

More efforts, clarity and sanctions

Companies that did not report sufficiently – or at all – have to put up with the question why they did not make better use of the transition period of more than three years. Yet, not only companies did not sufficiently fulfil their obligations. Contrary to its own announcements and provisions by the regulation, the European Commission has still not published a list of officially recognized industry schemes that can be used to meet the requirements of the regulation.[8] Thus, the European Commission has missed the opportunity to provide more clarity in the sector. With the Responsible Minerals Initiative (RMI),[9] for example, there is already a comprehensive initiative, which, like the regulation, is based on the OECD Guidance in its specifications.

At the same time, recognition of industry schemes is not a simple task. Recent incidents with widely used industry certifications – most notably with ITSCI –[10] demonstrate that standards and audits must be subject to public quality control. A framework is needed that prevents the creation of a non-transparent and lucrative business field for industry schemes and audit companies that does little to improve companies’ procurement practices and to change the situation in the countries where the minerals are extracted. The European Commission must be clear about what minimum requirements auditors must meet and how authorities can act as ‚certifiers of certification‘. In addition, experiences with the EU Conflict Minerals Regulation show that to make companies comply, higher monetary penalties are required, but also other sanctions, such as exclusion from public contracts. Last but not least, due diligence obligations have to apply to the whole sector, i.e. also include downstream companies, to create greater momentum and stronger leverage points in the field.

From Europe to the ground?

The success of the EU Conflict Minerals Regulation, or any other due diligence legislation, should not be measured primarily by whether companies manage to fully complete their reports, but by whether its content and provisions are actually capable of making a difference on the ground. Among other things, this means that companies do not simply withdraw from conflict-affected regions or simply pass on their obligations to local actors, which often entails costs rather than improvements for the latter. The upcoming evaluation of the regulation commissioned by the European Commission, is expected to provide some evidence in this regard.

Recently, the conflictual situation in the Democratic Republic of Congo –[11] a major exporter of minerals covered by the regulation – has again escalated. Effective global rules for companies are important. But they will not be sufficient to resolve complex political-economic conflicts. However, properly set up and publicly monitored, due diligence legislation can at least help ensure that European companies do not profit from and contribute to human rights abuses and social disruptions, but do their part to avoid and mitigate them.

[1] European Commission (23/02/2022): Proposal for a Directive on corporate sustainability due diligence and annex

[2] EUR-Lex (19/05/2017): Official Journal of the European Union, Volume 60

[3] OECD (n.d.): OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas

[4] Bundesministerium für Finanzen (n.d.): Liste der Unionseinführer 2021

[5] ÖFSE (Sep 2022): Research Report 14: Umsetzung der EU-Konfliktmineraleverordnung in Österreich. Standortbestimmung nach dem ersten Jahr in voller Geltung

[6] U.S. Securities and Exchange Commission (modified 14/03/2027): Fact sheet: Disclosing the Use of Conflict Minerals

[7] Bundesarbeitskammer (14/10/2020): Stellungnahme: Bundesgesetz, mit dem das Mineralrohstoffgesetz geändert wird (MinroG-Novelle 2020)

[8] Industry schemes are industry-led due diligence programs that use third-party audits to certify the due diligence practices of their members.

[9] see www.responsiblemineralsinitiative.org

[10] Global Witness (26/04/2022): The ITSCI laundromat. How a due diligence scheme appears to launder conflict minerals

[11] Financial Times (n.d.): How the DRC became the battleground of a proxy war over precious resources


About the authors

Karin Küblböck is an economist and senior researcher at the Austrian Foundation for Development Research (ÖFSE), with a focus on natural resource policies, international trade and investment policies. She is also a professional facilitator and expert in stakeholder engagement. She has been a researcher at ÖFSE since 1996.

Hannes Grohs is Junior Researcher. He joined ÖFSE in 2017, focusing on global value chain analysis, industrial policy, and development economics and policy. Since September 2021, he has also been in charge of the science communication agendas.


Die AG Globale Verantwortung hat sich mit dem Import mineralischer Ressourcen, darunter auch der sogenannten Konfliktmineralien, in der Broschüre Rohstoff- und Entwicklungspolitik im Widerspruch? Der Wettbewerb um mineralische Rohstoffe (2019) auseinandergesetzt. Wir bringen uns außerdem in die Verhandlungen über das EU-Lieferkettengesetz (Richtlinie über gesellschaftsrechtliche Sorgfaltspflichten betreffend die Nachhaltigkeit) ein, siehe unsere Stellungnahme zum Vorschlag der Europäischen Kommission.

In der Rubrik „Kommentar der Anderen“ bietet die AG Globale Verantwortung Expert*innen die Möglichkeit, aktuelle und relevante entwicklungspolitische Themen zu kommentieren sowie ihre Meinung zu präsentieren. Das Ziel ist, Debatten über Entwicklungspolitik zu ermöglichen, den demokratischen Diskurs zu fördern und die Bedeutung der Umsetzung der Agenda 2030 hervorzuheben. Die inhaltliche Verantwortung für den Text liegt ausschließlich bei den Autor*innen. Die AG Globale Verantwortung teilt nicht notwendigerweise die vorgetragenen Ansichten.