Wie nehmen Menschen in Österreich die Arbeit von NGOs wahr? Posted on 28. April 2025 - 21:09 by Hannah Hauptmann Hintergrund Die sich gegenseitig verstärkenden Krisen der letzten Jahre – beispielsweise Kriege und Konflikte, die Klima- und Umweltkrise sowie Gesundheits- und Schuldenkrisen – haben den Hunger, die Armut und die Ungleichheiten weltweit erneut befeuert. Nach Jahrzehnten der Erfolge steigt die Anzahl der Menschen, deren Zukunftschancen an internationale Entwicklung und Humanitäre Hilfe geknüpft sind, wieder stark an. Und auch die verschärfte geopolitische Lage stellt NGOs und andere zivilgesellschaftliche Organisationen vor gestiegene Herausforderungen. So kürzten die USA, die Niederlande, Schweden, Großbritannien und weitere Länder bereits Gelder zugunsten von wirtschafts-, sicherheits- und migrationspolitischen Eigeninteressen. Durch die autoritären Tendenzen in vielen Ländern gerät die Zivilgesellschaft zunehmend unter Druck. In immer mehr Konfliktgebieten behindern Konfliktparteien humanitäre Hilfsorganisationen dabei, gefährdete Menschen getreu der humanitären Prinzipien Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit zu unterstützen. Worum geht’s bei der Umfrage? Vor diesem Hintergrund wollen wir erfahren, welche Wahrnehmung Menschen in Österreich von der Arbeit österreichischer NGOs im Bereich internationale Entwicklung, Humanitäre Hilfe und entwicklungspolitische Inlandsarbeit (z.B. Bildungsangebote zu globalen Themen in Österreich) haben. Unsere Mitgliedsorganisationen und ihre lokalen Partnerorganisationen ermöglichen mit jährlich über 1.000 Projekten Zukunftschancen für benachteiligte und gefährdetete Menschen in 120 Ländern der Welt. Durch Ihre Teilnahme an unserer ca. 10-minütigen Umfrage auf MS Teams tragen Sie dazu bei, diese Arbeit noch wirkungsvoller zu gestalten. Nach einer kurzen Abfrage zu Ihrer Person stellen wir je fünf gleichlautende Fragen zu 10 Themen bzw. Werten, die in unserer Arbeit zentral sind. Konkret geht es um deren Wirksamkeit, welches Interesse sie erzeugen und wie glaubwürdig NGOs in ihrer dahingehenden Arbeit sind. Los geht’s
No more business as usual – this is the moment to transform the aid system Posted on 17. April 2025 - 14:06 by Hannah Hauptmann In the spirit of the aid effectiveness principles, country ownership and alignment with their development priorities and objectives are key in the global aid governance. For a long time, civil society has been calling for much-needed reforms of the current system. These reforms need to be discussed and agreed upon well beyond OECD’s Development Assistance Committee (DAC), in a space where both donor and recipient countries are present on equal footing. The Fourth International Conference on Financing for Development (FfD4) taking place this summer (30 June to 3 July in Sevilla) is a once-in-a-decade opportunity. The Conference is also a key test for multilateralism and cooperation, which are now under attack in an increasingly volatile and conflict-ridden world. Download Download Links OECD: Official Development Assistance (ODA) Press release by Global Responsibility (16.04.2025): Internationale Entwicklungsfinanzierung: NGOs fordern Ende der Verwässerung und Widersprüche
The EU’s short-sighted aid cuts are a choice – so is the way forward! Posted on 16. April 2025 - 17:00 by Hannah Hauptmann “The European Union can’t have it both ways. It promotes the Global Gateway as a bold promise of shared prosperity and strategic investment in infrastructure, yet it slashes funding to countries with the greatest human development needs. If EU Member States and EU Institutions are even slightly concerned about our shared future, they must invest in people, not pull the rug out from under them. Shortsighted cuts now will undermine a secure and prosperous, common future.“ Tanya Cox, Director of CONCORD After five years of progress, ODA dropped in 2024. EU Member States part of the Development Assistance Committee (DAC) are also driving the downturn. ODA from EU Member States decreased to 88.7 billion USD. This represents 0.47% of EU Member States combined Gross National Income (GNI) and a decrease in ODA by 8.6% in real terms compared to 2023. Only four EU Member States allocated at least 0.7% of their GNI to ODA in 2024, one less than in 2023. Once again, the EU’s inability to respect development assistance commitments goes hand-in-hand with reporting expenses as ODA that fall outside internationally agreed criteria. Despite calls for accountability, many of the EU Member States continue to hollow out their solidarity by allocating funds to cover the costs of hosting refugees within donor countries’ borders, referred to by the OECD as in-donor refugee costs. An alarming 13.1 % of DAC member countries total ODA is diverted to in-donor refugee costs, effectively rebranding domestic spending as ODA. Meanwhile, ODA to Least Developed Countries (LDC) has only reached 35 billion USD, a fall of 3% in real terms compared to 2023. This practice shows that ODA is not strengthening the basic services and systems, like education and health, that we expect it to, in the places that need it most. The EU must understand that poor ODA quality and shrinking envelopes are not simply about saving money. They mean less preparedness for all our futures, less human security and trust lost between partners. The EU is not making the cooperation system more efficient. It is dismantling the system it helped to build. “The cuts combined with the recent USAID Stop-Work Order will only worsen the global outlook: a retreat from global responsibility, a rollback of progress in human development, and a signal to the world that commitments are conditional, fragile, and political. Is this the path the EU wants to follow? Is this the course of action that will make the world more secure?” Lukas Wank, Director of Global Responsibility This should be the moment when the EU steps up — rather than leaving the room. The EU and the world cannot afford the risk of short-sighted self-interest, it will come back to hit us. Links OECD: Official Development Assistance (ODA) CONCORD website Press release by Global Responsibility (16.04.2025): Internationale Entwicklungsfinanzierung: NGOs fordern Ende der Verwässerung und Widersprüche
Internationale Entwicklungsfinanzierung: NGOs fordern Ende der Verwässerung und Widersprüche Posted on 16. April 2025 - 15:54 by Hannah Hauptmann „Infolge der multiplen Krisen und Katastrophen in den vergangenen Jahren haben viele Länder Zusammenhalt mit den Menschen in Ländern des Globalen Südens und in Krisengebieten demonstriert. Doch nun droht die internationale Zusammenarbeit – und mit ihr der weltweite Kampf gegen Hunger, Gewalt, Armut und Ungleichheiten – den Sparkursen vieler Regierungen zum Opfer fallen“, warnt Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, anlässlich der Präsentation der vorläufigen öffentlichen Entwicklungshilfeleistungen (Official Development Assistance, ODA) der OECD-Mitgliedsstaaten für das Jahr 2024. Die österreichische und viele weitere Regierungen bekennen sich zum Ziel, 0,7% des jährlichen Bruttonationaleinkommens (BNE) für ihre ODA bereitzustellen. Erreicht haben es erst wenige. Österreichs vorläufige ODA für 2024 ist stark gesunken, und zwar von 0,38% auf 0,34% des BNE. Opriesnig stellt klar: „Jeder noch so kleine Prozentpunkt kann Menschen vor weiteren Krisen schützen, ihr Überleben sichern und ihre Zukunftschancen verbessern. Wer hingegen heute spart, zahlt morgen den vielfachen Preis in Form von größeren Konflikten, langwierigeren Krisen und wachsender Ungleichheit.“ OECD-Länder verwässern Entwicklungshilfeleistungen Doch auch die zusätzliche Vereinbarung, 0,2% des BNE für die ärmsten Länder bereitzustellen, halten viele OECD-Länder nicht ein. Das seien Gelder, die etwa in der Bildung fehlen, ergänzt Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt. „In den ärmsten Ländern unserer EINEN Welt ist eine qualitative Schul- und Berufsausbildung unerlässlich, damit Kinder und Jugendliche der Armutsspirale entkommen und ein Leben in Würde führen. Studien zeigen eindeutig: Bildung überwindet Armut!“ Die Zivilgesellschaft kritisiert zudem seit Jahren, dass OECD-Mitgliedern erlaubt wird, beispielsweise die Unterbringungskosten für schutzsuchende Menschen im Inland in die ODA einzuberechnen. „Diese Gelder kommen nicht bei benachteiligten und gefährdeten Menschen weltweit an, sondern verbleiben in den wohlhabendsten Ländern. Sie verwässern die Entwicklungshilfeleistungen und vermitteln einen falschen Eindruck der Unterstützung“, erläutert Andreas Knapp, Generalsekretär Internationale Programme der Caritas Österreich. In den letzten Jahren machten solche Ausgaben rund 27% der österreichischen ODA aus. Internationale Konferenz soll Weichen für gerechte Entwicklungsfinanzierung stellen Die Weichen für eine gerechte wie treffsichere Entwicklungsfinanzierung könnten auf der Financing for Development-Konferenz der UNO vom 30. Juni bis 3. Juli 2025 in Sevilla gestellt werden, meint Martina Neuwirth, Steuer- und Wirtschaftsexpertin vom VIDC. Denn zu allem Übel haben die Corona-Krisenjahre viele Länder des Globalen Südens auch noch in eine Schuldenkrise gestürzt. „Über 80 Staaten sind überschuldet. 2024 zahlten sie so viel Schuldendienst an ihre ausländischen Gläubiger wie nie zuvor: eine Milliarde US-Dollar pro Tag! Gelder, die ihnen für eine nachhaltige Entwicklung fehlen“, erklärt Neuwirth und fordert tragfähige Entschuldungen. Da es aber auch Maßnahmen auf der Einnahmenseite brauche, solle Österreich seine Skepsis gegenüber der derzeit verhandelten UN-Steuerkonvention dringend überdenken, betont Neuwirth. „Lange wurden Steuerspielregeln hinter den verschlossenen Türen der OECD verhandelt. Auf Druck der Länder des Globalen Südens sollen diese Entscheidungen zur UNO verlagert werden, wo sie gleichberechtigt mitbestimmen können. Gerechte Regeln für alle würden Machtasymmetrien abbauen und sind für Hochsteuerländer wie Österreich eine Chance, sich Verbündete zu suchen, um Steuerschlupflöcher zu schließen.“ Klimagerechtigkeit fördern und widersprüchliche Maßnahmen beenden „Die bedrohlichen Folgen der Erderhitzung haben die Rufe nach systemischen Veränderungen und nach einer Entwicklungsfinanzierung, die Klimagerechtigkeit fördert, in den letzten Jahren weiter verstärkt“, gibt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich, zu bedenken. „Hitze, Dürren, Fluten und andere Wetterextreme zerstören bereits jetzt die Lebensgrundlagen vieler Menschen, verursachen Nahrungsmittel- und Wasserknappheit und führen zu Vertreibung sowie Konflikten um Ressourcen. Gezielte Unterstützung im Rahmen der internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe kann die Situation deutlich verbessern.“ „Länder des Globalen Nordens sind also gefordert, als verlässliche Partner aufzutreten und widersprüchlichen Zielen und Maßnahmen ein Ende zu setzen, welche die nachhaltige Entwicklung von Ländern des Globalen Südens untergraben. Zum Beispiel in der Handels-, Rohstoff-, Schulden-, Steuer-, Landwirtschafts- und Migrationspolitik. Davon würden benachteiligte und gefährdete Menschen, etwa Menschen mit Behinderungen, besonders profitieren – und langfristig die Geberländer selbst“, fasst Alex Buchinger, Geschäftsführer von Licht für die Welt, zusammen. Appell an Regierung: Ambitionierte Entwicklungsfinanzierung im Doppelbudget 2025 und 2026 Forderungen nach einer widerspruchsfreien Politik und nach einem Ende der ODA-Verwässerungen könnten auf der Konferenz in Sevilla neuen Rückenwind erhalten, richtet sich Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, abschließend an die österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger. „Auf der Entwicklungsfinanzierungskonferenz kann Österreich sein internationales Profil als engagierter Akteur schärfen. Wir hoffen, dass Österreich an dieser mitwirkt und deren Ergebnisse umsetzt. Und wir appellieren, dass sich das Bekenntnis der Bundesregierung zu einer ambitionierten Entwicklungsfinanzierung im angekündigten Doppelbudget 2025 und 2026 widerspiegelt, und zwar durch bedarfsgerechte Mittel für internationale Entwicklung und Humanitäre Hilfe. Je schwerer die Zeiten sind, desto mehr sind Länder gefordert, zusammenzuarbeiten: für eine weltweit friedliche, stabile und gerechte Zukunft.“ Links OECD: Official Development Assistance (ODA) CONCORD (16.04.2025): The EU’s short-sighted aid cuts are a choice – so is the way forward! AG Globale Verantwortung (19.03.2025): FfD4 2025: Die Konferenz, die die Zukunft der globalen Entwicklungsfinanzierung entscheidet (hh)
No more tokenism: Local humanitarian actors are key to improving efficiency Posted on 9. April 2025 - 10:03 by Hannah Hauptmann Author Jamie Munn © private Over the past five plus years, hundreds of recommendations have called for more inclusive, locally-led humanitarian action, yet too often they’ve been left stagnant. Why did it take a political shock and awe of Trump’s administration to highlight the need for real reform in humanitarian assistance? The urgency has always been there, but the United Nations’ inertia in implementation remains an obstacle. Bridging the gap between the Global South and Global North is not just a matter of policy – it is a matter of action. Local and national actors know their communities best, and empowering them is key to improving efficiency and ensuring that aid reaches those who need it most. Yet, despite these calls, power remains concentrated in the hands of global bureaucratic and lethargic actors, stalling meaningful change. Now is the time for international NGOs to lean into in the importance of local leadership. The International Council for Voluntary Agencies (ICVA) has long advocated for a system where local and national NGOs are not seen as mere implementers but are integral players in decision-making processes. International NGOs must now lead in ensuring that local partners have a meaningful voice at the table – not as token representatives but as real decision-makers who shape the direction of aid. The humanitarian sector must now walk the talk. We have the opportunity to push forward the reforms and recommendations of the past, moving beyond discussion to actual implementation. A true shift in how we work together, bringing local leadership into the forefront, increasing collaboration, and enhancing resource sharing, could be the key to turning efficiency from a buzzword into a reality. The question we must all ask ourselves: How long can we afford to delay real change when lives are at stake? About the author Jamie Munn has two decades of experience in aid programming, strategic development, NGO coordination, and policy formation. With a diverse career across NGOs (and a brief tenure with the United Nations) at the head office, regional, and country levels, Jamie is adept at navigating the complexities of the humanitarian landscape. Throughout his career, Jamie has championed the pivotal role of NGOs in tackling global challenges. His leadership reflects a strong commitment to innovation, advocacy, and prioritizing transparency, accountability, and coordination. A thought leader in the field, Jamie has published research on critical issues such as gendered identities in conflict zones, aid accountability and transparency, and post-conflict nationalism. These areas of focus have further established his expertise and influence in the humanitarian sector. As Executive Director of ICVA, Jamie is positioned to lead the organisation with a forward-thinking approach and dedication to driving positive change. His vision and expertise are in alignment with ICVA’s mission, and he is committed to guiding the organization to new levels of success, ensuring a lasting impact on the global community. Global voices for humanitarian assistance Inspired by Tom Fletcher’s statement of commitment to the humanitarian community when he resumed his position as Under-Secretary-General for Humanitarian Affairs and Emergency Relief Coordinator (OCHA) in November 2024, this channel provides expert views and impulses that highlight the current importance of listening, efficiency, outspokenness, and innovation in humanitarian assistance.
Weltgesundheitstag: „Angesichts der ernsten globalen Lage braucht es jetzt Regierungen, die anpacken“ Posted on 7. April 2025 - 18:13 by Hannah Hauptmann Seit Elon Musk mit den zynischen Worten „Time for it to die“ angekündigt hat, die US-Entwicklungsbehörde USAID zu zerschlagen, schrillen weltweit die Alarmglocken. NGOs und internationale Organisationen warnen eindringlich vor dem Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung in Ländern des Globalen Südens und der Gefährdung unzähliger Menschenleben. Allein durch Infektionskrankheiten wie HIV, Malaria und Tuberkulose dürften bereits fast 120.000 Kinder und 60.000 Erwachsene ums Leben gekommen sein – das sind 103 vermeidbare Todesfälle pro Stunde. Auch Datenbanken wie das Hunger-Frühwarnsystem (FEWS NET) blieben vom Sparstift nicht verschont, obwohl diese das Überleben vieler Menschen sichern und die Kosten von humanitären Einsätzen reduzieren können. Die Regierungen von Geberländern wissen, dass sie durch Investitionen in präventive und vorausschauende Maßnahmen der internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe viel Leid verhindern und Zukunftschancen ermöglichen. Kaum etwas ist langfristig so ertragreich wie die Investition in Menschen. So rechnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am heutigen Weltgesundheitstag vor, dass jeder US-Dollar, der in die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen investiert wird, eine neun- bis 20-fache Wertsteigerung in Form von Humankapital erfährt. Dennoch erliegen Geberländer wie die USA, die Niederlande, Schweden und Großbritannien dem Trugschluss, ihre internationale Entwicklung, Humanitäre Hilfe und entwicklungspolitische Inlandsarbeit zugunsten des eigenen wirtschafts-, verteidigungs- oder migrationspolitischen Etats kürzen zu müssen. Sie ignorieren, dass die eingesparten Mittel in Form eskalierender Krisen um ein Vielfaches zurückkehren können. Das führen uns die oftmals gesundheitsschädlichen oder gar lebensgefährdenden Auswirkungen weltweiter Kriege und Konflikte, von Gesundheitskrisen wie der COVID-19-Pandemie, der Klimakrise, von Armut und Ungleichheiten sowie von zunehmenden autoritären und demokratiegefährdenden Tendenzen deutlich vor Augen. Dabei ist der Schlüssel für Gesundheit, Wohlbefinden und langfristige Stabilität ein altbekannter und denkbar einfacher: internationale Zusammenarbeit. Angesichts der ernsten globalen Lage braucht es jetzt Regierungen, die anpacken. Daher erwarten wir auch von der österreichischen Bundesregierung, dass sie ihr internationales Engagement im Zeichen des globalen Zusammenhalts zur Priorität macht. Dadurch kann sie Österreichs internationales Profil als engagierter Akteur und glaubwürdiger Partner weiter schärfen – aus Überzeugung und Verantwortungsbewusstsein. Lukas Wank,Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung
The old Greeks lived something we can learn from: Parrhesia Posted on 1. April 2025 - 7:06 by Hannah Hauptmann Author Harry Eyres © Jonathan Ring In his inaugural address at the University of St Andrews in 1867, the philosopher John Stuart Mill ruled out the option, for a moral individual, of forming no opinion and taking no side. “Bad men need nothing more to compass their ends, than that good men should look on and do nothing.” It’s interesting that Mill writes “do nothing” rather than “say nothing”; he is no doubt correct that actions speak louder than words. But speaking, or not speaking, also constitute a kind of action. Right action needs to be accompanied by and articulated in right speaking, which gives the reasons for it. All of this implies that being outspoken, in certain situations, is a moral imperative. That certainly was the view of many ancient Greek thinkers and writers. The Greeks had a special word for outspokenness: parrhesia. Meaning literally to speak everything, parrhesia has a rich and fascinating history in Greek thought, politics and literature. Parrhesia was a central feature of Athenian democracy, defined, according to Michel Foucault, as a constitution (politeia) in which people enjoyed demokratia, isegoria (the equal right of speech), isonomia (the equal participation of all citizens in the exercise of power), and parrhesia. A democracy without parrhesia would not be a democracy at all. And parrhesia occurs both when individuals speak to each other privately and when citizens address the democratic assembly. The word parrhesia occurs for the first time in Greek literature in the plays of Euripides. There’s a striking exchange in his play The Phoenician Women in which Polyneices, returning to Thebes from exile, speaks to his mother Jocasta about the travails of an exile’s life: JOCASTA: … What chiefly galls an exile’s heart?POLYNEICES: The worst is this: right of free speech does not exist.JOCASTA: That’s a slave’s life — to be forbidden to speak one’s mind. This points to the centrality of parrhesia in the conception of a free life in ancient Athens. And it may remind us of the opening of an even more famous Greek tragedy, Aeschylus’ Oresteia, where the watchman alludes to the secret which cannot be spoken: “a great ox stands on my tongue”. The whole atmosphere in the house of Atreus, as the family and community await the return of King Agamemnon, more in dread than anticipation, is poisoned by the fact that it’s impossible to speak out. And just one more ancient Greek reference, before we get back to the present. The classic exponent of parrhesia in ancient Athens was Socrates, who went around the city asking the most awkward questions, acting, as he himself said, like a gadfly on the flank of a noble but rather dull horse. His role was “to sting people and to whip them into a fury, all in the service of truth.” As we know, this would ultimately cost him his life. As I write, not just the humanitarian community but the wider progressive community is reeling from a series of brutal and destabilising decisions and actions by Donald Trump’s US administration. From the promises of mass deportations of migrants to the ambush of President Zelenskyy in the Oval Office to the cutting of 80% of USAID programmes (lamentably echoed by Keir Starmer’s decision to cut the UK overseas aid budget from 0.5% to 0.3% of GDP) these actions seem to represent the overturning of a whole post-war order, set of values and security architecture, the abandoning, with extreme prejudice, of what were thought to be enduring alliances and commitments, the sudden alignment of the USA, one-time guarantor of the rules-based order, with strongman, might-is-right brutality. More generally, not just in US, they represent the rise of the populist right, which among other things sanctions a gleeful disavowal of obligations to others. There is surely much to be outspoken about here, but generally the reaction from opinion leaders and the wider community has been muted. There has been a reluctance to use parrhesia. No doubt many people, especially in Trump’s America, are afraid to speak out for fear of losing their job, if not, for the moment at least, their freedom or their life. The Greeks made plain that exercising parrhesia always carries some risk. What is at stake, however, in their stark terms, is the choice between a free moral life and a secure existence without honour. It’s particularly incumbent on artists, writers and thinkers to speak out, in times when fears and insecurities are being weaponised and directed against the vulnerable by unscrupulous or disingenuous politicians, for ulterior motives. Parrhesia may be a central right of all free citizens, but for artists, writers and thinkers it is their “job”. Artists, said Ezra Pound, are the antennae of the race. That implies a special kind of sensitivity, being alert to the first faint signs of what may become a terrible “normality.” Posterity (if we still believe in such a thing) will not look kindly on the thinkers, writers and artists who dulled or betrayed their own sensitivity and did not speak out. We honour the writers and artists of the 1930s who warned of the rise of Fascism. Of course artists have their own ways of using parrhesia, which will be different from those used by journalists, humanitarian spokespeople and others. Artists work with metaphor and images, often indirectly, but no less powerfully for that. As fascism closed in on Spain in the 1930s, Lorca expressed his horror of bleak authoritarian repression in a play ostensibly about a tyrannical matriarch, ruining the lives of her daughters – The House of Bernarda Alba. Others will need to speak more directly. I was lucky enough to know the former Irish Attorney-General and head of the WTO, Peter Sutherland, in his last years when he was UN Special Representative on Migration. He argued eloquently and passionately for a humane and holistic approach to migration, stressing the benefits as well as the challenges, and never forgetting the humanity and vulnerability of the migrant. He chastised those governments, including that of the UK, which failed to address the problem honestly, making it either taboo or worse, a badge of political “toughness”. “The scale of migration should be a matter of enlightened public debate”, he wrote, “one that balances economic, humanitarian, and social considerations. Politicians who have the courage to lead such a conversation in a constructive manner might be surprised by the public’s response.” Or when good people fail to speak out, to adapt Mill’s words, ill-intentioned people will take control of the narrative. One of the frightening things is how quickly the narrative tends to shift, or how quickly the unthinkable becomes thinkable. How quickly, for example, the narrative about the Palestinians shifted from discussion of a two-state solution, and the right of return, to overt calls, from sections of the Israeli right, backed it seems (at least sometimes) by President Trump, for ethnic cleansing of the Gaza Strip. All of us who value our own freedom should have the courage to speak out about such projected or actually occurring atrocities, while we still can. About the author Harry Eyres is a journalist, poet, passionate European, hispanophile, birdwatcher, tennis nut, amateur pianist. Author of The Beginner’s Guide to Plato’s The Republic, Horace and Me, Seeing Our Planet Whole: A Cultural and Ethical View of Earth Observation, contributor to „New Statesman“ and „The World of Fine Wine“. For more than 11 years he wrote the „Financial Times“ SLOW LANE column. In the turbulences of today his blog harryeyres.wordpress.com (X: @sloweyres) offers the reader an opportunity to take a step back and open him/herself to new insights. Global voices for humanitarian assistance Inspired by Tom Fletcher’s statement of commitment to the humanitarian community when he resumed his position as Under-Secretary-General for Humanitarian Affairs and Emergency Relief Coordinator (OCHA) in November 2024, this channel provides expert views and impulses that highlight the current importance of listening, efficiency, outspokenness, and innovation in humanitarian assistance.
The unintended consequences of counter-terrorism financing measures on NPOs Posted on 24. März 2025 - 9:58 by Hannah Hauptmann Author Thalia Malmberg © private Author Vera Selig © private How did we get here? The global fight against terrorism financing intensified after the 9/11 attacks, leading to significant changes in financial regulations. The Financial Action Task Force (FATF), originally established by the G7 in 1989 to combat money laundering, expanded its mandate to include countering the financing of terrorism. In doing so, FATF singled out nonprofit organizations (NPOs) as being ‘particularly vulnerable’ to terrorism financing abuse. The assumption was that charities could be used—knowingly or unknowingly—to funnel money to terrorist groups. This labelling was not based on empirical evidence of widespread abuse but still led to strict regulations on NPOs worldwide, making it harder for them to operate, especially in crisis zones where their work is most needed. Examples and consequences of overregulation. © Human Security Collective The unintended consequences for NPOs Over the past two decades, governments have adopted FATF’s guidance into national laws aiming to prevent financial crime. But instead of focusing on actual risk, many applied broad, blanket restrictions to the entire nonprofit sector. This has resulted in overregulation of the sector, including burdensome registration processes, excessive reporting obligations, restrictions on accessing foreign funding, and barriers to information access, among others. See figure on the left for more examples of overregulation. © Human Security Collective This trend of overregulation has led to a myriad of consequences, including the shutdown of NPOs, redirection of resources to comply with burdensome requirements, and reputational damage. See more examples of consequences in the figure on the left. While the intention was to protect security, the reality is that these measures have severely disrupted legitimate humanitarian, development, and human rights work. Persistent misuse of the standard Recognizing the damage caused, FATF revised its stance in 2016, clarifying that only a subset of nonprofits may be at risk and urging governments to adopt a risk-based approach rather than blanket restrictions. Although these reforms were welcomed, by that time, laws were already in place, and misapplications of the standard persisted. It also became increasingly clear that many governments were deliberately using the guise of countering terrorism financing in order to justify cracking down on critical nonprofit organizations. From the red-tagging and legal harassment of NPOs and activists in the Philippines and targeted investigations against journalists and human rights groups in Serbia to sweeping restrictions on civil society organizations in Turkey and the mass shutdown of over 3,000 nonprofits in Nicaragua. At the same time, banks and other financial institutions, under pressure to mitigate risk, have increasingly denied services to NPOs, a practice known as ‚de-risking‘. A clear example is the de-risking of UK Muslim charities, whose accounts were suddenly closed without explanation or right to appeal. This arbitrary practice happening across the globe has left civil society struggling to access essential financial services, forcing them to resort to alternative, less transparent means to continue their vital work, increasing operational challenges and unintended risks. Where do we go from here? While the changes to its influential recommendation on NPO regulation represent positive steps forward, much more work remains to be done. The efforts of the Global NPO Coalition on FATF have been crucial in raising awareness of the unintended consequences of countering the financing of terrorism measures on civil society. However, these efforts alone will not fully resolve the systemic challenges that nonprofits face. Going forward, there is a need for changes in the FATF methodology to better identify disproportionate regulations, suppression of NPOs and de-risking practices. Stronger collaboration between governments, financial institutions, and civil society is necessary to mitigate the damage caused by the misapplication of the standard. Restrictions on civil society have not proven effective in reducing terrorist attacks. On the contrary, having a vibrant civic space is vital in preventing violent extremism, particularly in conflict areas where they often serve as the primary providers of essential services such as food, water, shelter, and medical care. The question is: Can we afford to continue down this path? Or is it time to rethink the way we define risk, security, and the crucial role of civil society in promoting peace and stability? Link Human Security Collective (Nov 2023): The Future of FATF Recommendation 8. A foresight piece About the authors Thalia Malmberg is a Program Manager at Human Security Collective, working on issues related to de-risking and the effects of countering terrorism financing measures on civil society and human rights. As part of her work, she conducts research and capacity building, and engages in multi-stakeholder processes such as the Global NPO Coalition on the FATF and the Dutch Roundtable on Financial Access for NPO’s. Vera Selig is Communications Officer at Human Security Collective, where she supports the team in strengthening the organization’s messaging and outreach. She also provides communication support for the Global NPO Coalition on the FATF, focusing on raising awareness about the impacts of de-risking and counter-terrorism financing measures on civil society and human rights. In the section Outside view, Global Responsibility gives experts the opportunity to comment and share their views on current and relevant development issues. The aim is to facilitate development policy debates, promote democratic discourse and highlight the importance of implementing the 2030 Agenda. The authors are solely responsible for the content of their articles. Global Responsibility does not necessarily share the views expressed.
Syrien und Ukraine: Humanitäre Hilfe als unverzichtbare Grundlage Posted on 17. März 2025 - 16:46 by Hannah Hauptmann Die neue österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger hat im Vorfeld des heutigen EU-Unterstützer*innengipfels angekündigt, 19,3 Millionen Euro für Humanitäre Hilfe in Syrien und in den Nachbarländern bereitzustellen. Damit zeigt die Ministerin, dass sie die humanitäre Dimension von Krisen ernstnimmt und Österreichs Verlässlichkeit in der internationalen Zusammenarbeit stärken will. Nach dem Sturz von Bashar al-Assad im Dezember bleibt die humanitäre Lage in Syrien und in der Region dramatisch, es herrschen weiterhin Chaos, Unsicherheit und Gewalt. Laut UNHCR gibt es mehr als 7,4 Millionen vertriebene Menschen innerhalb des Landes und 16,7 Millionen – also 70% der Bevölkerung – sind auf Humanitäre Hilfe angewiesen. 90% der Syrer*innen leben unter der Armutsgrenze und 5 Millionen sind seit 2011 in Nachbarländer geflüchtet. Sie können der Situation nur ein Ende setzen, wenn Geberländer wie Österreich zusätzlich zu lebensrettender Humanitärer Hilfe auch langfristige Maßnahmen der internationalen Entwicklung und Friedensförderung finanzieren. Die AG Globale Verantwortung begrüßt daher die angekündigten Mittel, durch die Hilfsorganisationen vermehrt auf längerfristige Planbarkeit, Vorausschau und Prävention setzen können. Österreichische Hilfsorganisationen und ihre lokalen Partner*innen verfügen über umfangreiche Erfahrung in der Region und das Vertrauen der Bevölkerung. Mit Projekten, die beispielsweise die lokale Landwirtschaft, den Bildungssektor und die Gesundheitsversorgung stärken, leisten sie einen wichtigen Beitrag zu Frieden und Stabilität. Zusätzlich hat die Außenministerin angekündigt, dass Österreich den Export von Getreide aus der Ukraine in den Nahen Osten und nach Nordafrika unterstützen wird. Da die globale Ernährungssicherheit zunehmend unter Druck steht, sind Maßnahmen wie diese entscheidend, um Hungersnöte und weitere humanitäre Krisen zu verhindern. Darüber hinaus beraten die EU-Außenminister*innen heute über die Sicherheit in der Ukraine und in Europa. Wir wollen daran erinnern, dass menschliche Sicherheit nicht nur militärische Aspekte umfasst, sondern zum Beispiel auch Ernährungssicherheit, gesundheitliche Sicherheit sowie gesellschaftliche und persönliche Sicherheit. Die Bereitstellung Humanitärer Hilfe bleibt dafür eine unverzichtbare Grundlage. Lukas Wank,Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung
Internationale Entwicklung und Humanitäre Hilfe: NGOs begrüßen neue Regierung in herausfordernden Zeiten Posted on 3. März 2025 - 11:18 by Hannah Hauptmann „Damit Österreich weiterhin zu internationalen Erfolgen beitragen kann, braucht es angemessene Mittel und eine Strategie. Fast ein Jahr nach Fertigstellung wartet das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025–2027 noch immer auf seinen Beschluss. Und das, obwohl das neutrale Exportland Österreich in hohem Maße von weltweiter Stabilität, Frieden und einer lebenswert Umwelt profitiert.“ Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung „Die AG Globale Verantwortung gratuliert der neuen österreichischen Bundesregierung zur Angelobung und begrüßt die neue Außenministerin Beate Meinl-Reisinger. Nach ungewissen Monaten, die weltweit von geopolitischen Umbrüchen und zunehmend autoritären Tendenzen geprägt waren, kann die Regierung nun Planungssicherheit in Österreichs internationale Entwicklung, Humanitäre Hilfe und entwicklungspolitische Inlandsarbeit bringen. Noch nie war Österreich derart gefragt, Zusammenhalt mit benachteiligten Menschen in Ländern des Globalen Südens und in Krisengebieten zu demonstrieren und aktiv zu internationaler Zusammenarbeit und einer regelbasierten Weltordnung beizutragen”, richtet sich Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, an die neue Regierung. Starker Auslandskatastrophenfonds ist angesichts der USAID-Finanzierungslücke wichtiges Signal Österreichische Hilfsorganisationen versorgen Menschen in akuten Krisen medizinisch und unterstützen sie mit Nahrungsmittelhilfe und Schutzmaßnahmen, fährt Stefan Fritz, Geschäftsführer von Hilfswerk International, fort. “Doch die massive internationale Finanzierungslücke – allen voran durch die Kürzung der USAID-Gelder – kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Krisen dauern immer länger an, wie wir zum Beispiel im Libanon, in Syrien oder in der Ukraine sehen. Mehr als 305 Millionen Menschen sind auf Humanitäre Hilfe angewiesen und Hilfsorganisationen sind immer öfter gefragt, ihre Maßnahmen mit jenen der internationalen Entwicklung und Friedensarbeit zu ergänzen. Dass die neue Regierung den Auslandskatastrophenfonds fortführen wird, ist daher ein begrüßenswertes Signal, die frühzeitige Ausschüttung dieser Mittel hingegen eine Notwendigkeit”, appelliert Fritz. Bekenntnis zu Agenda 2030 und 0,7%-Verpflichtung bekräftigt Ziel der weltweiten Armutsbekämpfung, Friedensförderung und des Klima- und Umweltschutzes “In der internationalen Zusammenarbeit geht es aber nicht nur ums Feuerlöschen, sondern um ein präventives und langfristiges Engagement, das den sinnbildlichen Bränden vorbeugt, sie eindämmt und bewältigt. Das eigentliche Ziel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist daher, Armut zu bekämpfen, Frieden zu fördern sowie das Klima und die Umwelt zu schützen”, gibt Erwin Eder, Geschäftsführer von HORIZONT 3000, zu bedenken. Dafür seien zum Beispiel zukunftsfitte Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Ausbildung, nachhaltige Landwirtschaft und Wiederaufforstung zentral, insbesondere in den ärmsten und fragilsten Ländern. Ebenso wie Projekte, welche die Menschenrechte stärken und die lokale Zivilgesellschaft unterstützen. Eder hebt hervor, dass die Regierung dieses Ziel durch ihr Bekenntnis zur Agenda 2030 sowie zur internationalen Verpflichtung, 0,7% des jährlichen Bruttonationaleinkommens für sogenannte Entwicklungshilfeleistungen bereitzustellen, bekräftige. Kehrtwende bei EU-Lieferkettengesetz verhindern “Gerade in Bezug auf den weltweiten Schutz von Menschenrechten, von Klima und Umwelt ist die neue Regierung jetzt zum Handeln aufgerufen. Denn unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus soll das EU-Lieferkettengesetz wieder aufgeschnürt und ausgehöhlt werden. Die Zukunft von Millionen Kindern steht auf dem Spiel”, warnt Veronika Schippani-Stockinger, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar, und ergänzt: “Eine Kehrtwende wäre auch ein herber Rückschlag für Unternehmen, die bereits an der Umsetzung von Sorgfaltspflichten arbeiten. Anhand dieser können sie endlich der Zwangs- und Kinderarbeit entlang ihrer Lieferketten ein Ende setzen.” AG Globale Verantwortung betont Erfolge und erinnert an fehlendes Dreijahresprogramm Anstatt wie Schweden, die USA, die Niederlande und Großbritannien das entwicklungspolitische und humanitäre Budget zu kürzen oder an wirtschafts- und migrationspolitische Interessen zu knüpfen, solle Österreich in Zeiten globaler Krisen am gestalterischen Potenzial seines internationalen Engagements festhalten, betont Lukas Wank. “Bei all den Negativschlagzeilen gerät in Vergessenheit, dass der Anteil der extrem armen Menschen seit Ende 1990er von über 30% auf 8,5% der Weltbevölkerung reduziert werden konnte. Damit Österreich weiterhin zu internationalen Erfolgen beitragen kann, braucht es angemessene Mittel und eine Strategie. Fast ein Jahr nach Fertigstellung wartet das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025–2027 noch immer auf seinen Beschluss. Und das, obwohl das neutrale Exportland Österreich in hohem Maße von weltweiter Stabilität, Frieden und einer lebenswerten Umwelt profitiert. Als Dachverband mit breiter Expertise stehen wir bereit, Österreichs internationale Zusammenarbeit mitzugestalten”, schließt Wank. (hh)
SDG Watch Austria begrüßt Sichtbarkeit nachhaltiger Entwicklung im Regierungsprogramm – jetzt Strukturen für Umsetzung stärken! Posted on 27. Februar 2025 - 14:01 by Hannah Hauptmann Es ist zentral, die Expertise aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft einzubinden und auf diese aufzubauen, um nachhaltige Entwicklung in Österreich und weltweit zu ermöglichen. Zudem gilt es, die Bedürfnisse der österreichischen Bevölkerung ebenso wie der Menschen in Ländern des Globalen Südens systematisch zu berücksichtigen. Dazu ist das Stärken von Dialogformaten, direkter Zusammenarbeit und von Partizipationsmöglichkeiten nötig. Lukas Wank, Steuerungsgruppenmitglied von SDG Watch Austria und Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung „Das Bekenntnis zur Agenda 2030 im Regierungsprogramm sehen wir sehr positiv, insbesondere, da Prozesse rund um Budget- und Gesetzesvorhaben stärker aus dem Blickwinkel nachhaltiger Entwicklung betrachtet werden sollen und das Parlament stärker eingebunden werden soll. Wichtig ist, dass nun Institutionen und Mechanismen für die interministerielle Zusammenarbeit, die Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Wissenschaft gestärkt werden“, sagt Gertraud Findl, Steuerungsgruppenmitglied von SDG Watch Austria. Relevant sei es außerdem, an die Vorhaben anzuknüpfen, die Österreich den Vereinten Nationen erst im Juli 2024 in einem 2. Freiwilligen Umsetzungsbericht angekündigt hatte, erklärt Steuerungsgruppenmitglied Bernhard Zlanabitnig: „Dazu zählen u. a. das Vermeiden einer Verlagerung negativer sozialer oder ökologischer Effekte ins Ausland, Dialogformate mit der Zivilgesellschaft oder die Einbindung der Wissenschaft in die Umsetzung der Agenda 2030, aber auch eine gestärkte bundes- und länderübergreifende Zusammenarbeit.” „Es ist zentral, die Expertise aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft einzubinden und auf diese aufzubauen, um nachhaltige Entwicklung in Österreich und weltweit zu ermöglichen. Zudem gilt es, die Bedürfnisse der österreichischen Bevölkerung ebenso wie der Menschen in Ländern des Globalen Südens systematisch zu berücksichtigen. Dazu ist das Stärken von Dialogformaten, direkter Zusammenarbeit und von Partizipationsmöglichkeiten nötig“, ergänzt Lukas Wank, Steuerungsgruppenmitglied von SDG Watch Austria. Gleichzeitig warnt die Plattform davor, nachhaltige Entwicklung lediglich als „Fleißaufgabe“ zu betrachten und Freiwilligkeit vor Konsistenz zu stellen. Für ein zukunftsfähiges Österreich – von Wirtschaft, Gesellschaft bis hin zu einer intakten Umwelt – seien klare Zielvorgaben und Regeln unerlässlich. Auch anlässlich der aktuell drohenden Verwässerung des EU-Lieferkettengesetzes und der Nachhaltigkeitsberichterstattung betont die Plattform: „Erforderliche Veränderungen in die Zukunft zu verschieben oder notwendige Maßnahmen und deren Überprüfung abzuschwächen, nur weil sie Bürokratie erfordern, rechnet sich weder inhaltlich noch finanziell und kann so auch kein Weg nach vorne sein“, meint Anja Appel, Mitglied der Steuerungsgruppe von SDG Watch Austria. Die Plattform SDG Watch Austria, die über 230 zivilgesellschaftliche Organisationen als Mitglieder zählt, setzt sich seit 2017 für eine systematische Umsetzung der Agenda 2030 in Österreich ein und hatte im Herbst einen Forderungskatalog an die verhandelnden Parteien versandt.
Warum die Kürzungen bei USAID globale Auswirkungen haben Posted on 26. Februar 2025 - 7:57 by Hannah Hauptmann
Omnibus-Paket: Ausgerechnet bei Menschenrechten, Umwelt und Klima schiebt EU-Kommission Bürokratie vor Posted on 26. Februar 2025 - 7:43 by Hannah Hauptmann Richtlinien wie das EU-Lieferkettengesetz können nur dann transparent umgesetzt werden und wirken, wenn ihre Einhaltung überprüft und ihre Nichteinhaltung mit Konsequenzen versehen wird. Doch ausgerechnet beim weltweiten Schutz von Menschenrechten, Umwelt und Klima schiebt die Europäische Kommission nun einen zu hohen bürokratischen Aufwand vor: Im Rahmen des Omnisbus-Pakets plant sie, das EU-Lieferkettengesetz und weitere bereits beschlossene Bestandteile des Green Deals auszuhöhlen. So hätten Unternehmen in der EU keine Konsequenzen mehr zu befürchten, wenn entlang ihrer internationalen Lieferketten Menschenrechte und Umweltstandards verletzt werden. In Erwartung des kurzfristigen Profits scheinen Politiker*innen noch immer zu ignorieren, dass es ihre globale Verantwortung ist, langfristige Lösungen für die weltweite Erderhitzung und Umweltzerstörung, für Hunger, Armut und Ungleichheiten auszuhandeln. Wir appellieren daher an die EU-Komission und das EU-Parlament, für eine EU einzutreten, in der eine zukunftsfähige und starke Wirtschaft gleichbedeutend mit menschenwürdigen und gesundheitsschonenden Arbeitsbedingungen sowie intakten Lebensräumen welweit ist. Dafür ist Transparenz unverzichtbar, und zwar durch umfassende Sorgfaltspflichten für Unternehmen, eine zivilrechtliche Haftung bei Verstößen und die Einbeziehung des Finanzsektors in die Nachhaltigkeitsvorgaben des Green Deals. Lukas Wank,Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung
Internationale Zusammenarbeit bröckelt: Neue Regierung muss handeln Posted on 22. Februar 2025 - 15:14 by Hannah Hauptmann „Eine stabile Weltordnung ist im Interesse Österreichs. Gleichzeitig trägt die Regierung eine globale Verantwortung für Menschen in armen und fragilen Ländern (…). Wir raten der nächsten Regierung daher dringend zu einem klaren Bekenntnis zur internationalen Zusammenarbeit sowie zu einer zukunftsorientierten außen- und entwicklungspolitischen Strategie. Als Dachverband mit breiter Expertise stehen wir bereit, diesen Weg mitzugestalten.“Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung „War das Bekenntnis zu internationaler Zusammenarbeit jahrzehntelang Common Sense, ist es jetzt von vielen Seiten unter Beschuss. Die nächste österreichische Bundesregierung ist zum Handeln aufgerufen, denn Österreich war und ist ein großer Profiteur internationaler und EU-Abkommen. Unser Wohlstand und unsere Stabilität wären ohne diese undenkbar“, erinnert Lukas Wank die Koalitionsverhandler*innen von ÖVP, SPÖ und NEOS. Die nächste Koalition in Österreich kündige sich zu einer geopolitisch heiklen Phase an – zu einem Zeitpunkt, an dem US-Präsident Donald Trump offenbar bereit ist, ohne Behörden zu regieren und aus den Vereinten Nationen auszutreten, warnt der Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung. „Besonders alarmierend ist, dass die US-Regierung sich just zum dritten Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Russland zuwendet und versucht, von der Ukraine Rohstoffe im Gegenzug für militärische Unterstützung zu erpressen. Kriege um Ressourcen sind nicht neu. Doch dass die USA inmitten globaler Krisen an den Grundfesten der Weltordnung rütteln und internationale Zusammenarbeit aufkündigen, ist eine ernste Bedrohung“. Dieser Paradigmenwechsel stelle Europa und Österreich vor gravierende Herausforderungen. Ein Bruch mit liberalen und demokratischen Werten sowie eine Schwächung multilateraler Institutionen seien direkte Konsequenzen, die auch Österreich spüren werde. Appell an Außenressort: Neutrale und diplomatische Rolle aktiv nutzen und entwicklungspolitisches Engagement ausgebauen „Angesichts der Koalitionspläne von ÖVP, SPÖ und NEOS bleibt zu hoffen, dass Österreich einer ‚Politik der starken Männer‘ nun deutlich entgegenwirkt. Diese ist ausschließlich auf Profit und Macht ausgerichtet – auf Kosten der Schwächsten im eigenen Land und weltweit. Die Geschichte lehrt uns, dass eine kurzsichtige Politik, die Krieg schürt, spaltet und ausbeutet, keine Zukunft hat. Eine Politik des Zusammenhalts, die Menschenrechte, Umwelt und Klima zum Wohlergehen derzeitiger und nächster Generationen respektiert, hingegen schon“, betont Wank. Zu dieser könne der oder die nächste Außenminister*in beitragen, indem Österreichs neutrale und diplomatische Rolle aktiv genutzt und das entwicklungspolitische sowie humanitäre Engagement ausgebaut werden, erörtert Wank und schließt: „Eine stabile Weltordnung ist im Interesse Österreichs. Gleichzeitig trägt die Regierung eine globale Verantwortung für Menschen in armen und fragilen Ländern – für jene, die zum Beispiel am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, die aber am meisten von Dürren und Flutkatastrophen bedroht sind. Wir raten der nächsten Regierung daher dringend zu einem klaren Bekenntnis zur internationalen Zusammenarbeit sowie zu einer zukunftsorientierten außen- und entwicklungspolitischen Strategie. Als Dachverband mit breiter Expertise stehen wir bereit, diesen Weg mitzugestalten.“ (hh)