Menschenrechte: NGO-Bericht offenbart fehlende Systematik österreichischer Politik

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

„Österreich betont in internationalen Partnerschaften regelmäßig die Bedeutung der Menschenrechte. Gleichzeitig verfolgt die Bundesregierung aber ressourcen-, agrar-, steuer-, handels- und klimapolitische Interessen, die eine nachhaltige, menschenrechtsbasierte Entwicklung in Ländern des Globalen Südens erschweren oder gar verhindern“, erläutert Lukas Wank, Geschäftsführer des entwicklungspolitischen und humanitären Dachverbands AG Globale Verantwortung, am internationalen Tag der Menschenrechte und warnt: „Doppelstandards untergraben Österreichs Glaubwürdigkeit.“

Mit sechs Jahren Verspätung überreichte die vorherige Bundesregierung im Mai 2024 dem UN-Ausschuss über die Wirtschaftlichen, Sozialen und Kulturellen Rechte (WSK-Rechte) erstmals einen Staatenbericht über die Gewährleistung der WSK-Rechte im In- und Ausland. Der Ausschuss wird Österreich im Februar 2026 erneut prüfen. Für diesen Termin haben die AG Globale Verantwortung und ihre Mitglieder Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FIAN Österreich und Licht für die Welt den Vereinten Nationen heute einen zivilgesellschaftlichen Bericht vorgelegt.

Österreichischer Politik fehlt Entschlossenheit und Systematik, etwa bei Kinderrechten

Veronika Schippani-Stockinger, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar Österreichs, vermisst in der österreichischen Politik die gebotene Entschlossenheit und Systematik. „Zwar bekennt sich die Regierung in internationalen Strategien wie dem Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027 zu den Menschenrechten. Jedoch fehlen klare Finanzierungsziele, Indikatoren und Prüfmechanismen, um ihre Einhaltung zu gewährleisten. Wir fordern daher, dass Kinderrechte konsequent und systematisch in allen Politikfeldern und Rechtssetzungen berücksichtigt werden. Österreich trägt eine globale Verantwortung, gerade wenn staatliche Akteur*innen oder Unternehmen im Ausland die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen beeinflussen.“

Landwirtschaft und Ernährung: Importe verschärfen globale Ungleichheiten

Tragische Folgen habe eine inkohärente Politik auch für die weltweite Ernährung, verweist Lukas Schmidt, Geschäftsleiter von FIAN Österreich. „Das Recht auf Nahrung wird weltweit am häufigsten verletzt. Bis zu 720 Million Menschen hungern – auch weil Kleinbäuer*innen von Großkonzernen vertrieben werden und keine fairen Preise mehr erzielen. Dabei könnten sie rund 80% aller Nahrungsmittel nachhaltig produzieren. Im Sinne der UN-Erklärung über Rechte von Kleinbäuer*innen ist die Regierung gefordert, sich auf EU- und UN-Ebene für ihre Rechte einzusetzen und auch im Inland umzudenken.“

Ein Beispiel sei die überproportionale Fleischproduktion in Österreich, für die jährlich hunderttausende Tonnen Soja importiert würden: „Futtersoja aus vorwiegend lateinamerikanischen, oftmals illegal errichteten Plantagen zerstört Ökosysteme und verschärft Landkonflikte sowie Ungleichheiten. Zugleich ist Österreich von Gemüseimporten abhängig. Diese Politik ist weder nachhaltig noch menschenrechtskonform.“

Widersprüchliche Politik folgenschwer für vulnerable Gruppen im Globalen Süden

„Eine kurzsichtige und widersprüchliche Politik heizt die weltweiten Krisen also weiter an“, hält Alex Buchinger, Geschäftsführer von Licht für die Welt Österreich, fest. „Sie erhöht zudem die Notwendigkeit, weltweit mittels Entwicklungszusammenarbeit und Humanitärer Hilfe gegenzusteuern. Diese erprobten wie wirksamen Instrumente verhelfen benachteiligten Gruppen direkt zu ihren Rechten. Zum Beispiel Menschen mit Behinderungen, die 16% der Weltbevölkerung ausmachen und von denen 80% im Globalen Süden leben. Ihre Rechte – etwa auf Bildung, Gesundheitsversorgung oder Teilhabe – werden besonders häufig verletzt.“

Die massiven Kürzungen für bilaterales Engagement der aktuellen Regierung stünden daher im klaren Widerspruch zu Österreichs menschenrechtlichen Verpflichtungen, betont Buchinger. Im Vergleich zu 2024 sollen diese Gelder laut aktuellem Doppelbudget bis Ende 2026 um ein Drittel gekürzt werden.

Appell zum UN-Prüftermin: Regierung soll Menschen über widersprüchliche Interessen stellen

Mit Blick auf den UN-Prüftermin fordert Lukas Wank abschließend: „Eine Regierung, die ihre internationalen Zusagen zur Entwicklungsfinanzierung ernst nimmt und widersprüchliche Politiken zugunsten des Wohlergehens, der Würde und der Rechte aller Menschen aufgibt, leistet einen echten Beitrag zu einer friedlicheren, stabileren und gerechteren Welt.“


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(hh)

New perspectives: Cross-sectoral dialogue on the future of humanitarian action

Global Responsibility welcomed 80 guests from various sectors to the Sky Lounge at the University of Vienna. The guests heard from Fati Hassane, Director of Oxfam Africa, who was the guest of honour, and Gemma Connell, Chief of the Strategic Prioritization and Practices Branch at OCHA, who participated virtually; Nick Appleyard, Head of the Downstream Business Applications Department at the Directorate of Telecommunications and Integrated Applications at the European Space Agency (ESA); Anna Hirsch-Holland, Coordinator of the Rapid and Resilient Crisis Response Accelerator at ESA; author and journalist Harry Eyres; and Marisa Leon Gomez Sonet, Partnerships and Stakeholders Advisor at Refugees Seeking Equal Access at the Table (R-SEAT).

Thanks also go to journalist Thomas Seifert for moderating the event, and to the invited commentators: Silvia Holzer, Technical Advisor for Humanitarian Aid at Caritas Austria, and Claudia Stadler, Policy Advisor at the Green Party.

An event report will follow in January.

f.l.t.r.: Event manager Monika Stumpf-Hulsrøj (Global Responsibility), Marisa Leon Gomez Sonet (R-SEAT), moderator Thomas Seifert, Anna Hirsch-Holland (ESA), Nick Appleyard (ESA), Claudia Stadler (Green Party), author and journalist Harry Eyres, Fati Hassane (Oxfam Africa), host Lukas Wank (Global Responsibility), and Silvia Holzer (Caritas Austria). © Global Responsibility

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Omnibus-Paket: EU-Parlament stimmt für Schwächung der Lieferkettenrichtlinie

Die im März 2024 beschlossene, historisch bedeutsame EU-Lieferkettenrichtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD) sollte sicherstellen, dass Unternehmen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette Verantwortung übernehmen: für Arbeitsbedingungen, Umwelt und Klima. Auf Drängen von Wirtschaftsvertreter*innen beschloss die neu konstituierte Europäische Kommission noch im selben Jahr, den Geltungsbereich der Richtlinie und weiterer Teile des European Green Deal im sogenannten Omnibus-I-Paket massiv einschränken zu wollen. Am 13. Oktober 2025 befürworterte der Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments den Vorschlag der Kommission, einen Monat später stimmte auch die Mehrheit der Abgeordneten dafür. Damit verabschiedet sich die EU von ihrem eigenen Anspruch, Menschenrechte und Nachhaltigkeit als Kern wirtschaftlichen Handelns zu begreifen.

Die aktuellen Änderungen entkernen das Lieferkettengesetz in zentralen Punkten: 

  • Die CSDDD gilt künftig nur noch für die größten Konzerne mit mehr als 5.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mindestens 1,5 Milliarden Euro. Kleine und mittlere Unternehmen bleiben ausgenommen, obwohl sie Teil globaler Lieferketten sind. 
  • Die Richtlinie beinhaltet keine zivilrechtliche Haftung mehr. Diese hätte es Betroffenen erleichtert, ihr Recht einzufordern. 
  • Das Omnibus-I-Paket hat Verpflichtungen, Klimaschutz– und Transformationspläne umzusetzen, gestrichen. Ein fatales Signal angesichts der eskalierenden Erderhitzung. 
  • Die Sorgfaltspflichten sind so weit reduziert worden, dass zentrale Risiken in Hochrisikosektoren unbeachtet bleiben. 

In einer Zeit, in der Armut, soziale Ungleichheiten und die Auswirkungen der Klimakrise weltweit zunehmen, ist ein solcher Rückschritt nicht nur politisch kurzsichtig, sondern unverantwortlich. 

Gefährliches Signal der Einflussnahme

Besonders bedenklich ist, dass sich Abgeordnete augenscheinlich von fossilen und wirtschaftlichen Einzelinteressen leiten ließen. Wenn sich politische Entscheidungen zunehmend mit den Positionen großer Energiekonzerne decken, die kurzfristige Profite über langfristige Verantwortung stellen, steht die Glaubwürdigkeit der EU-Politik auf dem Spiel.

Mut statt Rückzug: Jetzt Verantwortung zeigen 

Zehn Jahre nach Verabschiedung der Agenda 2030 wird immer deutlicher: Eine nachhaltige Entwicklung kann nur gelingen, wenn Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen. Statt sich in Rückzugsgefechte zu verstricken, braucht es jetzt den Mut der EU-Politiker*innen zu klaren Entscheidungen, die von Gerechtigkeit, Menschenwürde und Zukunftsfähigkeit geleitet werden.


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European Coalition for Corporate Justice (30.10.2025): Joint Statement: Call for European Parliament to deliver a credible and ambitious approach on Omnibus I

(mb)

Totschnigs Widersprüche gefährden globale Lösungen: Besuch bei Klimaprojekt trotz gestrichener Mittel

Bilaterale Klimaprojekte: Zwei Personen halten ein grünes Protestschild, im Hintergrund ist das Wasser des Staudammbeckens zu sehen.
Bilaterale Klimaprojekte: Zwei Personen halten ein grünes Protestschild, im Hintergrund ist das Wasser des Staudammbeckens zu sehen.
Der ausgetrocknete Rio Madeira, größter Nebenfluss des Amazonas, während der extremen Dürreperiode 2024. Diese führte zu erheblicher Wasser- und Lebensmittelknappheit entlang des Flusses. Die Flussgemeinschaften und Staudammbetroffenen sind in direkter und dramatischer Weise von den sich verschärfenden Auswirkungen der Klimakrise betroffenen. © Luis Gabriel / MAB

„Bundesminister Norbert Totschnig verstrickt sich in einer widersprüchlichen Politik. Er lässt zugesagte Mittel für Klimaprojekte in Ländern des Globalen Südens in der Schublade verschwinden, inszeniert sich aber am Rande der COP30 als Unterstützer der Menschen, deren Kampf gegen die Erderhitzung und Umweltzerstörung durch diese Mittel gefördert werden soll“, kritisiert Lukas Wank. Der Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung erklärt, dass Österreich etwa durch das Pariser Klimaabkommen verpflichtet sei, Emissionsminderungs- und Klimaanpassungsmaßnahmen im Globalen Süden zu unterstützen. Dafür seien im BMLUK auch bis zu 15 Millionen Euro für bilaterale Klimaprojekte  im Jahr 2025 eingeplant gewesen.

Minister verhindert Mercosur, blockiert aber auch Unterstützung für Betroffene des Abkommens

Am Sonntag (16.11.2025) besuchte der Minister im brasilianischen Bundesstaat Pará ein BMLUK-gefördertes Projekt von Horizont 3000 in Zusammenarbeit mit dem Movimento dos Atingidos por Barragens (MAB). Aufgrund der gestrichenen Mittel dürfte das Projekt nun kippen. Wank berichtet, dass es die Widerstands- und Handlungsfähigkeit von über 36.600 Menschen aus bäuerlichen, indigenen und Flussgemeinschaften stärke. Ihre Lebensgrundlagen seien durch die Klimakrise und zusätzlich durch den Bau neuer Wasserkräftwerke gefährdet. „Die bilateralen Klimagelder des BMLUK sind eine wichtige Ergänzung zu internationalen Mechanismen der Klimafinanzierung. Sie erreichen besonders benachteiligte und gefährdete Menschen direkt und ermöglichen es Österreich, seine Unterstützung zielgerichtet zu gestalten. Angesichts seines Vetos gegen das Mercosur-Abkommen würde man eigentlich annehmen, dass der Minister diese Chance nutzt, um Österreich als international verlässlichen Partner zu positionieren, der Teil der Lösung und nicht des Problems ist“, betont Wank.

Appelle: Zugesagte Klimagelder bereitstellen und Anti-Klima-Koalition verhindern

Abschließend verweist der Geschäftsführer auf eine neue Analyse britischer Medien, laut der nur ein Fünftel der weltweiten Klimagelder tatsächlich die ärmsten Menschen unterstützt, und erinnert: „Die Zukunftschancen von Milliarden Menschen im Globalen Süden und in Österreich stehen und fallen mit dem weltweiten Klima- und Umweltschutz – und zwar schon heute. Hier wie dort haben die Menschen eine widerspruchsfreie, vorausschauende Politik verdient, die ihr Wohlergehen und ihre menschliche Sicherheit über Konzernprofite stellt. Wir appellieren an den Minister, die zugesagten bilateralen Klimagelder rasch bereitzustellen und für die nächsten Jahre zu budgetieren. Und auch SPÖ und NEOS tragen Verantwortung, dass die Regierung nicht zu einer rückschrittlichen Anti-Klima-Koalition wird.“


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(hh)

Rebuilding solidarity ‘BRICS by BRICS’: Forging Global South unity for climate and prosperity

Portrait of the author Avantika Goswami
Portrait of the author Avantika Goswami
Author Avantika Goswami. © private

With the latest round of punitive tariffs imposed by U.S. President Donald Trump, Brazil’s President Lula announced he would engage with BRICS leaders to address the dismantling of multilateralism by the U.S. regime. It was a rare proactive moment from the bloc — but one that should become far more common. Civil society must amplify shared struggles to foster Global South unity, empowering BRICS and other developing countries to lead the fight against climate change with agency, voice, and development needs at the centre.

A history of ebbing and flowing solidarity

Countries of the Global South — often grouped under the G77 — share histories of colonialism, underdevelopment, and unequal global governance. Despite internal differences, moments of unity have sparked crucial political change.

The 1955 Bandung Conference stands as a foundational example, bringing Southern countries together to oppose colonialism and affirm non-alignment — achieving “mythical status,” in the words of Filipino activist Walden Bello. Southern leaders across diverse geographies and political tendencies declared that “colonialism in all its manifestations is an evil which should speedily be brought to an end.”

Decades later, at the 1992 Rio Earth Summit, developing countries played a decisive role in embedding the principle of common but differentiated responsibilities at the heart of the newly formed UNFCCC. During the COVID-19 crisis, Global South power reemerged, with India and South Africa leading a TRIPS waiver call at the WTO and Cuba dispatching doctors worldwide. At COP27 in Egypt, the G77 united to secure a Loss and Damage Fund — culminating a 30-year effort led by island states.

Southern G20 presidencies — Indonesia, India, Brazil, South Africa — have since amplified urgent issues: the debt crisis, reforming financial institutions, and green industrialization. The 2025 BRICS declaration reaffirmed commitment to multilateralism, called for a greater voice for emerging markets, and expressed support for Palestinian self-determination.

Cohesion remains elusive

These moments of unity arise against a backdrop of fragmented alliances. The South is no monolith — changing leadership, geopolitics, and ties with the North continually undermine coalition-building.

Global North actors often exploit these shifts. Media narratives aim to drive wedges in Southern blocs, singling out emerging economies as “blockers” in climate talks — a tactic Sunita Narain calls “pitting the poor against the poor.” At COP29 in Baku, for example, a UK reporter asked, “Why is India blocking a special carveout for LDCs and SIDS?” — revealing the familiar wedge strategy, whilst flattening the nuance and complexity of the negotiations.

Still, Southern governments are not beyond critique. Within the expanding BRICS+ bloc of 20 countries, mistrust and lack of coordination persist. Transparency and civil society access are limited, and several members are authoritarian or corrupt. Climate analysts often highlight BRICS’ fossil-fuel dependence. While valid, such critiques sometimes miss nuance — many high-income countries share similar path dependencies. What matters more are shared challenges — rising energy demand, industrial ambitions— and emerging opportunities in green technology and global governance reform.

The climate question

BRICS+ members represent 48% of the global population. In 2024, their per-capita primary fossil fuel consumption averaged 33,375.68 kWh (excluding Ethiopia), compared with 43,595.58 kWh in high-income countries. Renewables averaged 2,873.37 kWh, versus 7,531.68 kWh in high-income nations.

Despite fossil dominance — BRICS+ produced 48% of global fossil fuel output in 2024 — renewables are rapidly growing. The bloc now generates 51% of global solar power, up from 15% a decade ago. China leads 74% of global solar and wind construction, and India achieved an NDC target five years early.

This layering of renewables onto fossil infrastructure — rather than abrupt phase-out — marks the likely path for developing economies. Correspondingly, the 2025 BRICS Statement calls for a just, inclusive energy transition while recognizing the continued role of fossil fuels. Green industrial policy is also rising; clean energy and green manufacturing are central to BRICS’ strategies. Political economist Ilias Alami calls this a “new geopolitics of green connectivity,” rooted in “polyalignment” rather than the non-alignment of the past.

China looms large in this geopolitics of climate: Leading in emissions, but also compelling in its role as a climate actor, “lighting up the world with solar panels” and exporting emissions reductions abroad. Economic historian Adam Tooze emphasized that Chinese photovoltaics (PV) and BYD may well be the “tools of our salvation. For some developing countries, China is both a formidable giant that has outpaced all others in growth and a power whose economic and trade leverage must not be over-relied upon lest it be turned into a weapon; others are eager to engage.

Emerging green partnerships among Southern countries could form the backbone of sustainable coalitions. But this requires a renewed Southern narrative on climate and development, with principles aligned to today’s realities.

A new Global South vision for climate and prosperity

The U.S. is, and always has been, an unreliable partner — transactional, coercive and warmongering. The Western world is struggling through its own “polycrisis”, witnessing the failure of its institutions, policies and the horrors inflicted by its military complex abroad. The current moment has been characterized in various ways, as turbulent and uncertain, as ‘productive incoherence’ in global governance, and as a moment to turn polycrisis into ‘polytunity’.

For the Global South, that has always been battered by competing crises — debt, inflation, conflict and food insecurity — there is an opportunity to use this disruption to birth something new. 

But what should this Southern vision look like? There are multiple calls to action: a time to rewrite the rules, acknowledge multipolarity, focus on localization, forge new green alliances, de-dollarize, promote regional integration, advance green industrial policy and more. The growing technological and industrial foundations discussed above can be used to shape a new, green development agenda.

But unity is essential to turn this fragile moment into lasting power — whether through BRICS+ or another grouping. As Bello notes, the “spirit of Bandung has been a constant spur to many political actors to reproduce it in its imagined pristine form”. That spirit will not return on its own — we must rebuild it. In climate talks and beyond, the South must close ranks.

The emerging green agency of developing countries is too often ignored by mainstream governance, which focuses narrowly on emissions or phase-outs — marginalizing development needs, finance, and technology transfer. Civil society must shift the narrative: spotlighting common struggles, amplifying collective agency, and forging South–South solidarity. Only through unity can the Global South turn today’s polycrisis into lasting, climate-proof prosperity.


About the author

Avantika Goswami leads the Climate Change Programme at the Centre for Science and Environment (CSE) — a research and advocacy thinktank in New Delhi, India. She has 12+ years of experience across the public, private and non-profit sectors, with an interdisciplinary background in climate and economic research, sustainability programme management, and management consulting.

Her interests lie at the intersection of climate science and political economy, and her current work focuses on transformative solutions to rapidly reduce carbon emissions while centering climate justice and equity. At CSE, she is leading the Institute’s climate policy research and advocacy spanning climate finance, mitigation ambition, carbon markets, and trade.


In the section Outside view, Global Responsibility gives experts the opportunity to comment and share their views on current and relevant development issues. The aim is to facilitate development policy debates and promote democratic discourse. The authors are solely responsible for the content. The Outside views do not reflect the official positions of the funding body International Partnerships Austria and of Global Responsibility.

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Sexualisierte Gewalt in bewaffneten Konflikten: Fehlende Aufarbeitung und anhaltende Straflosigkeit

Portrait von Autorin Miriam Mukalazi
Portrait von Autorin Miriam Mukalazi
Autorin Miriam Mukalazi. © Minitta Kandlbauer

Sexualisierte und geschlechterbasierte Gewalt in bewaffneten Konflikten wird in internationalen Rechtsrahmen anerkannt.[1] Jedoch bleibt der Schutz der Überlebenden, die Aufarbeitung von Gewaltverbrechen sowie die Strafverfolgung der Täter extrem gering. In Kriegen üben nicht nur militärische Akteure, sondern auch die eigenen Familienangehörige, Mitarbeitende von UN-Friedensmissionen und Hilfsorganisationen sexualisierte Gewalt aus. Die Liste der Täter*innen ist lang, deren Strafverfolgung findet jedoch nur vereinzelt statt.[2]

Lücken bei der Aufarbeitung

Sexualisierte Gewalt dient in bewaffneten Konflikten dazu, politische Oppositionen und spezifische Bevölkerungsgruppen zu destabilisieren oder gar auszulöschen. Eine feministische Analyse von bewaffneten Konflikten ermöglicht es, sexualisierte Gewalt als Ausdruck patriarchaler Machtverhältnisse zu verstehen: Als Gewalt, die alle Altersgruppen und Geschlechteridentitäten betreffen kann, wobei Frauen und Mädchen weiterhin überproportional betroffen sind.

In der Ukraine etwa häufen sich Berichte über Männer, die in russischer Gefangenschaft gefoltert werden.[3] Dazu zählen die Androhung und Ausführung von Vergewaltigungen, erzwungene Penetrationen mit Fremdkörpern oder Elektroschocks an den Genitalien.[4] Allgemein ist zu beobachten: Täter handeln im Bewusstsein der schwierigen Strafverfolgung dieser Kriegsverbrechen und scheinen sich somit ihrer Amnestie sicher zu sein. Die Überlebenden hingegen bleiben oft unbeachtet, sei es in der medizinischen Versorgung, in der psychologischen Betreuung oder in der juristischen Aufarbeitung. Dies schreckt Überlende von sexualisierter Gewalt ab, ihre Fälle zu melden und aufzuarbeiten.

Des Weiteren wird die Situation von Kindern, die aus Vergewaltigungen hervorgehen, weiterhin kaum beachtet. Berichte aus dem Sudan zeigen, wie die traumatischen Erfahrungen der Mütter sich häufig auf die Kinder übertragen, da beide gemeinsam gesellschaftliche Ausgrenzung erfahren.[5] Nicht nur haftet den Kindern ein massives Stigma an, sondern ihnen fehlen oft auch elementare Dokumente wie Geburtsurkunden. Ohne diese Papiere existieren sie praktisch nicht, was eine juristische Aufarbeitung nahezu unmöglich macht. Diese Beispiele sind nicht neu. Sie stehen exemplarisch für historische, patriarchale Gewalt, die in der Kriegsführung bis heute normalisiert und akzeptiert wird.

Aufarbeitung und Prävention gehen Hand in Hand

Seit Jahrzehnten fordern Aktivistinnen wie Sandrine Lusamba die internationale Gemeinschaft auf, endlich den Überlebenden von sexualisierter Gewalt zu ihrem Recht zu verhelfen.[6] Mit ihrer NGO Solidarité féminine pour la paix et le développement intégral organisiert sie in der Demokratischen Republik Kongo mobile Gerichte und übernimmt sämtliche Kosten, von Transport über Unterkunft bis hin zu Anwaltsgebühren. So verschafft sie Überlebenden Gehör, die sich sonst keine Gerichtsverfahren leisten könnten und oft weit entfernt von zuständigen Gerichten leben. Dieses Beispiel zeigt, dass feministische Organisationen dort einspringen, wo Staaten und internationale Institutionen versagen.

Um die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt langfristig zu sichern, braucht es eine stärkere internationale Finanzierung solcher Initiativen anstatt weiterer Budgetkürzungen. Gleichzeitig muss die Prävention noch stärker in den Vordergrund rücken. Der Friedensnobelpreisträger und Gynäkologe Dr. Denis Mukwege plädiert seit langem, aktiv Jungen und Männer in die Verantwortung zu nehmen und deren potenzielle doppelte Rolle als potenzielle Täter, aber auch als Überlebende von sexualisierter Gewalt zu adressieren.[7] Es braucht hierfür Investitionen in Aufklärungsarbeit zu sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt, sei es innerhalb militärischer Strukturen, in der zivilen Friedensarbeit oder der juristischen Aufarbeitung von Kriegsverbrechen.[8]

Bekenntnis der österreichischen Regierung zu feministischen Prinzipien ausstehend

Der dramatische Anstieg sexualisierter Gewalt fällt mit einem historischen Höchststand von 185 bewaffneten Konflikten zusammen. Laut der Universität Uppsala wurden 2024 weltweit so viele Konflikte verzeichnet wie nie zuvor seit Beginn der Datenerhebung 1946.[9] Diese Zahlen sollten für die österreichische Bundesregierung ein Weckruf sein, zumal sich diese um einen temporären Sitz im UN-Sicherheitsrat bemüht. Allerdings untergräbt die Regierung ihr dahingehendes friedens- und sicherheitspolitisches Engagement durch ihre jüngsten Budgetkürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit, Humanitären Hilfe und entwicklungspolitischen Inlandsarbeit.

Auch die immense weltweite Militarisierung und das Erstarken autoritärer Regime[10] verlangt nach einem klaren politischen Bekenntnis zu feministischen Prinzipien in der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen sowie in der Konfliktprävention, die mit der Prävention von sexualisierter Gewalt einhergeht. Eine menschenrechtsbasierte Außenpolitik Österreichs soll nicht nur auf Krisen reagieren, sondern muss auch patriarchale Gewaltstrukturen als Ursachen von Konflikten anerkennen und diese bekämpfen. Neben dem Engagement für den UN-Sicherheitsrat bieten dafür die nationale Umsetzung der Resolution 1325 mit der Agenda Frauen, Frieden und Sicherheit sowie das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik den geeigneten politischen Rahmen.

Mehr zur UN-Resolution 1325

Dieses Jahr feiert die UN-Resolution 1325 ihr 25-jähriges Jubiläum. Verabschiedet im Jahr 2000 markiert sie einen Meilenstein feministischer Ansätze in der Friedens- und Sicherheitspolitik. Auch Österreich bekennt sich mit seinem Nationalen Aktionsplan zu den vier Säulen der Agenda 1325: Konfliktprävention, Schutz von Überlebenden sexualisierter Gewalt, inklusive Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen sowie nachhaltigem Wiederaufbau von Konfliktgesellschaften.


Fußnoten

[1] siehe beispielsweise Römer-Statut des Internationalen Strafgerichtshofs, UN-Resolution 1820 über sexuelle Gewalt in Konflikten sowie die Genfer-Konventionen.

[2] Weltsichten (25.03.2025): Beschützer werden zur Gefahr

[3] Human Rights Council (18.03.2024): Report of the Independent International Commission of Inquiry on Ukraine to the Human Rights Council, A/HRC/55/66, 2024

[4] Kseniya Kvita (08.10.2024): Opinion: Silent victims of sexual violence, Ukraine’s male POWs deserve real support

[5] SIHA Network (25.04.2024): The Aftermath of Rape: Unwanted Pregnancies and Abandoned Children

[6] Sandrine Lusamba (11.12.2023): Briefing des UN-Sicherheitsrats zur Demokratischen Republik Kongo von Sandrine Lusamba

[7] Denis Mukwege (10.12.2018): Nobel Prize lecture

[8] MenEngage Alliance (22.10.2025): Men, Masculinities, and Feminist Foreign Policy

[9] Uppsala Universitet (11.06.2025): Uppsala Conflict Data Program

[10] United Nations (o.D.): The true cost of peace. Rebalancing world military spending for a sustainable and peaceful future


Über die Autorin

Miriam Mona Mukalazi ist promovierte Politikwissenschaftlerin und arbeitet am VIDC zu Afrikapolitik, Frieden und Sicherheit. Zuletzt organisierte sie eine Veranstaltung zu Legal Accountability and Feminist Peacebuilding in der Schwedischen Botschaft in Wien.


In der Rubrik Kommentar der Anderen bietet die AG Globale Verantwortung Expert*innen die Möglichkeit, aktuelle und relevante entwicklungspolitische Themen zu kommentieren sowie ihre Meinung zu präsentieren. Das Ziel ist, Debatten über Entwicklungspolitik zu ermöglichen und den demokratischen Diskurs zu fördern. Die inhaltliche Verantwortung liegt ausschließlich bei den Autor*innen. Die Kommentare geben nicht die offiziellen Ansichten der Fördergeberin International Partnerships Austria und der AG Globale Verantwortung wieder.

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Klimaschutzminister schwächt internationalen Klimaschutz – fatales Signal vor COP30

Zwei Männer aus einem Klimaprojekt

„Durch Rückschritte im Klimaschutz macht sich Bundesminister Norbert Totschnig für Dürren, Überschwemmungen und Ernteausfälle mitverantwortlich. Auch in Österreich. Kurz vor der 30. UN-Klimakonferenz hat er die Mittel für internationale Klimaprojekte in der Schublade verschwinden lassen und sendet damit ein fatales Signal an Österreichs Partner“, warnt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung. Erst kürzlich habe der zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel der Republik ein erschreckend schlechtes Zeugnis in Punkto CO2-Reduktion und weltweiter nachhaltiger Entwicklung ausgestellt. Wank kritisiert, dass weitere bilaterale Projektmittel bereits den überproportionalen Kürzungen im Bereich der internationalen Zusammenarbeit erlegen seien.

Der entwicklungspolitische und humanitäre Dachverband und seine Mitgliedsorganisationen Caritas Österreich, Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt, Hilfswerk International, Horizont 3000, Jugend Eine Welt, Österreichisches Rotes Kreuz, Volkshilfe Österreich und Welthaus Graz fordern den Bundesminister dazu auf, die zugesagten Mittel rasch aus der Schublade zu holen. „Österreich muss im Klimaschutz vorangehen und darf nicht zurückfallen“, appelliert Wank.

Unter anderem verpflichten das Pariser Klimaabkommen, das Regierungsprogramm und das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027 Österreich dazu, Länder des Globalen Südens beim Erreichen der Klimaziele zu unterstützen. Zuletzt förderte das BMLUK beispielsweise Renaturierungs- sowie klimaschonende Landwirtschafts- und Wasserprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Für 2025 kündigte es dafür bis zu 15 Millionen Euro an.

„Trifft jene Länder am härtesten, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben“

Leiterin eines Klimaprojekts in Mosambik, im Hintergrund zwei Mitarbeiter vor einer Hütte
Luisa Maria Ponha, Projektmanagerin in Mosambik von Hilfswerk International. © Hilfswerk International

„Unsere Projekte in Mosambik senken langfristig den Ausstoß von CO₂ und sichern die Lebensgrundlagen benachteiligter Menschen. Ohne weitere Fördermittel könnten sie jedoch schon bald zum Stillstand kommen“, warnt Luisa Maria Ponha, Projektmanagerin in Mosambik von Hilfswerk International. „Der Lebensstil in reichen Ländern beruht noch immer auf der Ausbeutung von Umwelt und Menschen im Globalen Süden. Das muss sich ändern. Während das reichste Prozent der Weltbevölkerung so viel CO₂ verursacht wie zwei Drittel der Menschheit, liegt auch Österreich mit rund acht Tonnen pro Kopf über dem EU-Durchschnitt. Wenn sich Österreich aus der internationalen Verantwortung zurückzieht, trifft das jene Länder am härtesten, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben“, sind Ponha und weitere Vertreter*innen lokaler Partnerorganisationen besorgt.

Von Steiermark bis Argentinien: Bäuerliche Landwirtschaft ist Schlüssel für Klima und Ernährung

Zwei Männer aus einem Klimaprojekt
Die Bauern Alois Kiegerl (r.) aus der Steiermark und Anibal Frete (l.) aus Argentinien sind Teil des Alianza-Projekts von Welthaus Graz. © Welthaus Graz

Bedauern und Sorge über das Ende der Klimaprojekte kommen auch von österreichischen Bäuerinnen und Bauern, die mit argentinischen Berufskolleg*innen an einem vom Ministerium unterstützten Klimaprojekt von Welthaus Graz teilgenommen haben. „Unser Blick auf die Welt hat sich dadurch grundlegend verändert“, sagt Rinderbauer und Kammerrat Alois Kiegerl. „Wir haben gesehen: Eine steirische Alm und der Sojaanbau in Argentinien hängen direkt zusammen – was wir hier tun, wirkt dort, und umgekehrt“. Bäuerin Alexandra Kiegerl betont: „Wenn bäuerliche Landwirtschaft weltweit gestärkt wird, profitieren alle. Sie ist der Schlüssel, um die großen aktuellen Probleme wie Klimawandel und Welternährung meistern zu können“. Werden solche Projekte beendet, schwäche das jene, die tagtäglich an Lösungen arbeiten.

Erfahren Sie mehr über die Klimaprojekte österreichischer Organisationen und ihrer lokalen Partnerorganisationen. Die Expert*innen stehen für Interviewanfragen zur Verfügung.

(hh)

Klimaschutz und -gerechtigkeit: Internationale Projekte österreichischer NGOs

Bilaterale Klimaprojekte: Eine Frau lehnt über Wurzeln in einem Mangrovenwald in Nicaragua.
Bilaterale Klimaprojekte: Eine Frau lehnt über Wurzeln in einem Mangrovenwald in Nicaragua.
Wiederaufforstung der Mangrovenwälder in Nicaragua. © Horizont 3000

Das BMLUK (ehemals BMK) stockte 2023 die bilateralen Projektmittel für internationale Emissionsminderungs- und Klimaanpassungsmaßnahmen um 40 Millionen Euro auf. Für 2025 kündigte es dafür bis zu 15 Millionen Euro an, eine Ausschreibung erfolgte allerdings nicht. Erst kürzlich hat der zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel (AAR2) der Republik ein schlechtes Zeugnis in Punkto CO2-Reduktion und weltweiter nachhaltiger Entwicklung ausgestellt. Rückschritte in der Klimapolitik schaden Österreichs Glaubwürdigkeit und sind kurz vor der 30. UN-Klimakonferenz (COP30) ein fatales Signal an Partnerländer und -organisationen.

Unter anderem verpflichten das Pariser Klimaabkommen, das Regierungsprogramm und das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027 Österreich dazu, Länder des Globalen Südens beim Erreichen der Klimaziele zu unterstützen. Bilaterale Klimaprojekte wie die des BMLUK richten sich direkt an besonders benachteiligte und gefährdete Bevölkerungsgruppen und sind daher eine wichtige Ergänzung zu internationalen Mechanismen der Klimafinanzierung. Langfristige Projektziele tragen in den Projektländern zu einem sozialen, ökologischen und ökonomischen Kurswechsel bei.

Der entwicklungspolitische und humanitäre Dachverband AG Globale Verantwortung stellt einige bilaterale Klimaprojekte seiner Mitgliedsorganisationen vor. Diese konnten sie mit finanzieller Unterstützung des BMLUK realisieren oder führen sie derzeit aus.

Ernteverluste reduzieren und Einkommen stabilisieren

In der besonders verwundbaren Provinz Sofala in Mosambik haben das Hilfswerk International und seine Projektpartner*innen gezeigt, welche Wirkung österreichische Klimamittel entfalten können. Sie schulten über 3.000 Kleinbäuer*innen in klimaresilienter Landwirtschaft, die 35 Hektar degradierte Flächen wiederbegrünten, 10 lokale Wassersysteme sanierten und neue Anbaumethoden für Dürrezeiten etablierten. Das Projekt stärkte die Lebensgrundlagen ganzer Gemeinden langfristig und zeigt, dass Klimafinanzierung direkte, messbare Ergebnisse erzielt.

Wirkung
  • Die Kleinbäuer*innen konnten Ernteverluste um bis zu 40% reduzieren, ihre Einkommen stabilisieren und die lokale Nahrungsmittelversorgung für mehr als 15.000 Menschen verbessern.

Chancen für Frauen verbessern und Auswirkungen der Klimakrise verringern

Bilaterale Klimaprojekte: Frauen in der kenianischen Projektregion stehen um einen vollen Topf und schütten Kamelmilch hinein.
Frauen verarbeiten Kamelmilch. © Caritas Österreich

Der Norden Kenias ist eine jener Regionen, die am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind. Ein Projekt der Caritas Österreich ermöglichte es landwirtschaftlichen Unternehmerinnen zwischen 2021 und 2025, widerstandsfähiger gegenüber den Folgen der Klimakrise zu werden. Die NGO und ihre lokalen Partnerorganisationen verbesserten deren Zugang zu Ressourcen, Märkten und Finanzmitteln, wodurch die Projektteilnehmer*innen nachhaltige Einkommen sowie klimaangepasste Lebensgrundlagen aufbauten. Das Projekt stößt soziale Veränderungen an, etwa in Bezug auf Rollenbilder, Einkommen und Entscheidungsgewalt, und stärkt ergänzend das geschlechtersensible politische Engagement in der Region.

Wirkung
  • 4.927 Frauen im Bezirk Marsabit wenden innovative, nachhaltige und an die Klimakrise angepasste Geschäftsideen und -praktiken in den Bereichen Gartenbau, Land- und Weidewirtschaft, alternative Lebensgrundlagen und Wassermanagement an.
  • Sie setzen sich für die Umsetzung des 2020 verabschiedeten Gesetzes zur Anpassung an den Klimawandel im Bezirk Marsabit ein und beteiligen sich an dessen Umsetzung.
Eine Landkarte von Kenia, die zeigt, wie hoch die Unterernärhungsrate in den Regionen ist.
Akute Unterernährungsrate August 2025 bis März 2026 (Prognose). © IPC Info
Aktuell

Die Wettervorhersagen in Nordkenia kündigen ausbleibenden Regen für Oktober und November 2025 an. Die ohnehin kritische Ernährungssituation in Marsabit wird sich dadurch nochmals zuspitzen: Noch mehr Menschen werden ihre Tiere verlieren und die Unterernährungsrate wird weiter steigen (siehe Grafik). Laut einer Studie des Projektpartners PACIDA gibt es in vielen Familien schon heute nur eine Mahlzeit pro Tag. Ohne Essen werden weniger Kinder die Schule besuchen. Infolge könnten viele ihr Zuhause verlassen müssen. Das derzeit noch laufende Projekt der Caritas Österreich erreicht vor allem die vulnerabelsten Personen der Gemeinden, insbesondere Mädchen, Frauen und Menschen mit Behinderungen. Sie erhalten weniger Unterstützung, wenn österreichische Mittel ausbleiben.

Humanitäres Handeln mit langfristigen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen verbinden

Das Österreichische Rote Kreuz stellt den Klimaschutz in den Mittelpunkt seiner internationalen Programme, die humanitäres Handeln mit langfristigen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen zu verbinden. Zum Beispiel unterstützen aktuelle Landwirtschafts-, Wiederaufforstungs- und Wasser-Initiativen Menschen in Äthiopien und Ruanda dabei, sicherer und gesünder zu leben. Gleichzeitig stellen sie die Ökosysteme, von denen sie abhängen, wieder her.

Wirkung (in Ruanda)
  • Gemeinden pflanzten zwischen 2022 und 2025 mehr als 300.000 Bäume und sicherten Hänge, die von Erosion beschädigt waren.
  • Sie starteten Baumschulen für einheimische Bäume, um einheimische Baumpflanzungen zu vermehren.
  • Energieeffiziente Kochöfen wurden gebaut, die den Brennholzverbrauch und die Rauchbelastung in Haushalten verringerten.
  • Die Gemeinden passten unter anderem durch dürreresistentes Saatgut und Bodenschutzmaßnahmen ihre Landwirtschaft an Auswirkungen der Klimakrise an und konnten dadurch ihre Ernährung sichern.
  • Auf Gemeindeebene wurde eine Katastrophenvorsorge mit Early-Warning-Maßnahmen etabliert.
  • Diese Initiativen trugen dazu bei, Ruandas nationale Klimaziele zur Wiederaufforstung und Verwendung von sauberer Energie sowie die Prioritäten des European Green Deal in den Bereichen Biodiversität und kohlenstoffarmes Leben zu erreichen.

Mangroven vor illegaler Abholzung schützen

Brot für die Welt bildete vietnamesische Gemeinden darin aus, Mangrovenschutzgebiete zu managen. Gemeinsam mit der lokalen Regierung stellten sie die nachhaltige Nutzung der Schutzgebiete sicher – ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz!

Wirkung
  • In den vergangenen Jahren forsteten die Gemeinden mehr als 100 Hektar Mangroven auf. Allein durch Mittel des BMLUK konnten sie mehr als 2.700 Hektar vor illegaler Abholzung schützen.
  • Durch die nachhaltige Nutzung der Mangrovenwälder (z. B. durch Aquakulturen und Bienenzucht) konnte die lokale Bevölkerung, insbesondere von Frauen ethnischer Minderheiten, ihre Lebensgrundlagen sichern und verbessern.

Klimagerechtigkeit für die Menschen im Amazonasgebiet

Horizont 3000 unterstützt im brasilianischen Amazonasgebiet über 36.000 Menschen, die von (Mega-)Wasserkraftprojekten in Pará und Rondônia betroffen sind. Unter der Leitung der Bewegung der von Staudämmen betroffenen Menschen (MAB) spannt dieses Projekt einen Bogen von Empowerment über Interessensvertretung bis hin zu Klimaanpassung und -schutz.

Wirkung
  • Das Projekt stärkt das „Klimawissen“ und die organisatorischen Kapazitäten von bäuerlichen, Fluss-, traditionellen und indigenen Gemeinschaften.
  • Es befähigt betroffene Menschen, ihre (Land-)Rechte erfolgreich zu verteidigen und sich für eine gerechte, nachhaltige Energiewende einzusetzen.
  • Die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden gegenüber Klimaschocks wird durch den Schutz traditioneller Lebensgrundlagen, eine klimaresiliente Landwirtschaft und andere einkommensschaffende Maßnahmen gestärkt.
  • Lokale (Wieder-)Aufforstungsbemühungen und die Verhinderung weiterer Zerstörung von Ökosystemen werden aktiv unterstützt.
Aktuell

Die ebenfalls vom BMLUK kofinanzierte Wanderausstellung Alerta Amazônia schafft einen Raum für die Anliegen betroffener Frauen aus den brasilianischen Stadammgebieten. Noch bis 8. November 2025 ist sie auf der Universität für Bodenkultur in Wien zu sehen. Die Ausstellung zeigt handbestickte Textilien, welche die Kämpfe der Frauen und ihren Widerstand gegen die Klimakrise darstellen.

Bilaterale Klimaprojekte: Zwei Personen halten ein grünes Protestschild, im Hintergrund ist das Wasser des Staudammbeckens zu sehen.
Der ausgetrocknete Rio Madeira, größter Nebenfluss des Amazonas, während der extremen Dürreperiode 2024. Diese führte zu erheblicher Wasser- und Lebensmittelknappheit entlang des Flusses. Die Flussgemeinschaften und Staudammbetroffenen sind in direkter und dramatischer Weise von den sich verschärfenden Auswirkungen der Klimakrise betroffenen. © Luis Gabriel / MAB

Gemeinden in Küstenregionen widerstandsfähiger machen

Bilaterale Klimaprojekte: Ein Mann sitzt auf einem Boot im Meer und hält Korallen in der Hand.
Dany Siu von der Bluefields Indian and Caribbean University in Nicaragua hält Korallen in die Kamera. © Horizont 3000

Horizont 3000 trägt mit Projekten in Nicaragua und im Senegal dazu bei, Küstengemeinden vor dem Anstieg des Meeresspiegels, Bodenversalzung und dem Artensterben zu schützen. Diese stärken die Widerstandsfähigkeit der Küstengemeinden und stellen wichtige Ökosysteme wie Korallenriffe wieder her. Viele nicaraguanische Gemeinden befinden sich in der Umgebung von Meeresschutzgebieten und sind auf Artenvielfalt angewiesen.

Wirkung (in Nicaragua)
  • Gemeinsam mit dem Projektpartner URACCAN und der Bluefields Indian and Caribbean University (BICU) wurden über 40 Hektar Mangrovenwald, 1,3 Hektar Korallenriffe und wichtige Niststrände für Meeresschildkröten wiederhergestellt. Sie dienen als natürliche Puffer gegen Stürme und stärken lokale Kohlenstoffsenken sowie die biologische Vielfalt.
  • Indigene bzw. afro-stämmige Gemeinden sowie kommunale Behörden erhielten Schulungen in partizipativen, ökosystembasierten Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise und für nachhaltiges Küstenmanagement. Horizont 3000 und die Projektparnter konnten das Format an der Universität institutionalisieren.
  • Gemeinsam mit den Projektteilnehmer*innen wurden technische Instrumente wie ein Mangroven-Managementplan sowie ein partizipatives Wetter- und Umweltinformationssystem entwickelt.
  • Kleinbäuer*innen wurden darin unterstützt, ihre Landwirtschaft zu diversifizieren und dabei Ökosysteme nachhaltig zu nutzen. Zudem konnten eine verantwortungsvolle Fischerei, Ökotourismus sowie Pilotmaßnahmen für die Abfall- und Abwasserwirtschaft etabliert werden.

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(hh)

From emergency response to resilience: Rethinking the role of DFIs in Humanitarian Blended Finance

Author Celia Cossu © private

Humanitarian Blended Finance (HBF) has become a promising yet complex frontier in development finance. The idea is simple: use humanitarian resources to attract private investment in fragile contexts. The reality, however, is much complex. For Development Finance Institutions (DFIs) like Proparco, venturing into humanitarian settings requires not only new instruments but also new ways of partnering, thinking, and measuring impact

At the frontier between relief and development

Humanitarians and development finance have traditionally operated in separate worlds—with distinct timelines, risk appetites, and objectives. Humanitarian aid prioritizes immediacy and relief, while development finance aims for sustainability and systems change. Blended finance seeks to connect them by using concessional or philanthropic capital to de-risk private investment. In theory, this model can unlock resources for underserved markets. In practice, applying it in humanitarian contexts is a balancing act. DFIs must reconcile their financial sustainability mandates with environments marked by uncertainty, informality, and limited data. That tension makes humanitarian blended finance both necessary and profoundly difficult.

Clarifying roles and complementarity

Humanitarian Blended Finance does not replace humanitarian action. Each actor has a distinct role. Humanitarian organizations remain indispensable in crisis response, social protection, and service delivery in extreme fragility. DFIs, by contrast, can act further downstream—once basic conditions are met—to support local private enterprises providing essential services such as energy access, health, or financial inclusion. This sequencing is not a hierarchy but a continuum, where humanitarian actors stabilize environments and DFIs help sustain the recovery through financially sustainable market-based solutions. Recognizing and respecting this complementarity is critical.

Adapting models to fragile realities

Not every crisis, sector, or region can—or should—mobilize private capital. In fragile settings, blended approaches must start from a realistic assessment of market readiness, regulatory conditions, and long-term viability.

The experience in Jordan, where Proparco explored renewable energy access for refugee-hosting communities, illustrated this clearly: despite the relevance of the need, regulatory constraints made it impossible to identify a viable model for private sector investment. The key takeaway is that private sector investments can only occur once certain market building prerequisites are in place (such as reliable data, an adequate regulatory framework, enabling environments, and interested local or international private sector partners). These conditions are inherently context-specific, and ambitions for what the private sector can realistically achieve in humanitarian settings should reflect this reality.

Partnerships as a precondition for success

Because no single institution can navigate these challenges alone, partnerships are central to HBF.  DFI´s must rely on a network of trusted humanitarian partners—to share intelligence, co-design solutions, and pilot new models. These collaborations help a DFI understand contexts better, align  instruments, and collectively take on risks that no actor could bear alone. Each brings something essential: proximity to communities, financial structuring capacity, or political dialogue. But these partnerships require patience. Building mutual understanding between humanitarian urgency and DFI diligence is slow, iterative work. This spirit of co-creation is what transforms isolated projects into scalable approaches.

Bridging structural and cultural divides

Collaboration between humanitarian and development actors remains limited by structural and cultural silos. Humanitarian organizations, driven by urgency, often lack the financial expertise to structure blended instruments, while DFIs tend to operate within market-based frameworks that can appear distant from humanitarian imperatives. Reconciling these logics requires time, trust, and a shared understanding that social impact and financial sustainability are not mutually exclusive. When aligned, the two perspectives can complement each other and unlock durable solutions for vulnerable populations.

Bridging worlds: From relief to market-based approaches

This kind of collaboration is not isolated. In recent years, we and other DFIs have increasingly worked with humanitarian partners in contexts of forced displacement, exploring how market-based solutions can complement traditional aid. Humanitarian actors’ community-level presence and trust enable us to better identify needs, build local buy-in, and determine where investment can meaningfully follow — particularly in sectors like financial inclusion, agriculture, and energy access. PROPARCO are also currently looking at the bridge between financial inclusion and humanitarian cash transfers with ICRC and will publish  findings in November 2025.

These partnerships do not replace humanitarian action. Rather, they build bridges between two worlds — the humanitarian, focused on protection and immediate needs, and the development finance world, focused on sustainability and scale. Each has its role. DFIs can help create lasting economic opportunities by supporting private enterprises that deliver essential goods and services in fragile settings — often with the support, or in the wake, of humanitarian actors.

From beneficiaries to economic actors

To make these models work, we also need to change our mindset. Refugees, farmers, women entrepreneurs — should not be seen as passive beneficiaries of aid but recognized as economic actors: consumers, producers, entrepreneurs, agents of change.

A private sector approach is not only about providing assistance — it’s about empowering local actors to drive their own development. DFI´s don’t deliver impact to them; they  enable local actors  to create it. We finance — but ultimately, they are the ones who build the projects, sustain the jobs, and generate the resilience that communities depend on.

From pilots to proof of concept: The Uganda experience

In Uganda, a pioneering initiative led by the Grameen Crédit Agricole Foundation, UNHCR, and SIDA has shown that lending to refugees and host communities can be both impactful and viable.
During its first phase, financed by SIDA, two microfinance institutions were supported to develop adapted products and build the necessary capacity to serve these often-overlooked populations. The results were clear: repayment rates were strong, client demand was real, and financial inclusion could thrive even in displacement contexts.

Building on this success, we are now financing the second phase of the program. This new stage aims to scale up outreach, with a focus on women, digital financial services, and financial literacy. By 2027, the initiative expects to reach 25,000 clients, demonstrating that access to finance for refugees and host communities is not only socially necessary but also economically sound.

This transition — from a donor-funded pilot to DFI-backed expansion — perfectly illustrates how humanitarian blended finance can turn early-stage, grant-based innovation into sustainable, scalable market solutions.

Technical assistance: The silent enabler

Beyond finance, technical assistance often determines success or failure. Technical assistance  is a catalytic tool to prepare projects, mitigate risks, and align diverse stakeholders. It can support early-stage market building, strengthen local institutions, or help investees meet compliance standards. PROPARCO is    proud to be part of the African Resilience Investment Accelerator (ARIA) to do more in frontier markers with British International Investment (BII) and Dutch Entrepreneurial Development Bank (FMO). This hands-on engagement is what makes blended finance truly developmental.

Pushing the frontier

Humanitarian blended finance is not easy. It is time-consuming, resource-intensive, and it often tests the boundaries of DFI mandates and economic models. But it is also a space where innovation is most needed.

As global aid budgets shrink and humanitarian needs rise, DFIs cannot stay on the sidelines. If we are serious about our mandate to fight extreme poverty, promote gender equality, further access to energy and financial inclusion, we must continue to explore, test, and refine these new forms of collaboration — combining humanitarian insight with development finance discipline, and public capital with private initiative.


About the author

Celia Cossu is a French development finance professional specializing in impact investing and blended finance in frontier markets. She is part of PROPARCO’s frontier markets investing team, where she structures and coordinates innovative financing approaches to deploy PROPARCO’s capital and catalyze private sector development in fragile contexts. Celia holds a Master in Development Management from the London School of Economics and Political Science (LSE). Before joining PROPARCO Celia held different Advisor and Policy Positions in Belgium, France and Niger.


Global voices for humanitarian assistance

Icon for innovation, robot arm

Inspired by Tom Fletcher’s statement of commitment to the humanitarian community when he resumed his position as Under-Secretary-General for Humanitarian Affairs and Emergency Relief Coordinator (OCHA) in November 2024, this channel provides expert views and impulses that highlight the current importance of listening, efficiency, outspokenness, and innovation in humanitarian assistance.

20. EU-weiter Entwicklungshilfebericht betont Reformchance für internationale Zusammenarbeit

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

„Der 20. AidWatch-Bericht von CONCORD erscheint in einem entscheidenden Jahr für die internationale Zusammenarbeit. Zwar verfehlen die meisten Geberländer weiterhin das international vereinbarte Ziel, jährlich 0,7% des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungshilfeleistungen (Official Development Assistance, ODA) bereitzustellen. Österreichs ODA-Quote ist sogar auf 0,34% gesunken. Dennoch ist der Bericht ein Weckruf an die österreichische Bundesregierung, jetzt gegenzusteuern und bestehende Reformchancen zu nutzen. Denn Investitionen in globale Verantwortung sind in unser aller Interesse“, betont Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, anlässlich der heutigen Präsentation des Jubiläumsberichts des entwicklungspolitischen Dachverbands auf EU-Ebene.

„Die Achtung der Menschenrechte hat sich in den letzten Jahrzehnten spürbar verbessert. Millionen Menschen konnten die Armut überwinden und leben heute gesünder. Immer mehr Kinder gehen zur Schule und Frauen nehmen in vielen Ländern aktiver am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teil. Und durch eine bedarfsgerechte humanitäre Unterstützung für notleidende Menschen haben ganze Regionen den Schritt aus Dauerkrisen und Konflikten geschafft“, erinnert Wank an die Erfolge, die durch internationale Zusammenarbeit möglich waren und sind.

Entwicklungshilfeleistungen: NGO-Dachverband fordert Ende der Verwässerungen und Kürzungen

Jedoch drohe die kurzsichtige Krisen- und Sparpolitik von Geberländern, zahlreiche dieser Fortschritte zunichtezumachen, ist Wank alarmiert. Laut eines in The Lancet erschienenen Artikels könne allein die Zerschlagung der US-Entwicklungsbehörde USAID 14 Millionen Menschen bis 2030 das Leben kosten. „Länder des Globalen Südens sind nun gezwungen, noch mehr Schulden anzuhäufen. Durch hohe Schuldenrückzahlungen fließt mittlerweile mehr Geld in den Globalen Norden als umgekehrt. Das ist auch insofern absurd, als dass Geberländer Schuldenerlasse als Entwicklungshilfeleistungen ausweisen dürfen“. Wank erläutert, dass auch Unterstützungskosten für Asylwerber*innen und weitere Ausgaben, die nicht bei Menschen im Globalen Süden ankommen, anrechenbar seien. „Diese verwässernden Mittel dürften 2024 mehr als 25% der österreichischen ODA ausgemacht haben.“

Abschließend appelliert Wank an die österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger und an Finanzminister Markus Marterbauer, die entwicklungspolitischen Erfolge der letzten Jahrzehnte nicht weiter aufs Spiel zu setzen. „Anstatt jetzt bei den Entwicklungshilfeleistungen zu sparen und teure, lebensbedrohliche Rückschritte in Kauf zu nehmen, braucht es ein Bekenntnis zu echter globaler Verantwortung. Die Regierung ist aufgefordert, dem Beispiel Belgiens, Dänemarks, Italiens, Portugals, Spaniens und der Slowakei zu folgen und die Kürzungen im Bundesbudget zu revidieren. Zudem ist sie gefragt, die Mittel für jene Menschen in Ländern des Globalen Südens und in Krisengebieten einzusetzen, für die sie bestimmt sind, und sich für eine Reform des internationalen Schuldensystems stark zu machen. So bleibt Österreich ein verlässlicher Partner in der Welt.“


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EU-Lieferkettenrichtlinie: Chance, weltweit Armut zu beseitigen

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

Die derzeitige Zwischenbilanz anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ist ein Weckruf ungenutzter Chancen. Nachdem der UN-Aktionsplan anfänglich für zahlreiche soziale, ökologische und ökonomische Erfolge sorgte, gerieten langfristige weltweite Entwicklungsziele seit der COVID-19-Pandemie in den Hintergrund. Stattdessen antworten viele Regierungen nun mit einer kurzsichtigen Krisenpolitik auf geopolitische Spannungen, Konflikte, Erderhitzung und wirtschaftlichen Druck. Infolge dessen stagnieren auch die internationalen Bemühungen, Ungleichheiten und Armut zu bekämpfen. Dies bestätigt der neue Global Multidimensional Poverty Index von UNDP am heutigen internationalen Tag für die Beseitigung der Armut erneut. Noch immer gelten 1,1 Milliarden Menschen in 109 Ländern aufgrund ihres Lebensstandards und ihres geringen Zugangs zu Gesundheitsversorgung, Nahrung und Bildung als multidimensional arm.

Lieferkettenrichtlinie: Chance für innovative Wirtschaft, die Menschen zu ihrem Recht verhilft

Den Regierungen vieler Länder scheint also der Mut oder sogar der Wille für den zuvor eingeschlagenen Kurswechsel abhandengekommen zu sein. Ein klägliches Beispiel dafür ist die EU-Lieferkettenrichtlinie. Wirtschaftsvertreter*innen münzten diese historische Chance für den weltweiten Schutz von Menschenrechten, Umwelt und Klima sowie für gerechte Wettbewerbsbedingungen zur Bürde um. Auf deren Drängen beschloss die Europäische Kommission, die Richtlinie und weitere Teile des European Green Deal im sogenannten Omnibus-Paket abzuschwächen. Der Rechtsausschuss des EU-Parlaments befürwortete am Montag (13.10.2025) den Vorschlag der Kommission, dass die Richtlinie nur für Konzerne mit mehr als 5.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mindestens 1,5 Milliarden Euro gelten solle. Demzufolge wären nur rund 30 österreichische Unternehmen zu Maßnahmen gegen Ausbeutung und Umweltzerstörung verpflichtet. Eine solche Richtlinie würde dem Anspruch der EU-Länder, vertrauenswürdige Partner in Wirtschaft und Entwicklung zu sein, keineswegs gerecht.

Nun sind alle Blicke auf das EU-Parlament gerichtet. Wir appellieren an die österreichischen Abgeordneten, sich in den bevorstehenden Verhandlungen gegen das mutlose „Weiter wie bisher“ des Omnibus-Pakets auszusprechen und Mut sowie den Willen für eine innovative, nachhaltige Wirtschaft zu beweisen. Eine starke Richtlinie verhilft insbesondere Frauen, Kindern, Menschen mit Behinderungen und indigenen Menschen zu ihrem Recht. Sie bekämpft Armut, erhöht das Vertrauen in eine partnerschaftliche EU und schafft Anreize für ein zukunftsfähiges Unternehmertum.

Lukas Wank,
Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

Agenda-2030-Bericht nimmt Zusammenarbeit politischer Ressorts unter die Lupe

Ausschnitt des Covers des SDG-Berichts von SDG Watch Austria mit Titel, Kurztext und SDG-Symbolen
Cover des SDG-Berichts von SDG Watch Austria mit Titel, Kurztext und SDG-Symbolen
Cover des Berichts „10 Jahre SDGs – und jetzt?“ © SDG Watch Austria

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) blickt die zivilgesellschaftliche Plattform SDG Watch Austria auf Erfolge sowie Versäumnisse in deren Umsetzung und leitet politische Empfehlungen für die verbleibenden fünf Jahre und die Zeit danach ab. Der UN-Aktionsplan wurde 2015 von den 193 UN-Mitgliedsstaaten einstimmig verabschiedet.

„Die Bekenntnisse zur Agenda 2030 im Regierungsprogramm 2025 bis 2029 sowie in diversen österreichischen Strategien zeigen, dass der Auftrag für nachhaltige Entwicklung hierzulande weiterhin politischen Rückenwind hat. Trotz Empfehlung des Rechnungshofs fehlt jedoch einen SDG-Umsetzungsplan, um die Bewältigung gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Herausforderungen auch ressortübergreifend steuern und finanzieren zu können. Mit unserem Governance-Bericht wollen wir Bund, Länder und Gemeinden für den Endspurt bis 2030 und die Zeit danach rüsten“, stellt Bernhard Zlanabitnig, Steuerungsgruppenmitglied von SDG Watch Austria, die neue Publikation vor.

Wirkungsfolgenabschätzung ermöglicht Politikkohärenz im Interesse nachhaltiger Entwicklung

„Damit Österreich seine Nachhaltigkeitsziele erreicht, müssen alle Ministerien an einem Strang ziehen. Wir brauchen eine kohärente Politik, die Widersprüche abbaut und gemeinsame Lösungen fördert. SDG Watch Austria fordert daher, dass neue Gesetze und Programme schon in der Planungsphase auf ihre Auswirkungen geprüft werden. Nur so lassen sich schädliche Folgen in Bereichen wie Wohnen, Mobilität, Energie oder Ernährung rechtzeitig verhindern – und Ressourcen gezielt einsetzen”, erläutert Steuerungsgruppenmitglied Gregor Schamschula.

Österreichs internationale Verantwortung zu einer Priorität machen

„SDG Watch Austria schätzt das bisherige Engagement von Bund, Ländern und Gemeinden für eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen und eine gesunde Umwelt. Weil dies nur Bestand haben kann, wenn es auch Menschen in Ländern des Globalen Südens und in weltweiten Konfliktgebieten zuteilwird, appellieren wir, auch Österreichs internationale Verantwortung zu einer Priorität zu machen“, so Steuerungsgruppenmitglied Lukas Wank. Durch die jüngsten radikalen Kürzungen in der Entwicklungspolitik und humanitären Hilfe würden für die weltweite Umsetzung der Agenda 2030 jährlich vier Billionen US-Dollar fehlen. Wank warnt, dass sich diese Finanzierungslücke auch in der Anzahl hungernder Menschen, die sich laut Welthungerindex seit 2023 auf fast 25 Millionen verdoppelt hat, widerspiegle.

Österreich müsse daher auf allen Ebenen auf eine kohärente Politik setzen, fährt Steuerungsgruppenmitglied Anja Appel fort und verweist auf sogenannte negative Spillover-Effekte durch ungerechte internationale Handels- und Finanzbeziehungen oder durch die Ausbeutung von Arbeitskräften und Ressourcen. „Während Österreich einen hohen Platz im internationalen SDG-Ranking erreicht, ist es eines der Schlusslichter im Spillover-Ranking. Damit Länder nicht mit einer Hand geben und der anderen nehmen, sind Initiativen wie der European Green Deal und die EU-Lieferkettenrichtlinie unentbehrliche Meilensteine in Richtung einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung“, ist Appel überzeugt.

Der SDG-Bericht verdeutliche das unausgeschöpfte Potenzial Österreichs, durch kohärente Nachhaltigkeitspolitik gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Mehrwert zu erzeugen, resümieren die Steuerungsgruppenmitglieder. Eine strategische SDG-Umsetzung steigere die Kosteneffizienz für Bund, Länder und Gemeinden, verschaffe Österreich international Wettbewerbsvorteile und Glaubwürdigkeit und sichere das Wohlergehen von Menschen, und zwar weltweit.

Die Plattform SDG Watch Austria, die über 230 zivilgesellschaftliche Organisationen als Mitglieder zählt, setzt sich seit 2017 für eine systematische Umsetzung der Agenda 2030 in und durch Österreich.


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(hh)

Zwei Jahre Krieg im Nahen Osten: Menschenrechte sind für Frieden unverzichtbar

Zeitungsartikel über die AG Globale Verantwortung

„Seit zwei Jahren herrscht im Nahen Osten Krieg, fast 70.000 Menschen wurden seither getötet. Wie kaum ein anderer Krieg in der jüngeren Vergangenheit zwingt er Regierungen weltweit dazu, in Fragen der Diplomatie, Humanitären Hilfe und Menschenrechte klar Position zu beziehen“, stellt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, fest und warnt, dass die derzeitigen Verhandlungen nicht von der untragbaren Not der Menschen und den Umständen, unter denen humanitäre Helfer*innen Hilfe leisten, ablenken dürfen.

„Trotz zahlreicher Gesuche der Vereinten Nationen sind heuer erst 13% der benötigten Mittel, um das Überleben von Menschen im Nahen Osten ebenso wie im Sudan, in Afghanistan und in weiteren Krisengebieten zu sichern, international bereitgestellt worden. Hilfsorganisationen stemmen ihre lebensrettenden Einsätze also mit erschreckend wenigen Mitteln und häufig unter großer Gefahr. Zudem sind sie immer öfter gefordert, die Grundlagen ihrer Einsätze und jeder wirksamen Hilfe zu verteidigen: das Humanitäre Völkerrecht und den Humanitären Imperativ – also Hilfe zu leisten, wo Not ist“, erläutert Wank. Allein in den palästinensischen Gebieten seien über die Hälfte der knapp 1.000 humanitären Helfer*innen, die seit Anfang 2023 weltweit ums Leben kamen, getötet worden, zitiert er die Aid Worker Security Database.

Österreichs Menschenrechtsprüfung: Empfehlungen an UN-Menschenrechtsrat übermittelt

„Diese Situation ist inakzeptabel, weshalb wir an die österreichische Bundesregierung appellieren, den eingeschlagenen Kurs eines verantwortungsvollen, menschenrechtsbasierten internationalen Engagements konsequent fortzusetzen und auszubauen“, verweist Wank auf die Strategie der Humanitären Hilfe Österreichs und das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027, für die es derzeit an verbindlichen Umsetzungsplänen fehle. Dies merkte die AG Globale Verantwortung auch in ihrer Stellungnahme an den UN-Menschenrechtsrat anlässlich Österreichs vierter Universeller Menschenrechtsprüfung im Jänner 2026 an. Gemeinsam mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und Licht für die Welt empfahl sie klare Meilensteine, messbare Indikatoren und gesicherte Budgetlinien für die österreichische Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe.

„In einer Zeit, in der die Welt so viele Krisen erlebt wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr, zählt Verbindlichkeit mehr denn je. Österreichs inhaltlich starke entwicklungspolitischen und humanitären Strategien, die sich an internationalen Regeln und Prinzipien orientierten, kommen da gerade recht. Anhand dieser kann Österreich wichtige Weichen für eine stabile, friedliche und gerechte Welt stellen – entscheidend ist nun, dass die Regierung diese konsequent umsetzt, ebenso wie weitere Empfehlungen der UN-Menschenrechtsprüfung“, schließt Wank.

(hh)

Österreichs vierte Universelle Menschenrechtsprüfung: So setzen wir uns auf UN-Ebene für Menschenrechte ein

Ursprünglicher Artikel vom 11. Juli 2025.

Die Universelle Menschenrechtsprüfung (Universal Periodic Review, UPR) ist ein zentrales Instrument des UN-Menschenrechtsrats zur regelmäßigen Überprüfung der Menschenrechtslage in allen 193 UN-Mitgliedsstaaten. In einem Peer-Review-Prozess beurteilen Staaten gegenseitig, wie gut Menschenrechte eingehalten und umgesetzt werden – ergänzt durch die aktive Beteiligung der Zivilgesellschaft. Ziel ist es, menschenrechtliche Verpflichtungen messbar zu machen, Versäumnisse aufzuzeigen und konkrete Empfehlungen zur Verbesserung abzugeben.

Nach Österreichs letzter Prüfung im Jahr 2021 hat 2025 ein neuer UPR-Zyklus gestartet, die Prüfung folgt im Jänner 2026. Im Zuge dessen ziehen wir gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen eine kritische Bilanz.

Warum ist die Universelle Menschenrechtsprüfung wichtig? 

Der UPR ist einzigartig: Kein anderes internationales Verfahren erlaubt einen derart umfassenden Blick auf die Menschenrechtslage eines Landes. Staaten, internationale Organisationen und zivilgesellschaftliche Stimmen sind daran beteiligt. Der UPR sorgt für Transparenz und internationale Rechenschaftspflicht. Er gibt eine klare Orientierung, welche menschenrechtlichen Verpflichtungen bislang nicht oder nur unzureichend umgesetzt wurden. 

Die Empfehlungen, die Österreich 2021 erhielt, reichen von Antidiskriminierung, Gleichstellung, Kinderrechten und Inklusion bis hin zu internationalen Verpflichtungen im Bereich der internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe. Letztere stehen besonders Fokus der AG Globale Verantwortung. 

Unser Engagement im UPR-Prozess 

Die AG Globale Verantwortung setzt sich seit Jahren dafür ein, dass menschenrechtliche Verpflichtungen auch in der österreichischen Außen-, Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik umfassend berücksichtigt und umgesetzt werden. 

Auch im vierten UPR-Zyklus engagieren wir uns daher aktiv: 

  • Juni 2025: Stellungnahme zum österreichischen Staatenbericht
    Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) veröffentlichte unsere Stellungnahme zum offiziellen Staatenbericht auf seiner Webseite. Darin beleuchteten wir unter anderem die Notwendigkeit eines gesamtstaatlichen menschenrechtlichen Ansatzes, insbesondere in der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA, nunmehr Austrian International Partnerships) und Humanitären Hilfe.

  • Juli 2025: Joint Submission
    Gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und Licht für die Welt analysierten wir die menschenrechtliche Dimension der OEZA, Humanitären Hilfe und der österreichischen Unternehmensverantwortung. Dabei fokussierten wir auf strukturelle Herausforderungen, etwa die nach wie vor niedrigen öffentlichen Entwicklungshilfeleistungen (Official Development Assistance, ODA) und deren Auswirkungen auf die ärmsten Länder der Welt. Österreich vorläufige ODA-Quote für 2024 beträgt 0,34% des Bruttonationaleinkommens statt der international zugesagten 0,7%. Bei einer Pressekonferenz am 14. Juli 2025 präsentierten die Liga für Menschenechte, der Österreichische Behindertenrat und Amnesty International Österreich eine gemeinsame Stellungnahme der österreichischen Zivilgesellschaft.

Was ist uns als AG Globale Verantwortung besonders wichtig? 

Im Rahmen der aktuellen Prüfung verweisen wir insbesondere auf folgende Anliegen:

  • Qualität und Kohärenz der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
    Die Umsetzung menschenrechtlicher Verpflichtungen darf nicht am Budget scheitern. Es braucht ein klares politisches Bekenntnis zu einem kohärenten, menschenrechtsbasierten Ansatz in der OEZA. 
  • Unternehmensverantwortung
    Österreich muss menschenrechtliche Sorgfaltspflichten von Unternehmen fördern und rechtlich verbindlich gestalten – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. 
  • Beteiligung der Zivilgesellschaft
    Menschenrechte lassen sich nur gemeinsam schützen. Die strukturelle Beteiligung zivilgesellschaftlicher Organisationen – im Inland wie international – ist essenziell für die Wirksamkeit aller Maßnahmen. 
  • Besondere Schutzbedarfe
    Wir fordern einen stärkeren Fokus auf die Rechte von Frauen und Kindern, Menschen mit Behinderungen und marginalisierten Gruppen – auch in der internationalen Zusammenarbeit. 

Unser Ziel 

Der UPR ist keine Momentaufnahme, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Es geht darum, Österreichs menschenrechtliche Verantwortung auch in der Außen- und Entwicklungspolitik ernst zu nehmen. Als AG Globale Verantwortung tragen wir mit unserer Expertise dazu bei, dass menschenrechtliche Verpflichtungen nicht nur auf dem Papier existieren, sondern in konkretem politischem Handeln sichtbar werden.


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(mb)

The SDGs‘ anniversary is a call to action

The Boston University professor, who is also President of WWF International, pointed out that a remaining challenge lies in the long-term, interlinked integration of the SDGs across all sectors at international, national and local levels. Caroline Krecké, Project Coordinator of SDG Watch Austria and Sustainability and Communications Officer at Ökobüro, then presented an overview of SDG Watch Austria’s report, which contains findings and recommendations on how the Austrian government and administration can promote the integration of the SDGs in and through Austria.

Experts Martina Neuwirth (VIDC), Karla Röckener (CliMates Austria), and Nadja Grossenbacher (Light for the World) concluded the event with a fishbowl discussion, highlighting the need for just, sustainable and coherent development financing, youth participation, and improved inclusion of people with disabilities, in order to achieve sustainable development — especially during times of crisis and polarization.

Group picture, f.l.t.r. back: Nadja Grossenbacher (Light for the World), Adil Najam (Boston University and WWF International), Karin Kuranda and Lukas Wank (Global Responsibility and SDG Watch Austria), Martina Neuwirth (VIDC), Anja Appel (KOO and SDG Watch Austria); f.l.t.r. front: Judith Zimmermann-Lackner (KOO and SDG Watch Austria), Caroline Krecké (Ökobüro and SDG Watch Austria), Karla Röckener (CliMates Austria), and Bernhard Zlanabitnig (EU-Umweltbüro and SDG Watch Austria)

Dreijahresprogramm: Neue Akzente in veränderten Zeiten

Picture of men and women working in the FMNR fields.

Zwar ist ungewiss, wie das neue Programm angesichts der Budgetkürzungen in seiner Gänze umgesetzt werden soll, doch ist es inhaltlich in Teilen gut durchdacht. Ausschlaggebend war dafür der Erstellungsprozess, in den die Zivilgesellschaft und die Partnerländer erstmals stark eingebunden waren. Vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen wie autokratischer Tendenzen, Schulden- und Klimakrise stellt das Programm Armutsbekämpfung, Menschenrechte und Klimagerechtigkeit mit Verweisen auf das Pariser Klimaabkommen und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ins Zentrum. Es betont die Bedeutung des Humanitarian-Development-Peace-Nexus sowie von gender-transformativen und konfliktsensitiven Strategien. Zudem formuliert es konkrete Ziele, etwa in der Wasser- und Sanitärversorgung. Somit entspricht es auf den ersten Blick den Schwerpunkten der EU-Entwicklungspolitik.

Sicherheits- und innenpolitische Rahmung der Entwicklungszusammenarbeit

Die programmatische Stoßrichtung hat sich jedoch verschoben, wie die sicherheits- und innenpolitische Rahmung des Programms zeigt. Migration erscheint primär als Risiko, Entwicklungszusammenarbeit als Mittel zur Stabilisierung. Lokalisierung, Rechtsbasiertheit oder der Anspruch auf eine gleichberechtigte Partnerschaft mit Akteur*innen in den Schwerpunktländern weichen teilweise österreichischen Eigeninteressen. Diese sind auch die Triebfeder des Team Europe und der Global Gateway Initiative der EU, auch wenn diese (noch) auf zivilgesellschaftliche Teilhabe und multilaterale Wirksamkeit setzen.

Zivilgesellschaftliche Organisationen lediglich in durchführender Rolle – Rückschritt gegenüber Vorgängerprgramm

Das neue Dreijahresprogramm reduziert zivilgesellschaftliche Organisationen vorrangig auf die Rolle durchführender Akteur*innen und beschneidet dadurch deren Handlungsspielraum – ein klarer Rückschritt gegenüber dem Vorgänger. Dieser verstand NGOs als wesentliche Partner*innen zur Umsetzung der SDGs und betonte in einem eigenen Kapitel die zivilgesellschaftliche Mitgestaltung. Dass Begriffe wie Lokalisierung, Power Shifting oder zivilgesellschaftliches Ownership völlig fehlen, während der Anspruch an Wirkkraft und Effektivität der Arbeit von NGOs steigt, unterstreicht die entpolitisierte, technokratische Stoßrichtung des Programms.

Österreichischer Entwicklungspolitik fehlt zukunftsweisendes Narrativ

Der österreichischen Politik fehlt somit ein zukunftsweisendes Narrativ für eine kohärente, gerechte und partnerschaftliche Entwicklungspolitik in einer zunehmend polarisierten Welt. Diese Lücke werden wir als Dachverband gemeinsam mit unseren Mitglieds- und Partnerorganisationen weiterhin gestalten und unsere Visionen mit der Politik teilen.

(lw/hh)

Diese Analyse erschien im September 2025 in unserem Dossier 2025 – Zusammenhalt und Zusammenarbeit.


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I imagine it as a bank of gauges.

Author Nick Appleyard © private

The Climate Office of European Space Agency (ESA) analyses satellite records back to the early days of a cooperative space economy in the 1970s. Data scientists convert instrument readings into statistics that ebb and flow with the seasons, feeding them onwards to the scientific community and the global assessments of the IPCC.

Widespread and rapid changes in the atmosphere, ocean, cryosphere and biosphere have occurred. Human-caused climate change is already affecting many weather and climate extremes in every region across the globe. This has led to widespread adverse impacts and related losses and damages to nature and people. Vulnerable communities who have historically contributed the least to current climate change are disproportionately affected.

IPCC Climate Change 2023 Synthesis Report: Summary for Policymakers A.2

A needle creeps across a dial. A siren blares, emergency lighting kicks in. We are outside the safe zone. The command is heard: “Will somebody please shut off that noise?” and silence returns, but a new bulb now flashes its accusation on the desktop, joining its fellows which each pulse alongside. Every needle is in its red zone, but at least it’s quiet now that the leadership have shut off the alarm.

I imagine it as a Big Red Button.

A button so powerful that it must be surrounded by yellow and black warning stripes, with glass to be broken Only in the Case of an Emergency. But the reports confirm that this is indeed that moment and so, after a short hesitation and an intake of breath, the glass is broken. The button is pressed. In the Control Room the screens now all show the same scene, as the world’s resources swing into action and focus onto a single point. In that moment only this situation matters. Normal priorities are overridden. Crisis response is in action.

Negotiated in 2000, the International Charter on Space and Major Disasters is a triumph of cooperation across boundaries. A consensus that in these critical moments there is no time to discuss and agree, no time for political or economic negotiation, because lives are at risk and we cannot wait. Emergency responders and local authorities need immediate support: the downlinks of multiple satellites are quickly assembled into maps and alerts, layering their insights to feed into the crisis control centres that direct the action on the ground. Briefly, the humanitarian need overrides all others.

Disaster risk is increasing. More intense shocks and stresses are exacerbating inequality and derailing progress on the Sustainable Development Goals. Hazard events are becoming more intense and frequent in all regions of the world.

When vulnerability and exposure levels are high, then these hazard events are much more likely to become disasters.

– UNDRR Global Assessment Report of Disaster Risk Reduction: Special Report 2024

The Charter is activated almost weekly now, as countries around the world confront one natural disaster overlapping into the next.

But how can we act on these priorities before the fire spreads, before the dam breaks, before the crops fail? Our contribution to humanitarian action will be more effective, more impactful, and also less costly, if we have looked ahead and anticipated the risks of a developing situation, far ahead of the moment of crisis.

I imagine the pickup truck, slowing to a halt as the dusty road feeds onto tarmac.

The farm manager steps out, her arms exposed to the morning sun, cap and sunglasses shading her eyes. Reaching for the backpack on the passenger seat she opens a laptop. After a few seconds, connected through the antenna on the truck roof, a bright blue spot shows her position on a map with the latest reports. She scans the complex swarm of slowly moving points representing ships outside the harbour, trains and trucks bringing the containers to and from the port, and the warehouses and gantry cranes that sustain the flow of the whole region’s economy. All is ready. This industrial commotion is a stark contrast to the rural village just an hour away, where the fresh crop has just been harvested and packed. Another dashboard shows the shipment in preparation. The container is sealed, the certification needed by the customers and by the bank are in progress. It will set out in another hour.

ESA’s Space Solutions programme has fostered over five hundred new digital services over the past fifteen years, each solving a specific need in a business which has found a use for satellites in its daily operations. In our world of market economies, each has proved itself useful to a customer and worthy of their effort and investment. It is in the nature of space that these services address particular kinds of needs. It really helps if you can see the sky, so this is most likely to be of help for activity and assets outdoors. Satellites can operate in parallel over a wide area, so the value is most apparent for land use, for extended infrastructure or for moving vehicles and people. And space is often the only option where coverage is poor from ground-based systems like the mobile telecom network, most obviously the case at sea and in the air.

This leads us to use space around the edges of the digital economy. And so we find that half of these projects, even though they are developing commercial services, are also targeting climate and the green transition. Fully eighty per cent can be linked to UN’s Sustainable Development Goals.[1]

So now we arrive at my first question to you, the humanitarian community. If you could wish for any information to support your work or directly to empower vulnerable people, if you could conjure any insights or forecasts, any coordination of effort, any timely alert,

What do you imagine?

Quite likely your reply will be technically possible: among the thousands of innovation projects and product ideas that I have seen over two decades, it has been very rare that the last problem to solve was one of engineering.

Quite likely this solution may rely on the capabilities of space, and so perhaps we in ESA could partner with you, get it built, demonstrate it working. Maybe we already did.

Those things are, in the 21st century, the easy part. Maybe you’re familiar with geospatial mapping and decision systems used by international organizations, development aid agencies, humanitarian and emergency services. We have helped to get many of these started. Many wishes have already been fulfilled, and I encourage you to make the maximum use of what has already been done.

And so, to my second question. If your wishes can be so easily engineered,

What is the hard part?

I have heard many answers to this question. I am told that there is no time, no money to innovate, because resources and people on the ground are already stretched to their limits. I am told that responsibility, liability and funds are too scattered, too hard to assemble. I hear ethical concerns about surveillance, about transparency and mistrust, the risk that data about people who are already vulnerable may be misused. I hear doubt that the very same tools developed to pursue conflict and support military action may also be used to protect populations and uphold their rights. And I hear that the humanitarian arena is no place for commerce, that the priorities of business and the population are somehow intrinsically opposed.

I end this reflection on a note of humility. Dealing with these concerns is the hard part, for which I do not try to offer simple solutions. Perhaps, though, we can find a way forwards together.


Footnote

[1] ESA Space Solutions: Tackling Societal Challenges 2024


About the author

Dr Nick Appleyard is the Head of Applications and Solutions at the European Space Agency. His challenge is to find ways that the rich technical capabilities of the space sector can be applied to solve the problems of society. This is achieved by supporting European business ideas that will succeed and grow by virtue of the value that they offer to their users and customers.

Nick has been leading public innovation programmes for almost twenty years, across the full breadth of the digital economy ranging from sanitation to special effects and from hospitals to ski slopes.

He is based in UK, but is increasingly delocalized across Europe.


Global voices for humanitarian assistance

Icon for innovation, robot arm

Inspired by Tom Fletcher’s statement of commitment to the humanitarian community when he resumed his position as Under-Secretary-General for Humanitarian Affairs and Emergency Relief Coordinator (OCHA) in November 2024, this channel provides expert views and impulses that highlight the current importance of listening, efficiency, outspokenness, and innovation in humanitarian assistance.

Den zivilgesellschaftlichen Handlungsspielraum weltweit ermöglichen und stärken

Beitragsbild für CONCORD-Empfehlung zur zivilgesellschaftlichen Strategie der EU-Kommission 2025

Der schrumpfende zivilgesellschaftliche Handlungsspielraum geht weltweit mit der Diffamierung von und Desinformation über zivilgesellschaftliche Organisationen und Akteur*innen einher, welche denselben Mustern folgen. CONCORD, unser Dachverband auf EU-Ebene, appelliert an die EU-Kommission, dass die zivilgesellschaftliche Strategie, die diese derzeit erabeitet, daher auch weltweit gegen den sogenannten Shrinking Civic Space vorgehen muss. Wenn die Zivilgesellschaft in der EU besser geschützt wäre, würde das dazu beitragen, die demokratische Rolle zivilgesellschaftlicher Organisationen in anderen Ländern zu legitimieren und die Demokratie sowie die Menschenrechte zu stärken.

CONCORD führt dazu Empfehlungen 1., zum Schutz, 2., zur Einbindung und 3., zur Unterstützung von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Akteur*innen sowie 4., zur Koordination, zum Monitoring und zur Evaluierung im Rahmen der zivilgesellschaftlichen Strategie an.


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