Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Übersicht
Die Klimaprojekte österreichischer NGOs und ihrer Partnerorganisationen in Ländern des Globalen Südens unterstützen die Handlungs- und Widerstandsfähigkeit benachteiligter Menschen in der Klimakrise. Sie ermöglichen ihnen eine Zukunft in einer lebenswerten Umwelt. Jedoch hat das BMLUK die für 2025 zugesagten Mittel nicht bereitgestellt – ein fatales Signal an Österreichs Partner kurz vor der COP 30.
Das BMLUK (ehemals BMK) stockte 2023 die Projektmittel für internationale Emissionsminderungs- und Klimaanpassungsmaßnahmen um 40 Millionen Euro auf. Für 2025 kündigte es dafür bis zu 15 Millionen Euro an, eine Ausschreibung erfolgte allerdings nicht. Erst kürzlich hat der zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel (AAR2) der Republik ein schlechtes Zeugnis in Punkto CO2-Reduktion und weltweiter nachhaltiger Entwicklung ausgestellt. Rückschritte in der Klimapolitik schaden Österreichs Glaubwürdigkeit und sind kurz vor der 30. UN-Klimakonferenz (COP 30) ein fatales Signal an Partnerländer und -organisationen.
Unter anderem verpflichten das Pariser Klimaabkommen, das Regierungsprogramm und das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027 Österreich dazu, Länder des Globalen Südens beim Erreichen der Klimaziele zu unterstützen. Bilaterale Klimaprojekte wie die des BMLUK richten sich direkt an besonders benachteiligte und gefährdete Bevölkerungsgruppen und sind daher eine wichtige Ergänzung zu internationalen Mechanismen der Klimafinanzierung. Langfristige Projektziele tragen in den Projektländern zu einem sozialen, ökologischen und ökonomischen Kurswechsel bei.
Der entwicklungspolitische und humanitäre Dachverband AG Globale Verantwortung stellt einige bilaterale Klimaprojekte seiner Mitgliedsorganisationen vor. Diese konnten sie mit finanzieller Unterstützung des BMLUK realisieren oder führen sie derzeit aus.
In der besonders verwundbaren Provinz Sofala in Mosambik haben das Hilfswerk International und seine Projektpartner*innen gezeigt, welche Wirkung österreichische Klimamittel entfalten können. Sie schulten über 3.000 Kleinbäuer*innen in klimaresilienter Landwirtschaft, die 35 Hektar degradierte Flächen wiederbegrünten, 10 lokale Wassersysteme sanierten und neue Anbaumethoden für Dürrezeiten etablierten. Das Projekt stärkte die Lebensgrundlagen ganzer Gemeinden langfristig und zeigt, dass Klimafinanzierung direkte, messbare Ergebnisse erzielt.
Der Norden Kenias ist eine jener Regionen, die am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind. Ein Projekt der Caritas Österreich ermöglichte es landwirtschaftlichen Unternehmerinnen zwischen 2021 und 2025, widerstandsfähiger gegenüber den Folgen der Klimakrise zu werden. Die NGO und ihre lokalen Partnerorganisationen verbesserten deren Zugang zu Ressourcen, Märkten und Finanzmitteln, wodurch die Projektteilnehmer*innen nachhaltige Einkommen sowie klimaangepasste Lebensgrundlagen aufbauten. Das Projekt stößt soziale Veränderungen an, etwa in Bezug auf Rollenbilder, Einkommen und Entscheidungsgewalt, und stärkt ergänzend das geschlechtersensible politische Engagement in der Region.
Die Wettervorhersagen in Nordkenia kündigen ausbleibenden Regen für Oktober und November 2025 an. Die ohnehin kritische Ernährungssituation in Marsabit wird sich dadurch nochmals zuspitzen: Noch mehr Menschen werden ihre Tiere verlieren und die Unterernährungsrate wird weiter steigen (siehe Grafik). Laut einer Studie des Projektpartners PACIDA gibt es in vielen Familien schon heute nur eine Mahlzeit pro Tag. Ohne Essen werden weniger Kinder die Schule besuchen. Infolge könnten viele ihr Zuhause verlassen müssen. Das derzeit noch laufende Projekt der Caritas Österreich erreicht vor allem die vulnerabelsten Personen der Gemeinden, insbesondere Mädchen, Frauen und Menschen mit Behinderungen. Sie erhalten weniger Unterstützung, wenn österreichische Mittel ausbleiben.
Das Österreichische Rote Kreuz stellt den Klimaschutz in den Mittelpunkt seiner internationalen Programme, die humanitäres Handeln mit langfristigen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen zu verbinden. Zum Beispiel unterstützen aktuelle Landwirtschafts-, Wiederaufforstungs- und Wasser-Initiativen Menschen in Äthiopien und Ruanda dabei, sicherer und gesünder zu leben. Gleichzeitig stellen sie die Ökosysteme, von denen sie abhängen, wieder her.
Brot für die Welt bildete vietnamesische Gemeinden darin aus, Mangrovenschutzgebiete zu managen. Gemeinsam mit der lokalen Regierung stellten sie die nachhaltige Nutzung der Schutzgebiete sicher – ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz!
Horizont 3000 unterstützt im brasilianischen Amazonasgebiet über 36.000 Menschen, die von (Mega-)Wasserkraftprojekten in Pará und Rondônia betroffen sind. Unter der Leitung der Bewegung der von Staudämmen betroffenen Menschen (MAB) spannt dieses Projekt einen Bogen von Empowerment über Interessensvertretung bis hin zu Klimaanpassung und -schutz.
Die ebenfalls vom BMLUK kofinanzierte Wanderausstellung Alerta Amazônia schafft einen Raum für die Anliegen betroffener Frauen aus den brasilianischen Stadammgebieten. Noch bis 8. November 2025 ist sie auf der Universität für Bodenkultur in Wien zu sehen. Die Ausstellung zeigt handbestickte Textilien, welche die Kämpfe der Frauen und ihren Widerstand gegen die Klimakrise darstellen.
Horizont 3000 trägt mit Projekten in Nicaragua und im Senegal dazu bei, Küstengemeinden vor dem Anstieg des Meeresspiegels, Bodenversalzung und dem Artensterben zu schützen. Diese stärken die Widerstandsfähigkeit der Küstengemeinden und stellen wichtige Ökosysteme wie Korallenriffe wieder her. Viele nicaraguanische Gemeinden befinden sich in der Umgebung von Meeresschutzgebieten und sind auf Artenvielfalt angewiesen.
(hh)