Bilaterale Klimaprojekte: Eine Frau lehnt über Wurzeln in einem Mangrovenwald in Nicaragua.
Wiederaufforstung der Mangrovenwälder in Nicaragua. © Horizont 3000

Das BMLUK (ehemals BMK) stockte 2023 die Projektmittel für internationale Emissionsminderungs- und Klimaanpassungsmaßnahmen um 40 Millionen Euro auf. Für 2025 kündigte es dafür bis zu 15 Millionen Euro an, eine Ausschreibung erfolgte allerdings nicht. Erst kürzlich hat der zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel (AAR2) der Republik ein schlechtes Zeugnis in Punkto CO2-Reduktion und weltweiter nachhaltiger Entwicklung ausgestellt. Rückschritte in der Klimapolitik schaden Österreichs Glaubwürdigkeit und sind kurz vor der 30. UN-Klimakonferenz (COP 30) ein fatales Signal an Partnerländer und -organisationen.

Unter anderem verpflichten das Pariser Klimaabkommen, das Regierungsprogramm und das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027 Österreich dazu, Länder des Globalen Südens beim Erreichen der Klimaziele zu unterstützen. Bilaterale Klimaprojekte wie die des BMLUK richten sich direkt an besonders benachteiligte und gefährdete Bevölkerungsgruppen und sind daher eine wichtige Ergänzung zu internationalen Mechanismen der Klimafinanzierung. Langfristige Projektziele tragen in den Projektländern zu einem sozialen, ökologischen und ökonomischen Kurswechsel bei.

Der entwicklungspolitische und humanitäre Dachverband AG Globale Verantwortung stellt einige bilaterale Klimaprojekte seiner Mitgliedsorganisationen vor. Diese konnten sie mit finanzieller Unterstützung des BMLUK realisieren oder führen sie derzeit aus.

Ernteverluste reduzieren und Einkommen stabilisieren

In der besonders verwundbaren Provinz Sofala in Mosambik haben das Hilfswerk International und seine Projektpartner*innen gezeigt, welche Wirkung österreichische Klimamittel entfalten können. Sie schulten über 3.000 Kleinbäuer*innen in klimaresilienter Landwirtschaft, die 35 Hektar degradierte Flächen wiederbegrünten, 10 lokale Wassersysteme sanierten und neue Anbaumethoden für Dürrezeiten etablierten. Das Projekt stärkte die Lebensgrundlagen ganzer Gemeinden langfristig und zeigt, dass Klimafinanzierung direkte, messbare Ergebnisse erzielt.

Wirkung
  • Die Kleinbäuer*innen konnten Ernteverluste um bis zu 40% reduzieren, ihre Einkommen stabilisieren und die lokale Nahrungsmittelversorgung für mehr als 15.000 Menschen verbessern.

Chancen für Frauen verbessern und Auswirkungen der Klimakrise verringern

Bilaterale Klimaprojekte: Frauen in der kenianischen Projektregion stehen um einen vollen Topf und schütten Kamelmilch hinein.
Frauen verarbeiten Kamelmilch. © Caritas Österreich

Der Norden Kenias ist eine jener Regionen, die am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind. Ein Projekt der Caritas Österreich ermöglichte es landwirtschaftlichen Unternehmerinnen zwischen 2021 und 2025, widerstandsfähiger gegenüber den Folgen der Klimakrise zu werden. Die NGO und ihre lokalen Partnerorganisationen verbesserten deren Zugang zu Ressourcen, Märkten und Finanzmitteln, wodurch die Projektteilnehmer*innen nachhaltige Einkommen sowie klimaangepasste Lebensgrundlagen aufbauten. Das Projekt stößt soziale Veränderungen an, etwa in Bezug auf Rollenbilder, Einkommen und Entscheidungsgewalt, und stärkt ergänzend das geschlechtersensible politische Engagement in der Region.

Wirkung
  • 4.927 Frauen im Bezirk Marsabit wenden innovative, nachhaltige und an die Klimakrise angepasste Geschäftsideen und -praktiken in den Bereichen Gartenbau, Land- und Weidewirtschaft, alternative Lebensgrundlagen und Wassermanagement an.
  • Sie setzen sich für die Umsetzung des 2020 verabschiedeten Gesetzes zur Anpassung an den Klimawandel im Bezirk Marsabit ein und beteiligen sich an dessen Umsetzung.
Eine Landkarte von Kenia, die zeigt, wie hoch die Unterernärhungsrate in den Regionen ist.
Akute Unterernährungsrate August 2025 bis März 2026 (Prognose). © IPC Info
Aktuell

Die Wettervorhersagen in Nordkenia kündigen ausbleibenden Regen für Oktober und November 2025 an. Die ohnehin kritische Ernährungssituation in Marsabit wird sich dadurch nochmals zuspitzen: Noch mehr Menschen werden ihre Tiere verlieren und die Unterernährungsrate wird weiter steigen (siehe Grafik). Laut einer Studie des Projektpartners PACIDA gibt es in vielen Familien schon heute nur eine Mahlzeit pro Tag. Ohne Essen werden weniger Kinder die Schule besuchen. Infolge könnten viele ihr Zuhause verlassen müssen. Das derzeit noch laufende Projekt der Caritas Österreich erreicht vor allem die vulnerabelsten Personen der Gemeinden, insbesondere Mädchen, Frauen und Menschen mit Behinderungen. Sie erhalten weniger Unterstützung, wenn österreichische Mittel ausbleiben.

Humanitäres Handeln mit langfristigen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen verbinden

Das Österreichische Rote Kreuz stellt den Klimaschutz in den Mittelpunkt seiner internationalen Programme, die humanitäres Handeln mit langfristigen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen zu verbinden. Zum Beispiel unterstützen aktuelle Landwirtschafts-, Wiederaufforstungs- und Wasser-Initiativen Menschen in Äthiopien und Ruanda dabei, sicherer und gesünder zu leben. Gleichzeitig stellen sie die Ökosysteme, von denen sie abhängen, wieder her.

Wirkung (in Ruanda)
  • Gemeinden pflanzten zwischen 2022 und 2025 mehr als 300.000 Bäume und sicherten Hänge, die von Erosion beschädigt waren.
  • Sie starteten Baumschulen für einheimische Bäume, um einheimische Baumpflanzungen zu vermehren.
  • Energieeffiziente Kochöfen wurden gebaut, die den Brennholzverbrauch und die Rauchbelastung in Haushalten verringerten.
  • Die Gemeinden passten unter anderem durch dürreresistentes Saatgut und Bodenschutzmaßnahmen ihre Landwirtschaft an Auswirkungen der Klimakrise an und konnten dadurch ihre Ernährung sichern.
  • Auf Gemeindeebene wurde eine Katastrophenvorsorge mit Early-Warning-Maßnahmen etabliert.
  • Diese Initiativen trugen dazu bei, Ruandas nationale Klimaziele zur Wiederaufforstung und Verwendung von sauberer Energie sowie die Prioritäten des European Green Deal in den Bereichen Biodiversität und kohlenstoffarmes Leben zu erreichen.

Mangroven vor illegaler Abholzung schützen

Brot für die Welt bildete vietnamesische Gemeinden darin aus, Mangrovenschutzgebiete zu managen. Gemeinsam mit der lokalen Regierung stellten sie die nachhaltige Nutzung der Schutzgebiete sicher – ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz!

Wirkung
  • In den vergangenen Jahren forsteten die Gemeinden mehr als 100 Hektar Mangroven auf. Allein durch Mittel des BMLUK konnten sie mehr als 2.700 Hektar vor illegaler Abholzung schützen.
  • Durch die nachhaltige Nutzung der Mangrovenwälder (z. B. durch Aquakulturen und Bienenzucht) konnte die lokale Bevölkerung, insbesondere von Frauen ethnischer Minderheiten, ihre Lebensgrundlagen sichern und verbessern.

Klimagerechtigkeit für die Menschen im Amazonasgebiet

Horizont 3000 unterstützt im brasilianischen Amazonasgebiet über 36.000 Menschen, die von (Mega-)Wasserkraftprojekten in Pará und Rondônia betroffen sind. Unter der Leitung der Bewegung der von Staudämmen betroffenen Menschen (MAB) spannt dieses Projekt einen Bogen von Empowerment über Interessensvertretung bis hin zu Klimaanpassung und -schutz.

Wirkung
  • Das Projekt stärkt das „Klimawissen“ und die organisatorischen Kapazitäten von bäuerlichen, Fluss-, traditionellen und indigenen Gemeinschaften.
  • Es befähigt betroffene Menschen, ihre (Land-)Rechte erfolgreich zu verteidigen und sich für eine gerechte, nachhaltige Energiewende einzusetzen.
  • Die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden gegenüber Klimaschocks wird durch den Schutz traditioneller Lebensgrundlagen, eine klimaresiliente Landwirtschaft und andere einkommensschaffende Maßnahmen gestärkt.
  • Lokale (Wieder-)Aufforstungsbemühungen und die Verhinderung weiterer Zerstörung von Ökosystemen werden aktiv unterstützt.
Aktuell

Die ebenfalls vom BMLUK kofinanzierte Wanderausstellung Alerta Amazônia schafft einen Raum für die Anliegen betroffener Frauen aus den brasilianischen Stadammgebieten. Noch bis 8. November 2025 ist sie auf der Universität für Bodenkultur in Wien zu sehen. Die Ausstellung zeigt handbestickte Textilien, welche die Kämpfe der Frauen und ihren Widerstand gegen die Klimakrise darstellen.

Bilaterale Klimaprojekte: Zwei Personen halten ein grünes Protestschild, im Hintergrund ist das Wasser des Staudammbeckens zu sehen.
Protest vor einem Staudamm in Brasilien. © Horizont 3000

Gemeinden in Küstenregionen widerstandsfähiger machen

Bilaterale Klimaprojekte: Ein Mann sitzt auf einem Boot im Meer und hält Korallen in der Hand.
Dany Siu von der Bluefields Indian and Caribbean University in Nicaragua hält Korallen in die Kamera. © Horizont 3000

Horizont 3000 trägt mit Projekten in Nicaragua und im Senegal dazu bei, Küstengemeinden vor dem Anstieg des Meeresspiegels, Bodenversalzung und dem Artensterben zu schützen. Diese stärken die Widerstandsfähigkeit der Küstengemeinden und stellen wichtige Ökosysteme wie Korallenriffe wieder her. Viele nicaraguanische Gemeinden befinden sich in der Umgebung von Meeresschutzgebieten und sind auf Artenvielfalt angewiesen.

Wirkung (in Nicaragua)
  • Gemeinsam mit dem Projektpartner URACCAN und der Bluefields Indian and Caribbean University (BICU) wurden über 40 Hektar Mangrovenwald, 1,3 Hektar Korallenriffe und wichtige Niststrände für Meeresschildkröten wiederhergestellt. Sie dienen als natürliche Puffer gegen Stürme und stärken lokale Kohlenstoffsenken sowie die biologische Vielfalt.
  • Indigene bzw. afro-stämmige Gemeinden sowie kommunale Behörden erhielten Schulungen in partizipativen, ökosystembasierten Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise und für nachhaltiges Küstenmanagement. Horizont 3000 und die Projektparnter konnten das Format an der Universität institutionalisieren.
  • Gemeinsam mit den Projektteilnehmer*innen wurden technische Instrumente wie ein Mangroven-Managementplan sowie ein partizipatives Wetter- und Umweltinformationssystem entwickelt.
  • Kleinbäuer*innen wurden darin unterstützt, ihre Landwirtschaft zu diversifizieren und dabei Ökosysteme nachhaltig zu nutzen. Zudem konnten eine verantwortungsvolle Fischerei, Ökotourismus sowie Pilotmaßnahmen für die Abfall- und Abwasserwirtschaft etabliert werden.

Link

(hh)