„Morgen begehen wir erneut einen Welttag der Humanitären Hilfe, an dem die humanitäre Strategie in Kraft sein könnte, aber es nicht ist. Die Bundesregierung hält sich zu den Gründen bedeckt. Durch ihr Zögern riskiert sie den internationalen Ruf Österreichs als verlässlicher Partner – und das inmitten einer globalen Krisenspirale. Verheerender ist allerdings, dass die Regierung dadurch das Potenzial der Humanitären Hilfe nicht ausschöpft.“

Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

„Seit bald zwei Jahren hat das Außenministerium eine fertig ausgearbeitete Strategie der Humanitären Hilfe der Republik Österreich in der Schublade. Ein unglaublich langer Zeitraum, indem sich etwa eine humanitäre Katastrophe in Afghanistan, der Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie Machtkämpfe im Sudan und Niger ereigneten“, nennt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, vier von fast 70 Krisen, die laut UNOCHA die Welt derzeit fest im Griff halten. „360 Mio. Menschen könnten mittlerweile auf Humanitäre Hilfe angewiesen sein, mehr als doppelt so viele wie vor der COVID-19-Pandemie“, hebt Wank die stetig steigende Zahl notleidender Menschen hervor.

„Morgen begehen wir erneut einen Welttag der Humanitären Hilfe, an dem die humanitäre Strategie in Kraft sein könnte, aber es nicht ist. Die Bundesregierung hält sich zu den Gründen bedeckt. Durch ihr Zögern riskiert sie den internationalen Ruf Österreichs als verlässlicher Partner – und das inmitten einer globalen Krisenspirale. Verheerender ist allerdings, dass die Regierung dadurch das Potenzial der Humanitären Hilfe nicht ausschöpft“, ist Wank irritiert. „Die Strategie würde diese Hilfe aufwerten, sie zum Beispiel treffsicherer, wirksamer und flexibler machen. Deshalb werden wir nicht müde, an die Regierung zu appellieren, die Strategie schnellstmöglich zu beschließen, eine bessere Planbarkeit und raschere Abwicklung in der Humanitären Hilfe zu ermöglichen und ausreichend Ressourcen bereitzustellen; auch finanzielle, die über eine bloße Inflationsanpassung hinausgehen.“

Sich gegenseitig verstärkende multiple Krisen verlangen nach flexiblerer Hilfe

Wank beschreibt Faktoren, die für den gestiegenen Bedarf an Humanitärer Hilfe verantwortlich sind: „Wir beobachten seit Jahren, dass Konflikte und Krisen immer länger andauern, wodurch sich die Art der benötigten Hilfe verändert hat. Österreichische Hilfsorganisationen reagieren darauf, indem sie zusätzlich zu Humanitärer Hilfe oftmals Entwicklungszusammenarbeit und Friedensarbeit leisten, um Gemeinden zu stabilisieren und die Widerstandsfähigkeit der Bewohner*innen gegenüber Krisen zu verbessern“. Dieser umfassende, flexiblere Ansatz solle etwa mit der Strategie der Humanitären Hilfe der Republik Österreich auch staatlich verankert werden, so Wank.

Ein weiterer Faktor sei die alarmierend hohe Zahl hungernder Menschen, fährt Wank fort. Im Jahr 2022 haben laut FAO bis zu 783 Mio. Menschen nicht genug zu essen gehabt, 122 Millionen mehr als vor der Pandemie. „Besonders fatal ist die Situation im Osten Afrikas: Infolge der Klimakrise zerstören Dürren und Überschwemmungen abwechselnd ganze Ernten, während die erschwerten Getreide-Exporte aus der Ukraine die Humanitäre Hilfe in der Region zusätzlich unter Druck setzen“, legt der Geschäftsführer des entwicklungspolitischen Dachverbands die Ausmaße globaler Krisen dar.

Abschließend wiederholt Wank seinen Appell an die österreichische Bundesregierung: „Angesichts der sich gegenseitig verstärkenden multiplen Krisen auf der Welt – insbesondere langanhaltende Konflikte und zunehmender Hunger – ist Österreich gefordert, eine solide Basis für eine umfassende und effektive Humanitäre Hilfe zu schaffen. Und zwar mittels humanitärer Strategie sowie ausreichend Ressourcen und Budget, denn: Es sind Taten, die Hunger stillen und Menschenleben retten.“

(hh)