Die Kernaussagen des Berichts

  1. Die Welt steht vor einer Zerreißprobe, in der sich multiple Krisen immer weiter verstärken.
  2. Ungleichheiten, Klimakrise sowie Krisenanfälligkeit sind Merkmale des globalen Wirtschaftssystems. Daher kann lediglich ein systemischer Wandel die Entwicklung verhindern.
  3. Ungleichheit ist Treiber, Verstärker und Folge von verschiedenen Krisen. Das Ergebnis ist ein Teufelskreis, in dem marginalisierte Gruppen immer mehr leiden, während sich die Eliten vor den Krisen (vorerst) schützen können.
  4. Es braucht Gesellschaftsverträge, die auf Gerechtigkeit, Gleichheit und Nachhaltigkeit aufbauen.  
  5. Nur wenn Machtverhältnisse neu ausbalanciert werden, kann Wandel passieren. Denn bislang profitieren einige wenige auf Kosten der Mehrheit.

„Unsere Welt steht vor einer Zerreißprobe, konfrontiert mit schweren Krisen, politischen Spaltungen und der existenziellen Bedrohung durch den Klimawandel. Der Flagship-Bericht zeigt, dass es einen roten Faden gibt, der diese Krisen miteinander verbindet: wachsende wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten, die Krisen verursachen und als Ergebnis von ihnen verstärkt werden. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln und einen neuen ökosozialen Gesellschaftsvertrag zu schmieden, der auf den Menschenrechten und den Werten Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Solidarität basiert.“

Dr. Katja Hujo, UNRISD-Senior Forschungskoordinatorin und Hauptautorin des Berichts

Der rote Faden, der die Krisen zusammenhält: Ungleichheit

Der Bericht Krisen der Ungleichheit. Machtstrukturen ändern für einen neuen ökosozialen Gesellschaftsvertrag des UN-Forschungsinstituts UNRISD beschreibt, inwiefern wirtschaftliche, soziale, politische und ökologische Ungleichheiten mit multiplen Krisen verknüpft sind, sich gegenseitig auslösen sowie verstärken können. UNRISD kritisiert, dass das internationale Wirtschaftssystem die Konzentration von Privat- und Unternehmensvermögen in Krisenzeiten zusätzlich begünstigt. Während Eliten mehr finanzielle Möglichkeiten haben, um sich vor Auswirkungen multipler Krisen zu schützen, sind vulnerable und bereits arme Menschen mit Diskriminierung, Gewalt, Erderhitzung und Umweltkatastrophen, mangelnder Gesundheitsversorgung, Hunger und weiter steigender Armut konfrontiert. Die Chance auf ein menschenwürdiges Leben für alle auf einem gesunden Planeten schwindet.

Screenshot des UNRISD Reports 2022
© UNRISD 2022

Ein neues, globales System ist notwendig

Ein Vorschlag des UN-Forschungsinstituts lautet, einen neuen Gesellschaftsvertrag aufzusetzen, der die Position von Mensch und Umwelt gegenüber jener von Staat und Märkten stärkt. Dafür gilt es allerdings, Wirtschaft und Gesellschaft umzustrukturieren, Klimakrise und Umweltzerstörung aufzuhalten, jegliche Ungleichheiten zu verringern sowie historische Ungerechtigkeiten, etwa Kolonialismus, Sklaverei und deren heutige Nachwehen, aufzuarbeiten.

UNRISD schlägt neuen Gesellschaftsvertrag vor

Um diese Vision in die Realität umsetzen zu können, schlägt der Bericht einen Gesellschaftsvertrag vor, der sich an folgenden sieben Grundsätzen orientiert. Dafür ist es auch notwendig, Werte, die unsere Gesellschaften und somit auch Politik und Institutionen prägen, zu überdenken:

  • Menschenrechte für alle
  • Faire Fiskalverträge
  • Transformierte Volkswirtschaften und Gesellschaften
  • Ein Vertrag für die Natur
  • Aufarbeitung historischer Ungerechtigkeiten
  • Geschlechtergerechtigkeit
  • Solidarität

Ein neues, dreiteiliges Entwicklungsmodell soll Gerechtigkeit, Gleichheit, Nachhaltigkeit und Resilienz fördern:

  1. Alternative Wirtschaftsansätze, die soziale Klimagerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt und die Wirtschaft wieder in die Gesellschaft einbetten.
  2. Eine transformative Sozialpolitik, die durch einen fairen Fiskalvertrag untermauert wird.
  3. Einen neu konzipierten Multilateralismus und gestärkte Solidarität.

Solch ein Entwicklungsmodell soll durch politische Maßnahmen in den folgenden Politikbereichen erreicht werden, die allesamt auf den Abbau von Ungleichheiten abzielen:

  • Universelle Sozialpolitik
  • Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik
  • Fiskalpolitik
  • Unternehmens- und Marktregulierung
  • Sozial nachhaltige Umweltpolitik
  • Stadtpolitik
  • Ernährungssouveränität und Ernährungspolitik
  • Gleichstellungspolitik
  • Antidiskriminierungspolitik und Fördermaßnahmen
  • Demokratische Regierungsführung und Zugang zu Rechten
  • Reformen der globalen Governance und globale Umverteilung

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(pk)