Es stellte sich heraus, dass es vor allem vier Erfahrungsdimensionen gibt:

  1. Unternehmenspartnerschaften (gemeinsame Projekte von Ö NRO und Privatsektor)
  2. Sponsoring (finanzielle Unterstützung von Ö NRO durch Privatsektor)
  3. Kritische Begleitung von Rahmenbedingungen (u.a. Privatsektor als Zielgruppe anwaltschaftlicher Arbeit von Ö NRO; u.a. mit dem Ziel unternehmerische Verantwortung zu erhöhen, Einhaltung von MR und ArbeitnehmerInnenrechte einzufordern, etc.)
  4. Förderung von Kleinstunternehmen vor Ort (Unterstützung des einheimischen Privatsektors durch Ö NRO

Die gesammelten positiven und negativen Erfahrungen mit diesen Arten der Kooperation weisen auf Risiken und Chancen hin.

Bei Unternehmenspatenschaften spielt demnach vor allem die Kluft zwischen den Förderauflagen und dem pragmatischen Zugang österreichischer UnternehmerInnen eine Rolle; hoher Vermittlungsbedarf von seiten der NRO wurde festgestellt. Positiv beschrieben die NRO das hohe Engagement der meisten Unternehmen, die sich für ein EZA-Engagement entscheiden, und der Wille unternehmensintern zu lernen und reflektieren.

Sponsoring bringt NRO vor allem eines: vermehrte finanzielle Ressourcen. Problematisch ist einerseits der oft laienhafte Zugang des Privatsektors zu EZA sowie das generelle Risiko – das auch bei Unternehmenspatenschaften besteht – als NRO instrumentalisiert zu werden. Mindestkriterien, die ein Unternehmen erfüllen muss, um als PartnerIn für eine EZA-Intervention legitimer Weise in Frage zu kommen, gibt es nicht – diese Frage wird von den NRO individuell und anlassbezogen gestellt und beantwortet.

Die kritische Begleitung der Rahmenbedingungen ist eine völlig andere Form der Auseinandersetzung mit dem Privatsektor. Positive Erfahrungen betreffen vor allem die Erfolgsgeschichten, die es immer wieder gibt (z.B. Verbot von Sandstrahl-Jeans, sensibilisierte Öffentlichkeit, etc.). Die negativen Erfahrungen handeln vor allem vom mühsamen Umgang mit dem Privatsektor, der sich oftmals weigert, MR, ArbeitnehmerInnenrechte und ökologische Standards einzuhalten. Die Interessenskonflikte sind oft unüberwindbar.

Die Vorteile bei der Förderung von Kleinstunternehmen liegen auf der Hand: die Schaffung und Erhaltung von Arbeit für arme Menschen in Entwicklungsländern ist möglich. Weiters wird auf die große Hebelwirkung hingewiesen, die möglich ist – viel lässt sich durch diese Art der Intervention erreichen. Herausforderungen sind die Kapazitätenentwicklung, die in hohem Maße erforderlich ist sowie die Abhängigkeit der Intervention von äußeren Rahmenbedingungen.

Einig waren sich die TeilnehmerInnen über folgendes:

– dass Unternehmen internationale Verpflichtungen einhalten und Verantwortung übernehmen müssten. Die Regierungen sollten als lenkende Organe die Einhaltung dieser Regeln durchsetzen.
– dass die Rollen von NRO, Privatsektor und weiteren AkteurInnen der EZA und Humanitären Hilfe weiterer Auseinandersetzung und Definition bedürfen; insbesondere der Mehrwert von non-profit-NRO gegenüber gewinnorientierten Unternehmen sollte im internationalen Diskurs geklärt und anerkannt sein.
– dass durch eine Einbindung der Unternehmerschaft potenziell positive Effekte für die EZA möglich sind;
– dass Lerneffekte in beide Richtungen sinnvoll und förderenswert sind.

HINWEIS: Am 15. Oktober findet im Parlament ein ‚Runder Tisch zur Rolle des Privatsektors in EZA und Humanitärer Hilfe‘ statt; VeranstalterInnen sind AG Globale Verantwortung und die AWEPA-Sektion der österreichischen Nationalratsabgeordneten. VertreterInnen von Parlament, Ministerien, SozialpartnerInnen, NRO und Privatsektor nehmen daran teil.