Dazwischen gibt es Empfänge auf Einladung von global leaders wie Ban
Ki-Moon oder Dilma Rousseff. Die High-Level Diskussionen mit
Nobelpreisträgern und Super-Promis sind für normale Delegierte nicht
zugänglich. Bleiben die vielen Side-Events der UN-Organisationen und
NGOs, die zum Teil auf gutem Niveau stattfinden.

Morgen geht die Konferenz zu Ende. Zeit also für ein kurzes vorläufiges
Resümee: ganz offensichtlich bleibt Rio+20 umweltpolitisch vieles
schuldig. Weder hat man sich auf das phasing-out von Subventionen für
fossile Brennstoffe geeinigt, noch ein Implementierungsabkommen für die
UN-Seerechtskonvention beschlossen. Die institutionelle Aufwertung der
Umweltpolitik im UN-System bleibt bescheiden, wenn gleich das neu
eingerichtete High Level Panel for Sustainable Development ein
Fortschritt ist.  Zu vielen anderen Themen finden sich bestenfalls
Absichterklärungen, deren Umsetzung in den nächsten Jahres keineswegs
gesichert ist.

Aus entwicklungspolitischer Sicht ist das wesentliche Ergebnis der
Beschluss zur Ausarbeitung von Sustainable Development Goals. Diese
sollen bis Ende 2014 beschlossen werden. Von der Abschlusserklärung
hervorgehoben wird, dass diese SDGs alle drei Dimensionen von
Nachhaltiger Entwicklung in ausgewogener Form beinhalten sollen. Zudem
sollen sie den Fokus nicht von der Erreichung der
Milleniumsentwicklungsziele lenken. Es bleibt abzuwarten, ob der
Ausarbeitungsprozess wie angekündigt wirklich transparent und
einschließend sein wird.  Offen bleibt aus heutiger Sicht auch, wie
verbindlich die SDGs letztendlich sein werden.

Letztendlich entscheidend für die Fortschritte in den nächsten Jahren
wird aber die weltwirtschaftliche und geopolitische Situation sein.
Deutlich geworden ist auch in Rio die sich verändernde Machtbalance in
der Welt. Selbstbewusst auftretende Schwellenländer fordern ihr Recht
auf Entwicklung ein, womit sie im Wesentlichen einen ressourcen- und
umweltintensiven Wachstumsprozess meinen. Sich hier zum Zweck
ökologischer Nachhaltigkeit in internationale Vereinbarungen einbinden
zu lassen, fällt ihnen schwer. Zu sehr hängt die Legitimität vieler
Regierungen – z.B. China, Indien, Brasilien, Türkei – an der raschen
Verbesserung des Lebensstandards ihrer zunehmend urbanen Bevölkerungen.
Ähnliches gilt für die USA. Der Schwerpunkt auf Wirtschaftswachstum war
auch hier deutlich ausgeprägt. Auf der anderen Seite haben wir eine
Europäische Union erlebt, deren traditionelle umweltpolitische
Vorreiterrolle – ob der schweren Wirtschaftskrise – deutlich
angeschlagen war. Letztlich stimmte die EU einem Abschlussdokument zu,
in dem zentrale ihrer Forderungen nicht enthalten waren. Dazu haben auch
interne Meinungsdivergenzen maßgeblich beigetragen.

Rio+20 wird daher im besten Fall als Durchhänger, im schlimmsten Fall
als Wendepunkt in die Geschichte der internationalen
Nachhaltigkeitspolitik eingehen.