Felix Forster und Malina Lovrek, respACT
©Daniel Willinger

In der aktuellen Krisensituation erkennen wir Herausforderungen, die uns zunehmend die Grenzen eines globalisierten, wachstumsorientierten und ressourcenintensiven Wirtschaftssystems aufzeigen. Folglich bietet die Krise auch eine einzigartige Gelegenheit, diese Grenzen und die damit verbundenen Risiken aktiv zu adressieren. Dadurch können Transformationsprozesse hinsichtlich nachhaltiger Entwicklung eingeleitet werden, um künftigen Krisen resilient entgegenzutreten. Denn auch in Anbetracht der großen Herausforderungen unserer Zeit wie Klimakrise oder soziale Ungleichheit gilt es schnell und entschlossen zu handeln.

Zukunftsfähige Politik

Die österreichische Bundesregierung unterstützt UnternehmerInnen in der aktuellen „Coronakrise“ mit milliardenschweren Hilfspaketen. respACT nimmt dies zum Anlass, Unternehmen darin zu bestärken, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und die Transformation hin zu mehr Resilienz und nachhaltiger Entwicklung mitzutragen. Mit dem Appell „Zukunftsfähigkeit“ fordern österreichische Unternehmen, dass in der Coronakrise kurzfristig eingeleitete Konjunkturpakete langfristigen Zielen dienen und zur Erreichung des Green Deals der Europäischen Union, der UN-Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und des Paris Agreements beitragen. Die Regierung muss in Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft Rahmenbedingungen setzen, die mit zukunftsweisenden Themen und Märkten sowie den langjährigen Planungshorizonten von Unternehmen kompatibel sind.

Regionale Kreisläufe stärken

In einer eng vernetzten Weltwirtschaft müssen auf politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Ebene ausgewogene Maßnahmen gesetzt werden, die zur Reduktion negativer Aspekte einer globalisierten Welt (wie Ressourcenabhängigkeiten oder weite Transportwege) als auch zur Förderung ihrer positiven Aspekte (z.B. hinsichtlich Bildung und Wissenstransfer) beitragen. Damit dies gelingt, gilt es regionale Kreisläufe zu stärken und entlang der gesamten Liefer- und Leistungskette zu etablieren. Diesbezüglich müssen sich Unternehmen künftig noch stärker als Teil der Gesellschaft verstehen und ihr Potenzial hinsichtlich regionaler Wertschöpfung zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen nutzen. Auch produktseitig gilt es künftig stärker in Kreisläufen zu denken, wobei die Verantwortung für das Produkt den gesamten Lebenszyklus betrifft und somit bereits bei der Produktentwicklung beginnt. Ziel muss es sein, die Rohstoffe möglichst lange im Produktkreislauf zu halten, wodurch es zu Entlastungen der Umwelt als auch der ArbeitnehmerInnen kommt. Dies gilt insbesondere dann, wenn Rohstoffabbau sowie Produktentsorgung im globalen Süden unter prekären Verhältnissen für Mensch und Umwelt stattfinden.

Internationale Vorbildfunktion wahrnehmen

Um nachhaltige Entwicklung ganzheitlich voranzutreiben sind viele, vor allem multinationale Unternehmen darauf angewiesen, dass auch Regierungen anderer Länder entsprechende Rahmenbedingungen setzen. Österreich kann hier eine internationale Vorreiterrolle einnehmen. Die sozialen, politischen, ökologischen und finanziellen Voraussetzungen für die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft sind in Österreich gegeben und damit die Verantwortung verbunden, andere Länder bei der Umsetzung entsprechender Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Denn nur gemeinsam lassen sich die globalen Herausforderungen unserer Zeit lösen.

Über respACT

respACT – austrian business council for sustainable development ist Österreichs führende Unternehmensplattform zu Corporate Social Responsibility (CSR) und Nachhaltiger Entwicklung. Der Verein unterstützt seine zurzeit über 300 Mitgliedsunternehmen dabei, ökologische und soziale Ziele ökonomisch und eigenverantwortlich zu erreichen. www.respact.at

Seit 2004 fungiert respACT als Koordinierungsstelle des Global Compact Netzwerkes Österreich.

Über die AutorInnen

Malina Lovrek ist als Absolventin der Internationalen Entwicklung und der Kultur- und Sozialanthropologie an gesellschaftlichen Veränderungen, Systemtheorien und den Auswirkungen der Globalisierung auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt interessiert. Als Projektleiterin bei respACT – austrian business council for sustainable development und Spross einer Unternehmerfamilie setzt sie ihr Wissen und ihre Interessen heute für eine nachhaltige und zukunftsfähige Wirtschaft ein.

Felix Forster ist Projektleiter bei respACT – austrian business council for sustainable development. Seine Fachgebiete sind Nachhaltigkeitsberichterstattung, soziale Innovationen und der Wissenstransfer zwischen Unternehmen, Politik und Wissenschaft. Darüber hinaus ist er im Beirat von OekoBusiness Wien. Nach seinem Bachelorstudium in Sozialanthropologie (Universität Wien) absolvierte er den Master Sozioökonomie (Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich).

In der Rubrik „Kommentar der Anderen“ bietet die AG Globale Verantwortung ExpertInnen die Möglichkeit, aktuelle und relevante entwicklungspolitische Themen zu kommentieren sowie ihre Meinung zu präsentieren. Das Ziel ist, Debatten über Entwicklungspolitik zu ermöglichen, den demokratischen Diskurs zu fördern und die Bedeutung der Umsetzung der Agenda 2030 hervorzuheben. Die inhaltliche Verantwortung für den Text liegt ausschließlich bei den Autoren. Die AG Globale Verantwortung teilt nicht notwendigerweise die vorgetragenen Ansichten.