„In Kürze könnte sowohl die Zahl hungernder, als auch die Zahl extrem armer Menschen, die pro Tag weniger als 1,60 Euro zum Leben haben, auf eine Milliarde ansteigen. Betroffen sind vor allem jene Menschen in Ländern des Globalen Südens, die tagtäglich hart und oftmals unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, um auch uns mit Konsumgütern zu versorgen. Infolge der Klimakrise zerstören abwechselnde Dürren und Überschwemmungen ihre Ernten, obwohl sie kaum zu den Ursachen der Klimakrise beigetragen haben“, stellt Vilim anlässlich des bevorstehenden Welternährungstags (16.10.2022) und des internationalen Tags für die Beseitigung der Armut (17.10.2022) fest.

Ein Drittel der Weltbevölkerung lebe aktuell von der Landwirtschaft, erklärt Vilim. „Bei einer Erderhitzung von 2 °C könnten Ernteausfälle weitere 189 Mio. Menschen in den Hunger treiben, bei 4 °C sogar 1,8 Mrd. Aber nicht nur die Klimakrise vergrößert Ungleichheiten und Hunger, treibt Menschen weiter in Armut und verschlechtert ihre Lebensbedingungen. In Äthiopien, wo ausbleibende Regenzeiten die schlimmste Dürre seit 40 Jahren verursacht haben, bleiben auch Getreidelieferungen infolge des Krieges in der Ukraine aus, weshalb Lebensmittelpreise zusätzlich explodieren. Die COVID-19-Pandemie überfordert ein Gesundheitssystem, in dem auf 10.000 Einwohner*innen nur drei Spitalsbetten kommen. In Österreich sind es 73 Betten. War ein Drittel der Bevölkerung bereits vor der Pandemie extrem arm, können fast 18% ihren Hunger nur durch Lebensmittelhilfe stillen. Ähnliches ist aus unzähligen Ländern des Globalen Südens zu berichten“, verdeutlicht Vilim den Ernst der Lage.

Investitionen in EZA fördern weltweite Stabilität

„Multiple Krisen drohen, diese Länder politisch, wirtschaftlich und sozial zu destabilisieren, etwa wenn ihnen Mittel für staatliche Ausgaben fehlen; für die soziale Sicherheit und Gesundheitsversorgung ihrer Einwohner*innen zum Beispiel. Weil Stabilität in der Welt aber in unser aller Interesse ist, ersuchen wir die österreichische Bundesregierung dringend, ihre öffentliche Entwicklungshilfeleistungen zu erhöhen. Zusätzlich zu einem höheren Budget für Humanitäre Hilfe, die Menschen in Krisen und bei Katastrophen lebensnotwendige Hilfe bietet, ist jetzt eine substanzielle Erhöhung der Mittel für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (EZA) notwendig. Das sieht auch das Regierungsprogramm vor. EZA ermöglicht jene nachhaltige und langfristige Entwicklung, die ärmere Staaten oftmals nicht aus eigener Kraft in Gang setzen können.“

Annelies Vilim, Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung

„Multiple Krisen drohen, diese Länder politisch, wirtschaftlich und sozial zu destabilisieren, etwa wenn ihnen Mittel für staatliche Ausgaben fehlen; für die soziale Sicherheit und Gesundheitsversorgung ihrer Einwohner*innen zum Beispiel. Weil Stabilität in der Welt aber in unser aller Interesse ist, ersuchen wir die österreichische Bundesregierung dringend, ihre öffentliche Entwicklungshilfeleistungen zu erhöhen. Zusätzlich zu einem höheren Budget für Humanitäre Hilfe, die Menschen in Krisen und bei Katastrophen lebensnotwendige Hilfe bietet, ist jetzt eine substanzielle Erhöhung der Mittel für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (EZA) notwendig. Das sieht auch das Regierungsprogramm vor. EZA ermöglicht jene nachhaltige und langfristige Entwicklung, die ärmere Staaten oftmals nicht aus eigener Kraft in Gang setzen können“, erinnert Vilim die Regierungsspitze und ergänzt, dass das international vereinbarte und ebenfalls im Regierungsprogramm verankerte Ziel, 0,7% des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungshilfeleistungen bereitzustellen, längst den Kurs für Erhöhungen vorgebe.

„Investitionen in EZA zahlen sich aus, denn sie wirkt dreifach: Sie kann multiplen Krisen vorbeugen, sie eindämmen und bewältigen. Beispielsweise, indem EZA nachhaltige Nahrungsmittelproduktion fördert oder Menschen vor Auswirkungen der Klimakrise schützt. Wir appellieren an die Bundesregierung, mehr internationale Verantwortung zu übernehmen und dazu beizutragen, die lebensbedrohliche Krisenspirale zu stoppen. Damit nicht mehr fast 50 Mio. Menschen – das sind mehr, als Spanien Einwohner*innen zählt – an der Kippe zum Hungertod stehen und alle zehn Sekunden ein Kind an den Folgen von Hunger und Unterernährung stirbt“, schließt Vilim.

(hh)