Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
(20.07.2010) Der von der Universität Oxford und UNDP entwickelte Armutsindex berücksichtigt die Entbehrungen der in Armut lebenden Menschen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Lebensstandard. Der Multidimensional Poverty Index (MPI) erlaubt somit eine kritischere Analyse von Entwicklungsfortschritten als die bisher gebräuchlichen Messwerte. Der Index klärt nicht nur darüber auf, wie viele Menschen, sondern auf welche Weise sie arm sind.
Im Gegensatz zu den einfachen Einkommensindices (> 1 Doller/Tag) aber auch dem bereits Faktoren wie Lebenserwartung, Zugang zu Bildung und Einkommen berücksichtigenden Human Development Index vermittelt der MPI ein multidimensionaleres Bild der in Armut lebenden Menschen. Anhand von zehn Indikatoren werden drei kritische Dimensionen von Armut auf Ebene der einzelnen Haushalte beleuchtet: Bildung, Gesundheit und Lebensstandard. Entbehrungen betreffen u. a. auch den (Nicht-) Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie Wasser- und Stromversorgung und mangelnde Hygiene. Haushalte, die Entbehrungen bei 70 Prozent der untersuchten Indikatoren hinnehmen müssen, sind demnach ärmer als jene, die nur von 30 Prozent Mangel betroffen sind.Lebensstandard hat mehr Dimensionen als das EinkommenDer MPI relativiert den stets auf das finanzielle Auskommen gelegten Fokus und ergänzt ihn um lebenswichtige und für den Lebensstandard relevante Faktoren. Damit klärt der MPI über die Form der Armut auf, verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen den Lebensbereichen und ermöglicht so ein effektiveres Vorgehen im Bereich EZA. Der MPI eignet sich laut UNDP besser zur Messung von Fortschritten als bisher verwendete Indizes. Investiert ein Land beispielsweise in die Bildung und die Einschulungsrate erhöht sich, ist das nicht sofort am Einkommenswert ablesbar der MPI berücksichtigt die neue Entwicklung aber.
Gemäß den neuen Bewertungskriterien für Armut müssen auch die ohnehin traurigen Zahlen nach oben korrigiert werden: Die ForscherInnen haben Daten aus 104 Ländern analysiert und dabei rund 1,7 Milliarden Menschen als multidimensional arm bewertet. Das übersteigt den bisher stets kolportierten Wert von 1,3 Milliarden extrem Armen, der hauptsächlich auf der Bewertung der Einkommen beruht. Erfahrungen in der Vergangenheit haben bereits gezeigt, dass der Fokus auf das Einkommen nicht nur ein unkonkretes, sondern auch falsches Bild von Ausmaß und Intensität von Armut liefern kann: Äthiopien weist beispielsweise je nach Bewertungskriterien so unterschiedliche Werte wie 39 Prozent (gemessen nach Einkommen) und 90 Prozent (gemessen nach MPI) auf. Human Development Report 2010 bereits mit neuem Armutsindex
Der von Oxford Poverty and Human Development Initiative (OPHI) der Universität Oxford und dem UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) entwickelte Armutsindex wird bereits Basis für den im Oktober erscheinenden Human Development Report 2010 sein. Eine interaktive Weltkarte, die für jedes analysierte Land die Resultate der Indikatoren-Bewertung enthält, sowie Case Studies und weitere Informationen sind online abrufbar: http://www.ophi.org.uk/policy/multidimensional-poverty-index/