Wir danken unserer Mitgliedsorganisation WIDE und Traude Novy, ihren Nachruf auf Christa Esterházy (1928 bis 2023) veröffentlichen zu dürfen.

Christa Esterházy (2014) © Erich Leonhard

Christa Esterházy war in der KFB und der Aktion Familienfasttag sehr engagiert, und sie war viele Jahre bei WIDE aktiv. 1995 nahm sie an der Weltfrauenkonferenz in Peking teil, die sie sehr inspirierte, und arbeitete danach in der daran anknüpfenden WIDE-Arbeitsgruppe Beijing follow-up mit (heute: AG Internationale Frauenrechte). Sie nahm auch regelmäßig an den Treffen der IMAG teil, einem mehrere Jahre lang bestehenden Austauschforum zwischen WIDE und Mitarbeiter*innen verschiedener Ministerien und der ADA, die mit Geschlechtergleichstellung befasst waren, und brachte dort ihre Perspektiven ein. In den 90er Jahren war sie Vorsitzende der AGEZ, der Vorläuferorganisation der AG Globale Verantwortung. Christa Esterházy war eloquent und scheute öffentliche Auftritte nicht.

Anlässlich ihres 80. Geburtstags gab es eine Würdigung ihrer Person und ihres Engagements im Standard (23.01.2008): „Christa Esterházy ist 80. Österreichs große Dame der Entwicklungspolitik und Ökumene zeichnet sich bis heute durch Weltoffenheit und Einsatz für benachteiligte Frauen aus.“

WIDE-Obfrau Julia Günther: „Sie war für mich eine wichtige Stimme in der feministischen und menschenrechtsbasierten Entwicklungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit. Bei einer ihrer letzten Teilnahmen beim Netzwerktreffen vor einigen Jahren sagte sie mir, wie wichtig ihr der Dialog zwischen den Generationen ist, und dass wir voneinander lernen sollen. Diese Worte klingen immer wieder nach.“

Nachruf von Traude Novy

Christa Esterházy hat zu Lebzeiten dafür gesorgt, dass ihr Tod uns alle mit großer Trauer erfüllt, ihr vielfältiges Werk aber weiterlebt.

Sie, die bereits mit zehn Jahren ihre Eltern und ihr zu Hause verlassen musste, lernte früh die Bedeutung solidarischer Netzwerke kennen. Weltoffenheit und Großzügigkeit im Denken und im Handeln waren ihre Stärke. Dank ihrer vorurteilsfreien Humanität gelang es ihr, ab 1975 im Rahmen der Katholischen Frauenbewegung das Referat für Entwicklungsförderung und die Spendenaktion Familienfasttag zu einem Nährboden für Frauenförderung in der Entwicklungszusammenarbeit zu machen. Die Bildung und das Empowerment von Frauen war ihr zentrales Anliegen, lange bevor diese Ideen in den Mainstream der Entwicklungszusammenarbeit rückten.

Christa Esterhazy (2001) © Godany

Sie nützte auch ihren Namen und ihre Herkunft, um ihre Anliegen durchzusetzen, denn eine Esterházy konnte man nicht so leicht ins linke Eck stellen. Deshalb ist es auch nur folgerichtig, dass sie wesentlich daran beteiligt war, in Zeiten, als die Entwicklungszusammenarbeit von der Politik massiv unter Druck geriet, diese im Dachverband AGEZ (Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit, eine Vorgängerorganisation der AG Globale Verantwortung (Anm.)) zu vereinen. Sie war von 1989 bis 1997 deren allseits anerkannte Vorsitzende.

Nach ihrer Pensionierung bei der Katholischen Frauenbewegung engagierte sie sich weiter für die Stärkung von Frauen in der Entwicklungspolitik. Sie war Delegierte bei der Weltfrauenkonferenz 1995 und Wahlbeobachterin der UNO bei den ersten freien Wahlen in Kambodscha.

Das Netzwerk WIDE war bis zum Schluss ihr Wirkungsgebiet, wo sie in der Arbeitsgruppe Peking follow-up mitarbeitete und ihre Erfahrungen einbrachte.

Dass die Katholische Frauenbewegung nach wie vor eine Vorzeigeorganisation für feministische Entwicklungsprojekte ist und viele Generationen kirchlicher Frauen Christas weltoffenen und solidarischen Geist weitertragen, ist ihr Verdienst.

In diesem Sinn: Christa Esterházy – presente!