Lela darf ein kleines Fleckchen Land
bestellen, das eigentlich nicht ihr gehört. Mit dem geernteten Gemüse kann sie
ihre Familie gerade noch über die Runden bringen. Jetzt aber hat die äthiopische
Regierung das halbe Tal verkauft – an ausländische Investoren, die Pflanzen zur
Gewinnung von Agrodiesel anbauen.

 

Celeste lebt mit ihren Kindern unter
Plastikplanen am Rande einer Großfarm in Brasilien. Das Gelände liegt seit
Jahren brach, die  Landlosen dürfen es
nicht für ihren Eigenbedarf nutzen. Seit kurzem erstrecken sich riesige
Soja-Monokulturen auf dem Gebiet – ein in Europa stark nachgefragtes
Mastmittel.

 

Mama Zé hat ein gutes Händchen für die
Hühnerzucht. Am Markt in Dakar konnte sie ihre Hühner bislang erfolgreich verkaufen,
aber seit die EU  tonnenweise
Hühnerflügel zu Billigstpreisen importiert, bleibt sie auf ihrer Ware sitzen.

 

In der
Entwicklungszusammenarbeit kennt man derartige Beispiele zur Genüge. Frauen in
ländlichen Gebieten nehmen eine Schlüsselposition ein.
Was ihnen an Unterstützung und an
Qualifikation ermöglicht wird, kommt den Familien und letztendlich der ganzen
Gesellschaft zugute. Zahlreiche Projekte der
internationalen Entwicklungszusammenarbeit zur Ernährungssicherung und
Armutsbekämpfung zielen deshalb auf die Förderung von Frauen, ihrer Bildung, auf
die Sicherung ihrer Rechte sowie auf die Verbesserung von Produktionsmethoden
und Vermarktungsstrategien ab.

 

Doch weit mehr Energie und Geld, als für
diese Projekte zur Verfügung gestellt wird, investieren die Industrienationen in
die Deregulierung und Liberalisierung der globalen Wirtschaftsbeziehungen –
etwa über die Welthandelsorganisation. Die internationalen Spielregeln werden dabei
von den Industrienationen definiert: Im Austausch für EZA-Gelder senken
Entwicklungsländer ihre Importzölle. Ausländische Produktionsüberschüsse – durch
Agrarsubventionen gepusht – überschwemmen ihre Märkte zu Dumpingpreisen. Internationale
Investoren erwerben ganze Landstriche, um Rohstoffe für den Weltmarkt – etwa
Soja und Palmöl für die Biospritproduktion 
anzubauen.

 

Die Industrienationen profitieren von  ihrer Feigenblattpolitik. Für die
Entwicklungsländer und ihre Produzentinnen bedeutet es die Zementierung ihrer
Abhängigkeit von außen und die Rückkehr in
koloniale Verhältnisse. Frauen wie Lela, Celeste und Mama Zé werden künftig für
die Ernährung ihrer Familien betteln müssen.