Die Umsiedlung wird für die Menschen katastrophale Folgen haben: Laut der Inititative zur Rettung von Hasankeyf, einem historisch und kulturell wichtigen Ort, der durch den Bau des Dammes überflutet werden würde, wird den bald Vertriebenen keine angemessene Entschädigung bezahlt. Während die mehrheitlich kurdische Bevölkerung rund 20.000 Türkische Lira für den Verlust ihrer Häuser von der Regierung zugestanden bekommt, kosten die neu errichteten Häuser, in die sie umziehen sollen, mehr als das dreifache. Das bedeutet, dass die Familien rund 25.000 Euro zusätzlich bezahlen müssten – Geld, das kaum jemand aufbringen kann.

Staudamm raubt Existenzgrundlage

Die BewohnerInnen des Dorfes Ilisu sind überwiegend von der Landwirtschaft abhängig – eine Flutung ihres Ackerlandes kommt dem Entzug ihrer Existenzgrundlage gleich. Schon jetzt können sie Teile ihres Landes nicht mehr nutzen, weil es für die Bauarbeiten benötigt wird. „Die Menschen in Ilisu sind verzweifelt und selbst diejenigen, die den Staudamm früher befürwortet haben, lehnen ihn nun einhellig ab“, berichtet Ipek Tasli von der Initiative, die vor wenigen Tagen mit Dorfbewohnern sprach. Auch das Versprechen, für die Männer des Dorfes Arbeitsplätze auf den Baustellen zu schaffen, wurde nicht gehalten.

Nicht-Einhaltung sämtlicher Projektauflagen

Und die Zahl der gebrochenen Versprechen erhöht sich weiter: die historischen Kulturgüter um Hasankeyf, die den Fluten zum Opfer fallen würden, sollten ursprünglich abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Mittlerweile ist nur mehr von „Nachbildungen“ die Rede. Während sich in der Türkei der Widerstand weiter formiert und Unterstützung von prominenten TürkInnen erhält und sich die österreichische, deutsche und Schweizer Regierung längst aus dem umstrittenen Projekt zurückzogen, hält Andritz weiter am Bau des Staudammes fest.