Spende überschüssiger COVID-19-Impfstoffdosen soll keine Entwicklungshilfeleistung sein Posted on 14. Dezember 2022 - 10:12 by Katharina Eggenweber Der OECD-Ausschuss für Entwicklungshilfe (Development Assistance Committee, DAC) ermöglichte es Geberländern im vergangenen Jahr, Impfstoffspenden an Länder des Globalen Südens in ihre öffentliche Entwicklungshilfeleistungen (Official Development Assistance, ODA) einzurechnen. In einem Brief an die Arbeitsgruppe für Entwicklungsfinanzierungsstatistik des OECD-DAC kritisieren zivilgesellschaftliche Nichtregierungsorganisationen, dass Staaten hohen Einkommens (darunter die OECD-Mitgliedstaaten) dafür belohnt werden, das Vielfache ihres Bedarfs an Impfstoffdosen aufgekauft und so massiv zu einem weltweiten Mangel beigetragen zu haben. Durch das Horten von Impfstoffen und anderen Medikamenten haben sie ärmeren Ländern den Zugang zu lebensrettenden Maßnahmen erschwert, wodurch Todesfälle vermieden hätten werden können. Die Entscheidung, diese Kosten weiterhin als ODA auszuweisen, ist vor dem Hintergrund grundsätzlich unzureichender öffentlicher Entwicklungshilfeleistungen nicht zu rechtfertigen –zumal einige Regierungen angekündigt haben, ihre ODA im nächsten Jahr zu kürzen. Laut vorläufiger Zahlen gaben die OECD-Staaten 2021 durchschnittlich 0,33% ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe aus, also nicht einmal die Hälfte der vereinbarten 0,7%. Doch erfordern multiple Krisen, wie etwa die Klimakrise, COVID-19-Pandemie, der Krieg gegen die Ukraine und die verschärfte Hungerkrise, nicht nur verstärkte Maßnahmen und internationale Anstrengungen, sondern auch mehr finanzielle Mittel. Dass OECD-Staaten diese Spenden als ODA anrechnen können, birgt die Gefahr, dass sie ihre Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe weiter kürzen. Überhöhte ODA Nach offizieller Regelung des OECD- DAC können Geberländer eine Reihe an Kosten als ODA melden, z. B. Kosten für die Aufnahme internationaler Studierender, die Erstaufnahme von Schutzsuchenden im Geberland und die Spende von nicht benötigten COVID-19 Impfstoffen. Diese Anrechnungen sind umstritten, da sie nicht zu Humanitärer Hilfe und nachhaltiger Entwicklung in Ländern des Globalen Südens beitragen. Beispielsweise stieg 2021 der Anteil, den die sogenannte überhöhte Hilfe (Inflated Aid) an der gesamten öffentlichen Entwicklungshilfe der EU und ihrer Mitgliedstaaten ausmacht, auf 16,7%. Download Zivilgesellschaftliche Stellungnahme an OECD DAC Entwicklungsfinanzierungsstatistik (ke)
Innovationsworkshop Posted on 7. November 2022 - 12:28 by Katharina Eggenweber Ziel des eintägigen Workshops Innovationsprozesse gestalten und organisieren Kreativitätstechniken lernen Instrumente des Innovationsmanagements kennenlernen Austausch und Vernetzung, gemeinsam an dem Thema arbeiten und lernen Agenda Inspiration zu Innovation (von der Gründerin eines Sozialunternehmens) Input zu Innovation (Produkte/Dienstleistungen/Prozesse/Rahmenbedingungen/Organisationskultur) Rapid Prototyping – spielerisch zur nächsten Innovation (in mehreren Runden neue Ansätze für eigene Herausforderungen generieren) Praktische Anwendung auf die eigene Arbeit/Organisation Trainer*innen von Trainconsulting Sabine Zhang ist systemische Organisationsberaterin und Sparringpartner für Führungskräfte, war Geschäftsführerin in einer Menschenrechtsorganisation, Effizienzberaterin in Produktionsbetrieben und hat in Österreich, China, Indien, im Senegal und in der Ukraine gelebt und gearbeitet. Michael Liehmann war Leiter der E-Gov Initiative des österreichischen Bundeskanzleramts und hat langjährige Führungserfahrung – im In- und Ausland – in globalen Konzernen internen Managementberatung. Globale Verantwortung Workshop InnovationHerunterladen TheGiftGivingProject-DeutschHerunterladen
Allianz für Klimagerechtigkeit wendet sich vor 27. UN-Klimakonferenz an österreichische Bundesregierung Posted on 4. November 2022 - 9:47 by Katharina Eggenweber Die diesjährige UN-Klimakonferenz kehrt von 06. bis 18.11.2022 auf afrikanischen Boden zurück und damit auf einen Kontinent, der zwar historisch für weniger als 3% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, aber gleichzeitig zu den vulnerabelsten Regionen der Welt zählt. ©Allianz für Klimagerechtigkeit Leider lässt sich auch eine zunehmende Einschränkung der Zivilgesellschaft und eine steigende Bedrohung von Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen weltweit, aber insbesondere auch im COP27-Gastgeberland Ägypten beobachten. Darum wird die Solidarität mit und die Unterstützung von kritischer Zivilgesellschaft und Medien ein zentrales Kriterium für die Glaubwürdigkeit des gesamten Verhandlungsprozesses – sowohl für Nichtregierungsorganisationen als auch für die österreichische Bundesregierung sowie die COP-Präsidentschaft. Kernforderungen Bei der UN-Klimakonferenz COP27 in Sharm-el-Sheikh gilt es, sich auf Ziele, Regeln und Maßnahmen zu einigen, die das Erreichen der Pariser Klimaziele mit Synergien zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Agenda 2030 sicherstellen. Folgende Punkte sind dabei zentral: Nur wenn die UN-Mitgliedstaaten ihre Klimaschutzpläne am Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf unter 1,5°C zu begrenzen, ausrichten, können sie irreversible Kipppunkte und damit eine weitere Verschärfung der Klimakrise verhindern. Jeder Staat soll einen konkreten Plan zu Netto-Null-Emissionen mit Etappenzielen vorlegen und schnellstmöglich aus fossiler Energieversorgung aussteigen – insbesondere mit Blick auf die derzeitige Energiekrise und den Krieg in der Ukraine. Länder des Globalen Nordens sollen Länder des Globalen Südens aktiv dabei unterstützen, mit immer größer werdenden Schäden sowie Verlusten umzugehen und Anpassungsmaßnahmen an die Klimakrise umzusetzen. Menschen im Globalen Süden sowie junge Menschen sollen echte Teilhabe auf allen Ebenen politischer Entscheidungsprozessen erlangen, denn sie sind am meisten von Folgen der Klimakrise betroffen. Es gilt, die bestehende Finanzierungslücke des aktuell vereinbarten Ziels, 100 Mrd. US-Dollar für Länder des Globalen Südens zur Verfügung zu stellen, noch heuer zu schließen, und rasch ein erhöhtes Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 zu verhandeln. Darüber hinaus sollen die Mitgliedstaaten, allen voran Österreich, ihre Finanzierung von Klimaanpassungsmaßnahmen verdoppeln. ©climatesaustria Wer bei Klimakonferenzen Fortschritte erzielen will, muss glaubwürdig auftreten. Österreich ist daher aufgefordert, seine Hausaufgaben zu machen und ambitionierte nationale Klimaschutzmaßnahmen sowie gezieltere internationale Unterstützungsleistungen umzusetzen. Dabei gilt es, im Sinne der Klimagerechtigkeit im Interesse aller Menschen, aber insbesondere im Interesse der derzeit Verletzlichsten und am stärksten Betroffenen zu handeln. Dies kann nur dann gelingen, wenn sowohl die Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse als auch die Partizipation aller Stakeholder*innen die Grundlage der Verhandlungen bildet. (ke) Links Positionspapier (2022): Forderungen der Allianz für Klimagerechtigkeit an die Österreichische Bundesregierung Presseaussendung (03.11.2022): COP27: NGO-Allianz fordert mehr Geld für Klimafinanzierung
Sechster Roundtable Wirtschaft & Entwicklung Posted on 2. November 2022 - 10:54 by Katharina Eggenweber Einige entwicklungspolitische Programme fördern bereits die Entwicklung sozialer Innovationen, um Herausforderungen in Ländern des Globalen Südens zu begegnen. Auch entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisationen (NROs) initiieren soziale Innovationen, integrieren sie in ihre Projekte und setzen immer wieder sozialunternehmerische Akzente bzw. Projekte um. Um mehr benachteiligte Menschen zu erreichen, sollten etwaige Finanzierungslücken geschlossen und noch mehr spezifische Unterstützungsangebote geschaffen werden. Herausforderungen bei der Skalierung von Sozialunternehmen Peter Vandor, Leiter des Social Entrepreneurship Centres an der WU Wien, erklärte die wesentlichen Unterschiede zwischen der Skalierung von Sozial- und kommerziellen Unternehmen: Peter Vandor, Leiter des Social Entrepreneurship Centres an der WU Wien, beschrieb Unterschiede zwischen Sozial- und konventionellen Unternehmen: Fehlender Market-Pull: Der Bedarf entspricht nicht immer der kommerziellen Nachfrage Fehlende Wachstumsfinanzierung: Viele Wachstumsgeldgeber*innen (z.B. öffentliche Hand, Philanthropie) haben ein lokales Mandat Sozialunternehmer*innen sind häufig lokal motiviert Fehlendes Wissen und fehlende spezifische Supportangebote zur Skalierung von Sozialunternehmen © Quotefancy Vertreter*innen vom Österreichischen Roten Kreuz und CONCORDIA Sozialprojekte bestätigten, dass Unterstützungsangebote von und der Zugang zu Kapitalgeber*innen in Ländern des Globalen Südens lückenhaft seien. Ein Vertreter von Impact Hub betonte, dass Finanzierungspfade gemeinsam mit Geldgeber*innen und Sozialunternehmer*innen gezeichnet werden sollten, um etwaigen Finanzierungslücken vorzubeugen. Die Austrian Development Agency fördere derzeit vorwiegend Programme, die die Gründung von Sozialunternehmen im Globalen Süden unterstützen. Die Oesterreichische Entwicklungsbank (OeEB) vergebe erst Kredite ab 10 Mio. Euro. Einen Zwischenschritt biete hier die African-Austrian SME Investment Facility der OeEB, die österreichische Unternehmen in Afrika mit Mezzanin- bzw. Eigenkapital unterstütze. Mit diesem Kapital werde etwa aus Kunststoff recycelte Dachziegel in Kamerun finanziert. Der Westbalkan sei Österreich zum Beispiel im Rahmen des European Fund for Southeast Europe (EFSE), wo OeEB auch investiert ist, bei der Skalierung von Sozialunternehmen voraus. Weitere Herausforderungen bei der Skalierung von Sozialunternehmen in Ländern des Globalen Südens seien das kulturelle Verständnis und die lokalen politischen Rahmenbedingungen. Möglichkeiten, Sozialunternehmen zu skalieren Sozialunternehmen können skaliert werden durch: Disseminierung: aktiv Informationen und technische Unterstützung als Open-Source zur Verfügung stellen Export Franchising Aufbau organisationaler Strukturen ähnlich zu betriebseigenen Filialen in einem rein kommerziellen Kontext Ab einer gewissen Unternehmensgröße könne Results-based-Financing zur Anwendung kommen: Eine Finanzierungsform, bei der Auftraggebende, die die Mittel bereitstellen, Auftragnehmende, die das Projekt durchführen bzw. eine Dienstleistung erbringen, nach Erreichen eines vorher festgelegten Ergebnisses bezahlen. Es soll die soziale Wirkung in den Vordergrund stellen und einen Mission-Drift – also das Abkommen von der ursprünglichen Organisations- oder Unternehmensmission – verhindern. Ashoka betonte, dass große Sozialunternehmen, wie etwa Fairphone, auch Sektor-Praktiken beeinflussen, da sie etwa neue Standards beim Abbau seltener Erden für die gesamte Branche setzen. Die WKO Außenwirtschaft Austria unterstütze im Rahmen des achtwöchigen Programms Scaleup Globally österreichische Start-ups dabei, international zu skalieren. Sie bekommen in Workshops und individuellen Coaching-Sessions die Möglichkeit, ihre Zielmärkte auszuwählen und an ihrem Product-Market-Fit zu arbeiten. Oikocredit wolle in Zukunft neben Mikrokrediten und Beratung auch stärker auf die Herausforderungen auf Gemeinschaftsebene fokussieren, wie etwa in Bezug auf Wohnraum, Bildung, Gesundheit oder öffentliche Infrastruktur. Denn mangelnder Zugang zu Bildung, weil es in der Nähe keine Schule gibt, sei sowohl ein individuelles als auch ein kollektives Problem. Oikocredit sei sich bewusst, dass öffentliche Einrichtungen staatlich finanziert werden sollten. Da dies aber nicht ausreichend passiere, sehen sie Handlungsbedarf von privater Seite. Für viele private Angeleger*innen stehe jedenfalls die soziale vor der finanziellen Rendite im Vordergrund. (ke)
EIB Global: Development for profit or people? Posted on 4. Oktober 2022 - 12:16 by Katharina Eggenweber Pabitra Thaba is a single mother of four children living in Lamjung, Nepal. In April this year, she found officials from the Nepal Electricity Authority installing a wire to an electricity transmission tower on her land without her consent. Thirty police officers were with them. When Pabitra and other community members peacefully protested the construction, she was viciously beaten. She was beaten again and detained by police following more peaceful protests in the days afterwards. Arrests and evictions triggered by EIB money Frank Vanaerschot © private The European Investment Bank (EIB), the bank of the European Union and largest multilateral lender in the world, is financing the transmission line which sparked the human rights abuses against Pabitra and her community. It is one of numerous development projects the EIB has supported that harmed local communities living near them, as Counter Balance has previously documented. In the past few years alone, the bank has financed the Mombasa Port Access Road in Kenya despite 300 people being forcibly evicted to build it, and the Vc motorway in Bosnia and Herzegovina which will affect Serb minority communities living near the proposed construction. This has not stopped the EIB from expanding its role in international development. Earlier this year, the bank launched ‘EIB Global’ – its new development branch. The branch will play a major role in leading the European Union’s development financing in the years to come – totalling billions of Euros in investments. Stamping out human rights abuses As Patriba’s treatment shows, EIB Global should mark a sea change in how the EIB invests outside Europe. Step one would be to guarantee that communities like Patriba’s were fully consulted on a project before any financing agreement is signed. The bank should then continue speaking with communities during the entire construction process, making sure the voices of women, indigenous people, people with disabilities and vulnerable groups are truly heard and that they can impact the decisions on financing an operation (if at all) and how it is done. Relying on clients, such as banks, funds, companies or governmental institutions working with the EIB on a project, to check for human rights abuses themselves causes an obvious conflict of interest. These stakeholders have every reason to sweep problems they find under the carpet to ensure their project goes ahead. It should be up to the EIB to do this work itself through heightened due diligence and close connection to populations on the ground. The EIB’s current disregard for human rights is exemplified by its failure to even bother creating a system to monitor whether violations are occurring in its projects. It even refused to develop such a system when drafting a new set of social standards for itself earlier this year – despite dozens of civil society organisations calling for this. Yet, the bank has no problem pouring money into projects it already knows are causing violations. Development for the people To guarantee that European development finance is truly pro-poor rather than merely pro-business (favouring European financial interests), EIB Global must make a more fundamental change. It must break with the bank’s fixation on mobilising investments from the private sector. EIB Global’s current strategy relies on ‘mobilising billions each year from the private sector’ to finance development in the Global South. This plan has the seeds of its own failure within it. If the profit expectations of these private investors are the standard a project should meet to be supported by EIB Global, it is unlikely that new projects will provide public services that everyone in the local community can afford to use. As a cornerstone of EU development finance, EIB Global’s main goal has to be to create socially and environmentally sustainable and equitable societies wherever it invests in projects. Only then will the bank be sure it is supporting infrastructure that people need – not what just happens to be the most appealing to investors seeking plentiful returns. EIB Global has been launched with many warm words, claiming to bring the EIB “closer to people, companies and institutions”. Yet proximity to EIB investments has too often brought assaults, evictions, destitution or intimidation to Pabitra and many others. The creation of EIB Global is a golden opportunity to change this. It is one the bank must take if Pabitra’s story is not to be repeated and local development goals – not European private sector interests – are to be the EIB’s unambiguous priority. About the author Frank Vanaerschot is Director of Counter Balance, a watchdog seeking to use European public finance to create socially and environmentally sustainable and equitable societies worldwide. He has over a decade of experience researching, campaigning and advocating for economic justice. Frank has previously campaigned for a green, democratic financial sector with the Belgian NGO FairFin. Links Is the EIB too faulty to become the ‚EU Development Bank‘?EIB Global: An opportunity to transform the EIB’s approach to developmentEU bank’s new environmental and social policy not fit for lofty development ambitions In der Rubrik Kommentar der Anderen bietet die AG Globale Verantwortung Expert*innen die Möglichkeit, aktuelle und relevante entwicklungspolitische Themen zu kommentieren sowie ihre Meinung zu präsentieren. Das Ziel ist, Debatten über Entwicklungspolitik zu ermöglichen, den demokratischen Diskurs zu fördern und die Bedeutung der Umsetzung der Agenda 2030 hervorzuheben. Die inhaltliche Verantwortung für den Text liegt ausschließlich bei den Autor*innen. Die AG Globale Verantwortung teilt nicht notwendigerweise die vorgetragenen Ansichten.
Erfolgsfaktoren für Social Entrepreneurship Posted on 4. Oktober 2022 - 10:44 by Katharina Eggenweber World Café ©AG Globale Verantwortung In Österreich werden immer mehr entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisationen (NROs) sozialunternehmerisch tätig. So auch Mitgliedsorganisationen der AG Globale Verantwortung, die ihre lokalen Partnerorganisationen dabei unterstützen, Sozialunternehmen zu gründen und zu führen. Einige dieser Partnerorganisationen wenden auch innovative unternehmerische Lösungen an, um drängenden sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Ländern des Globalen Südens zu begegnen. Vertreter*innen von Impact Hub, des students‘ innovation centre [sic!] der BOKU, Universität Wien, Social Impact Award, Ashoka, Social Entrepreneurship Network Austria, des Referats Wirtschaft & Entwicklung der Austrian Development Agency (ADA) sowie von Mitgliedsorganisationen der AG Globale Verantwortung tauschten am 23.09.2022 Erfahrungen aus und diskutierten gemeinsam Erfolgsfaktoren von Sozialunternehmen in Ländern des Globalen Südens. Zusammenarbeit von NROs und Sozialunternehmen Das primäre Ziel eines Sozialunternehmens ist die positive gesellschaftliche Wirkung. Es schüttet nur begrenzt Gewinne aus und bezieht Mitarbeiter*innen und Benefizient*innen in Entscheidungen mit ein. Peter Vandor, Leiter des Social Entrepreneurship Centers der WU Wien, berichtete beim Austausch, dass es mehr Sozialunternehmen in Staaten mit höherer Staatsquote, höherem Bruttonationalprodukt und stabilen rechtlichen Rahmenbedingungen gebe. Außerdem zeigte er mögliche Formen sozialunternehmerischer Ansätze für entwicklungspolitische NROs auf: NROs gründen eigene sozialunternehmerische Initiativen, z.B. magdas Hotel sowie Bäckereien der Caritas Österreich oder Initiativen von CONCORDIA Sozialprojekte.NROs schaffen Strukturen für Innovation und Unternehmer*innentum in der eigenen Organisation, z.B. fördert das REDpreneur-Programm des Österreichischen Roten Kreuzes lokale Partnerorganisationen bei der Gründung von Sozialunternehmen.NROs arbeiten mit Sozialunternehmen zusammenarbeiten, z.B. SOS-Kinderdorf Österreich mit Plasticpreneur, die Plastik-Recycling-Maschinen zur Verfügung stellen.Sozialunternehmer*innentum in den Zielländern unterstützen, z.B. Social Impact Award oder Ashoka Visionary Program in Ostafrika. Die Caritas gründete das Sozialunternehmen magdas mit der Vision Langzeitarbeitslose, Menschen mit Behinderungen und Migrant*innen in den Arbeitsmarkt zu (re-)integrieren. Gabriela Sonnleitner, Geschäftsführerin von magdas, erzählte, dass die ersten drei Jahre die schwierigsten gewesen seien, aber Hotel, Catering-, Recycling- und Reinigungsbetrieb mittlerweile schwarze Zahlen schreiben. Eine Herausforderung sei jedenfalls, dass das Unternehmen mit dem konventionellen Markt mithalten und gleiche Preise sowie Standards bieten müsse. Gabriela Sonnleiter empfahl, immer wieder den eigenen Business-Case zu evaluieren: Dadurch werde sichtbar, welche Bereiche effizienter gestaltet werden könnten, ohne dabei den Geschäftszweck aus den Augen zu verlieren. Georg Schön, Geschäftsführer von Ashoka Österreich, berichtete über das Leadership-Program seiner Organisation, neue Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit und wie große internationale NROs etwa als Skalierungspartner für Sozialunternehmen fungieren könnten. Erfolgsfaktoren Abschlussrunde ©AG Globale Verantwortung Teil des Austausches war auch ein World-Café, bei dem Vertreter*innen der Social-Business-Szene und die Mitgliedsorganisationen der AG Globale Verantwortung die Gelegenheit nutzten, Erfolgsfaktoren für Sozialunternehmer*innentum zu diskutieren. So sollten Sozialunternehmer*innen offen, ausgeglichen, kritikfähig sowie nah am Problem und an der Zielgruppe sein. Außerdem würden sie betriebswirtschaftliches Wissen und Leadership-Skills benötigen, und sollten in der Lage sein, Entscheidungen treffen zu können. Mitarbeiter*innen von NROs könnten entsprechend ausgebildet werden, und auch Universitäten und sozialunternehmerische Netzwerke könnten bei der Suche nach geeigneten Sozialunternehmer*innen behilflich sein. Um diese Fachkräfte dann in der Organisation zu halten, brauche es eine engagierte Geschäftsführung, die Freiräume, Autonomie und eine entsprechende Entlohnung ermögliche. Zu einem betrieblichen Umfeld, das Social Innovation unterstütze, zähle aber auch ein diverses Team und Mitarbeiter*innen aus den begünstigten Communities. Eine NRO könne sich auch darüber Gedanken machen, ob es die Möglichkeit für sogenannte Spin-offs innerhalb der Organisation schaffen, also einzelne Geschäftsbereiche aus der Mutterorganisation ausgliedern will. NROs oder Unternehmen sollten jedenfalls Benefizient*innen bereits in die Konzeption eines sozialunternehmerischen Projekts miteinbeziehen (Human-Centered-Design) und dabei auf drei bis vier Probleme fokussieren, die gelöst werden sollen. Wichtig sei es, Raum und Zeit für Reflektion und Social Innovation zu schaffen, sodass Initiativen entstehen können. Anhand qualitativer und quantitativer Methoden könnten NROs bzw. Unternehmen die soziale wie auch wirtschaftliche Wirkung ihres sozialunternehmerischen Handelns messen; häufig allerdings erst nach mehreren Jahren Unternehmenslaufzeit. Bei der Finanzierung sozialunternehmerischer Projekte seien die Logiken von Fördergeber*innen, NROs und Unternehmen in Einklang zu bringen. Zur Finanzierung sozialunternehmerischer Ansätze könnten NROs Mittel von öffentlichen Fördergeber*innen, geförderten Krediten (wie etwa von Entwicklungsbanken), Spenden, Stiftungen, Unternehmenspartner*innen oder über Crowd-Funding beziehen. (ke)
Asiatische Infrastrukturinvestmentbank soll nachhaltige Energiewende fördern Posted on 18. Juli 2022 - 11:49 by Katharina Eggenweber Globale Verantwortung In einem Brief fordert die AG Globale Verantwortung gemeinsam mit 63 zivilgesellschaftlichen Organisationen, dass sich die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) auf die Förderung nicht ressourcenintensiver, sozial-verträglicher, erneuerbarer Energien konzentriert. Wir regen an, dass die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank die Förderung von Kohle, Erdgas und Erdöl vermeidet und keine Unterstützung für Kernkraftwerke in Betracht ziehen wird. Weiters empfehlen wir konkrete Schritte zu definieren, um die Finanzierung mit dem Pariser Klimaabkommen (Erderwärmung auf 1,5°C begrenzen) in Einklang zu bringen. Eine nachhaltige Energiewende darf nicht die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Lebensgrundlage der lokalen Gemeinschaften beeinträchtigen. So sollen Landenteignung oder der Verlust des Zugangs zu wichtigen Wasser- und Nahrungsmittelquellen vermieden werden. Download Zivilgesellschaftliche Stellungnahme (15.07.2022): Re: AIIBs Energy Sector Strategy Update July 2022 Link Asiatische Infrastrukturinvestmentbank: Call for Public Consultation: AIIB’s Energy Sector Strategy Update (ke)