Icon Arbeitsrechte

Wenn wir Elektrogeräte, Kleidung und Nahrungsmittel kaufen oder Dienstleistungen wie einen Lieferservice nutzen, sind uns die Menschen, die unseren Konsum ermöglichen, oft nicht bewusst. Viele arbeiten zu geringsten Löhnen in unsichtbarer Heimarbeit, unter gefährlichen Bedingungen in Textilfabriken, in Bergwerken oder auf Plantagen in Ländern, in denen Gewerkschaften eingeschränkt sind. Laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO), die konkrete Arbeitsstandards definiert, waren zuletzt sogar 27,6 Mio. Menschen von Zwangsarbeit betroffen.[1] Arbeiter*innen im Mittleren Osten und in Nordafrika galten im Jahr 2023 nach Angaben des Global Rights Index als besonders gefährdet.[2]

Solche Arbeitsrechtsverletzungen stehen im Widerspruch zum UN-Pakt über die Wirtschaftlichen, Sozialen und Kulturellen Rechte, der das Recht auf gerechte und günstige Arbeitsbedingungen enthält. Dazu zählen angemessene Löhne, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen und Gewerkschaftsrechte. Diskriminierung, beispielsweise von Frauen, ist nicht zulässig – allen Menschen steht das gleiche Entgelt für gleichwertige Arbeit zu.[3] Derzeit wird in der EU ein dringend benötigtes Lieferkettengesetz[4] verhandelt, das Unternehmen dazu verpflichten wird, Menschenrechtsverletzungen entlang ihrer Lieferketten zu verhindern.

Der Schutz von Arbeitsrechten ist die Voraussetzung für die Verwirklichung anderer Rechte, wie zum Beispiel das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard und ein Leben in Würde. Aber auch für das Erreichen von SDG 1 (keine Armut), SDG 8 (menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) sowie SDG 12 (nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster).

Wie Südwind und seine Partner*innen weltweit Arbeitsrechte stärken

Die globale Bekleidungsindustrie ist von der Missachtung grundlegender Arbeitsrechte geprägt: Armutslöhne, riskante und ungesunde Arbeitsplätze, Verfolgung von Gewerkschafter*innen sowie mangelnde soziale Absicherung sind weit verbreitet. In den meisten Produktionsländern arbeiten überwiegend Frauen in Textilfabriken, sie berichten regelmäßig von sexuellen Übergriffen.  

Frau mit Schild "I made your clothes with GBV"

2023 erzeugte der Protest bangladeschischer Textilarbeiter*innen gegen den viel zu geringen Mindestlohn, der sie in Armut gefangen hält, internationale Aufmerksamkeit.[5] Ein besonders dramatischer Vorfall in Bangladesch war der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza im Jahr 2013, bei dem mehr als 1.100 Menschen starben. Erst nach zwei Jahren zahlten involvierte globale Textilkonzerne geringe Entschädigungen an die Familien der Opfer sowie Arbeiter*innen, die aufgrund ihrer Verletzungen nicht mehr arbeiten konnten.[6]

Clean Clothes Kampagne für Arbeitsrechte in der Bekleidungsindustrie

Südwind koordiniert in Österreich seit 2001 die Clean Clothes Kampagne (CCC), die Teil eines internationalen Netzwerks, das sich für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungs- und Sportartikelindustrie in Europa, Asien und Afrika einsetzt, ist. Die Kampagne unterstützt Arbeiter*innen im Rahmen von Trainings und ihrer Selbstorganisation dabei, ihre Rechte durchzusetzen und sie vor Ausbeutung und ungesunden Arbeitsbedingungen zu schützen.

CCC dokumentiert Fälle von Arbeitsrechtverletzungen, analysiert Lieferketten und Geschäftsmodelle und fordert Modeunternehmen auf, Missbrauch und Rechtsverletzungen zu beseitigen. Der Dialog mit Unternehmen spielt eine wichtige Rolle, aber auch Kampagnen, die eine internationale Öffentlichkeit über systematische Rechtsverletzungen informieren und motivieren, die Durchsetzung von Arbeitsrechten in Produktionsländern zu unterstützen.

Partner*innen: Partnerorganisationen der Clean Clothes Kampagne in Österreich und international

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Links


Fußnoten

[1] ILO: Forced labour, modern slavery and human trafficking

[2] Global Rights Index: Worker’s rights in 2023

[3] OHCHR: International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights

[4] AG Globale Verantwortung (30.05.2023): Bedeutung des EU-Lieferkettengesetzes für nachhaltige Entwicklung weltweit

[5] Clean Clothes Kampagne (13.11.2023): Beschämende 106 Euro Mindestlohn im Monat

[6] Südwind: Gedenkkundgebung: 10 Jahre Rana Plaza